Giladu schrieb:
Und was lag zwischen den beiden Bildern?
TB hat den Hund mit einem Mauli gesichert und ihn an eine Schleppleine genommen. Der Halter hat ihn dann von der Führleine abgeleint und zügigen Schrittes den Platz verlassen. Der Hund hat TB sofort attakiert ( Füsse, Waden, Oberschenkel... von hinten, der Mann ging vom Hund weg). Von der völligen Ergebnislosigkeit seines Angriffs sichtlich erschüttert, nahm Timo zunächst Abstand. Dann hat TB den Hund an der Schleppe langsam näher rangeholt. Ein weiterer Angriff auf die Hand folgte und da auch dieser erfolglos blieb, brach der Hund in sich zusammen. Aus dem hochaggressiven Angreifer war ein Häufchen Elend geworden, das nun endlich die Ursache seines Verhaltens zeigte: Angst und soziale Unsicherheit. Von hier an versuchte er nicht mehr TB anzugreifen. Bis hierhin kam es nicht zum Einsatz von Zwangsmitteln, die über den Mauli und die Leine hinausgegangen wären.
In der Folge ging Tb in die Hocke, um den Hund zu sich hinzulocken. Dies gelang nicht auf Anhieb, aber als er sich auf den Boden legte, kam der Hund zögerlich, deutlich beschwichtigend zu ihm hin. Dann stand Thomas auf und ging ein paar Schritte mit dem Hund, der an lockerer Leine neben ihm lief.
Anschließend führte TB an dem Hund das durch, was er Aggressionsblockade nennt:
Eine fremde Person näherte sich dem Hund. Das ist genau die Situation in der Timo sonst schon auf große Entfernung ausrastete. Thomas Baumann hockte sich im Abstand von ungefähr 1,5m hinter den Hund, und beim ersten Anzeichen auf ein Umschalten des Hundes hin zur aggressiven Angstbewältigung, bekam er einen Leinenruck. Timo trägt ein Stoffhalsband, aber für ihn reichte diese Intensität der Einwirkung aus und er drehte sich von Konfliktherd weg, um sich zu TB hinzuorientieren. Nach der dritten Wiederholung war kein weiterer Zwang mehr erforderlich. Der Hund versuchte (auf diesem Platz, in dieser Situation, mit diesem Mann an der Leine) nicht mehr seine Unsicherheit durch aggressives Verhalten abzubauen, dieser Weg war blockiert. Damit ist der Weg frei zum schrittweisen Angstabbau durch Gegenkonditionierung und Desensibilisierung.
Dann kam der Mauli runter und das ist dann das zweite Bild. Es zeigt einen entspannten Thomas und einen gestressten Timo. Man sieht ihm seine Angst deutlich an. Diese ist das eigentliche Problem und es wird sehr lange dauern, sie abzubauen. Das sagt Thomas Baumann aber auch ganz offen. Die Aggressionsblockade ist der Anfang, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Hausgemacht ist das Problem m.E. in zweierlei Hinsicht. Zunächst wurden alle Anzeichen von sozialer Unsicherheit, Beschwichtigung und Angst übersehen, so daß dem Hund nur der Weg in die Aggression blieb. Dann wurde gegen diese hysterischen Anfälle zu lange nichts Wirksames unternommen, so dass sich das Verhalten festigen konnte.
Ich konnte den Leuten mit meinem Latein jedenfalls nicht mehr helfen und ich bin froh, den Weg in dieses Seminar gefunden zu haben.
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