Auszug aus SPIEGEL ONLINE - NETZWELT:
"... Und es geht weiter. Längst schwappt der Trend der harten Gangart gegen P2P-Nutzer auch über den Atlantik.
Ein Ruck ging durch die KaZaA-Gemeinde, als letzte Woche bekannt wurde, dass rund 150 emsige dänische KaZaA- und eDonkey-Nutzer Post von der dänischen Anti-Piracy-Group APG erhalten hatten. Inhalt der Briefe: Rechnungen über insgesamt rund 135.000 Euro als Lizenzgebühr für die Nutzung raubkopierter Dateien. Ein besonders fleißiger KaZaA-Nutzer sieht sich mit einer Forderung über 14.000 Euro konfrontiert. Langsam, soll das signalisieren, kommt Euch der Spaß teuer zu stehen.
Auch dieser Fall ist signifikant: Dänemarks Urheberrechte folgen eher dem mitteleuropäisch geprägten Rechtsverständnis, als dem angelsächsischem Copyright, das primär die Verwertungsrechte schützt und damit der Industrie eine stärkere Position gibt. Während in Großbritannien und den USA die Illegalität der P2P-Börsen gar nicht in Frage steht, diskutieren darüber in Frankreich, eben Dänemark oder hierzulande noch die Rechtsgelehrten. Doch auch das, signalisiert der dänische Fall, schützt P2P-Nutzer nicht vor konkreten Forderungen in konkret nachgewiesenen Fällen. Zumindest das Anbieten von kopierten Dateien ist auch nach mitteleuropäisch geprägtem Rechtsverständnis fraglos strafbar.
Es wird eng für P2P, in und außerhalb der Gerichtssäle. Nach zwei Jahren offensichtlich hilflosen Taumelns scheint die Entertainment-Industrie Schritt gefasst zu haben. Mit harten Bandagen kämpft sie für ihre Rechte, an allen Fronten, und schreckt dabei auch vor den unpopulärsten Maßnahmen nicht mehr zurück. Mitte November wurde über KaZaA wieder einmal eine Sabotagedatei vertrieben, die Musikdateien von Festplatten entfernte und die Platten selbst beschädigte. "Eightball" kam als "Skin" daher, als alternatives Layout für die Software.
Betroffen waren nur Windows XP-Rechner. Da begann die Installation der Sabotagedatei mit einem Dialogfenster: "Wanna see some magic?"
Neben Stören und Strafverfolgen setzt die Industrie in den letzten Monaten zunehmend auf den Ausbau ihrer kommerziellen Angebote, doch da fehlt ihr nach wie vor der "Magic Touch": Noch immer bekommt es keiner der Dienste hin, zu jedem gegebenen Zeitpunkt auch nur alle Top-Ten-Titel im Angebot zu haben. Das Ende der freien P2P-Geschichte mag näher gerückt sein, eine echte Alternative hat die Industrie immer noch nicht zu bieten. Die wird sie aber, harte Bandagen hin oder her, hurtig brauchen: Bisher hat die P2P-Gemeinde ihre Probleme mit der Plattenindustrie noch alle gelöst.
Und zwar technisch."