TH in Friesoythe droht das Aus

Sammie

20 Jahre Mitglied
Schliessung Fehlende Spenden, leere Vereinskasse / Landkreis und Gemeinden können auch nicht helfen

Knapp war die Kassenlage immer schon. Doch jetzt hat sich die finanzielle Situation des Tierschutzvereins Friesoythe so zugespitzt, dass dem Tierheim in Sedelsberg das Aus droht.

Von Carmen leonhard und Marion Zahn

Saterland - In dieser Woche wurde den Mitarbeitern des Tierheims die schlechte Nachricht verkündet: Den drei Halbtagskräften und einem Auszubildenden wurde mitgeteilt, dass sie nicht länger beschäftigt werden können.

"Die Kündigungen wurden erst telefonisch durchgegeben, kamen einen Tag später mit der Post", erzählt Tierheimleiterin Anja Witting. Das sei erst einmal ein Schock gewesen. Der Verein habe die Kündigungen zum 30. September ausgesprochen. "Uns wurde aber auch gesagt, dass die Gehälter nur für den August gesichert sind", so Witting. Was danach geschehe, wisse sie nicht. Anweisungen, für die Tiere schon ein anderes Heim zu suchen, seien bislang nicht eingegangen. Die Vierbeiner, von denen derzeit 50 Katzen und 8 Hunde in Sedelsberg untergebracht sind, müssen ja versorgt werden. "Andererseits: Wer kann es sich - bei aller Tierliebe - leisten, ohne Bezahlung arbeiten zu gehen?", fragt die Tierheimleiterin.

Für die Tierheim-Crew kam die Nachricht einigermaßen überraschend: "Wir wissen ja, dass die finanzielle Situation nicht rosig ist, wackelig war das immer schon - vor allem, weil die Spendenbereitschaft bei den Menschen in diesen harten wirtschaftlichen Zeiten ja auch immer weiter zurück geht", erklärt Anja Witting. Dass es so arg kommen würde, damit hätte sie aber nun doch nicht gerechnet.

Auch die Vorsitzende des Tierschutzvereins Friesoythe und Umgebung, Dr. Veronika Tholen, wurde nach eigenen Angaben von der Entwicklung überrollt. Die Lohnnebenkosten seien horrend gestiegen, Spenden blieben aus - und dann kam auch noch die Aufforderung der EWE, eine Nachzahlung in Höhe von 1250 Euro zu leisten. "Die Kosten laufen uns davon", klagt Tholen. Rund 6000 Euro monatlich braucht das Tierheim, um seine Fixkosten (Lohn, Futter, Tierarzt) zu decken. Nur mit dem Zuschuss vom Landkreis, dem kleinen Obulus, den die neuen Tierbesitzer bei der Vermittlung eines Vierbeiners an das Tierheim zahlen, und mit den Mitgliedsbeiträgen kommt das Tierheim nicht über die Runden. Spenden müssen her.

Dass es in diesem Jahr besonders knapp wird, zeichnete sich schon vor einigen Wochen ab, räumt Veronika Tholen ein: "Man hätte frühzeitig die Bremse ziehen müssen." Das ist aber nicht passiert: "Wir haben noch gehofft." Das war vergebens. "Jetzt hoffen wir, dass wir über den September hinaus kommen." Um Spenden einzuwerben, habe man jetzt Schreiben an Firmen und Privatleute gesandt. Was passiert, wenn das nicht hilft, weiß Veronika Tholen nicht. Immerhin hat sie sich schon Gedanken gemacht, was mit dem Tierpfleger-Azubi wird, der jetzt, im dritten Lehrjahr, seine Kündigung erhalten hat: "Da wird man eine Lösung finden."

Um das Tierheim zu erhalten, muss Geld fließen. Das, so macht es Ansgar Meyer, Pressesprecher des Landkreises deutlich, müsse aber wohl der Verein durch Spendensammlungen oder andere Aktivitäten hereinbekommen. Der Landkreis gebe jährlich einen Zuschuss von 20 500 Euro (vor Steuer, übrig bleiben rund 18 000 - Anmerkung der Redaktion). "Dazu werden bei Baumaßnahmen, wie etwa für Zwinger, zusätzliche Zuschüsse gewährt. Und auch die Fläche und Gebäude stellt der Kreis kostenlos zur Verfügung", betont er. Das sei eine Regelung, die so mit dem Tierschutzverein ausgehandelt worden sei. Bis 2005 laufe die Vereinbarung. Die Gelder seien beim Landkreis im Haushalt vorgemerkt. "Bei den Verhandlungen hat der Tierschutzverein gesagt, dass es mit diesen Mitteln möglich sei, die Aufgabe zu erfüllen", erklärt er weiter. Der Landkreis gehe deshalb davon aus, dass der Verein auch wie abgesprochen innerhalb der Laufzeit das Tierheim aufrecht erhalten werde. "Der Verein hat jetzt auch die Öffentlichkeit informiert, wirbt für das Tierheim. Und mit dem Tag der offenen Tür im September wird ja auch mobil gemacht", so Meyer, "wir gehen davon aus, dass der Verein seine Probleme in den Griff bekommt und das Tierheim nicht geschlossen werden muss." Sollte das aber doch der Fall sein, stellt Meyer klar, stehe nicht der Kreis in der Pflicht. "Rechtlich sind die Städte und Gemeinden verpflichtet, herrenlose Tiere zu versorgen." Die aber stecken selbst in finanziellen Nöten.

"Eine Unterstützung finanzieller Art wird uns nicht möglich sein", erklärt etwa der Saterländer Bürgermeister Hubert Frye. Das Tierheim sei für die Gemeinde sicherlich sehr wichtig. Man wolle jetzt mit dem Tierschutzverein Kontakt aufnehmen. "Ein Patentrezept habe ich aber nicht", so Frye. Auch habe er keine klare Vorstellung, wie die Gemeinde ohne das Tierheim zurechtkomme. "Der Bauhof hat einige Plätze für herrenlose Hunde. Die können dort aber auch nur kurzfristig untergebracht werden. Katzen können wir nicht aufnehmen", stellt Frye die heikle Situation dar. Die Leistungen, die das Tierheim erbringe, könne die Gemeinde nicht ersetzen.

Wer dem Tierheim durch eine Spende helfen möchte - jeder Euro ist willkommen: Kontonummer 084 120 310 bei der LZO, Bankleitzahl 280 501 00.

Am 7. September findet zudem ein Tag der offenen Tür statt. Von 11 bis 18 Uhr können sich dann alle Interessierten ein Bild von der Einrichtung machen und sich informieren.

Thomas Przybycin absolviert im Tierheim eine Ausbildung. Ob er in Sedelsberg seinen Abschluss machen kann, ist ungewiss.

Tierpflegerin Sigrid Kleen hat ihre Kündigung erhalten. Wer ihr September-Gehalt zahlt, steht in den Sternen.Bilder: Bartz

 
  • 19. April 2024
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