Hallo Melli,
erstmal Respekt, dass du diese Möglichkeit in Betracht ziehst. Sich selbständig zu machen ist ein riesen Schritt und nicht jeder ist dafür gemacht.
Ich bin vor 1 1/2 Jahren in den Familienbetrieb eingestiegen und hab so die Chance, langsam in alles rein zu wachsen. Trotzdem ist es mit "normaler" Arbeit nicht zu vergleichen.
1. ist es sicher besser ein "bestehendes" Unternehmen weiterzuführen. So wie unten erwähnt nicht in dem Sinne, dass die Verbindlichkeiten übernommen werden. Aber wenn der Standort bekannt ist und ein regelmäßiger guter Kundenstamm die Örtlichkeit gewöhnt ist, ist das leichter als um jeden einzelnen Kunden werben zu müssen.
2. Wenn ich das richtig verstanden habe, bist du Friseurin. Da kenn ich mich nicht so genau aus, aber im Dachdeckerhandwerk ist das so, dass ein Betrieb, der sich Dachdeckerei o.ä. nennt, einen Meister haben muss. Wie gesagt, ob das in deinem Fall so ist, du selber den Meisterbreif hast, etc. weiß ich nicht. Sollte aber abgeklärt sein, weil zuwiderhandlung von der Handwerkskammer bös geahndet werden kann (Geldstrafen etc. braucht man als Existensgründer sicher nicht)
3. Was oft unterschätzt wird, ist der Verwaltungsaufwand. Klar kann man seine Unterlagen zum Steuerberater geben und der regelt das alles. Allerdings verlangen die einen haufen Geld für so was. Gibt es jemanden, dem du vertraust / bzw. bist du selber buchhalterisch fit? Auch da ist es leider so, dass einem sofort Finanzamt, Berufsgenossenschaft, Bundesknappschaft und Co im Nacken sitzen und die sind unlustig...
4. bist du der Verantwortung gewachsen? Also nicht das du das falsch verstehst, ich will dir damit gewiss nix unterstellen. Aber es ist schon eine enorme Belastung und kann für schlaflose Nächte sorgen, wenn man mal Rechnungen nicht bezahlen kann etc... Dazu kommen die Mitarbeiter (wohl deine jetztigen Kollegen), zu denen sich das Verhältnis enorm ändern wird. Das ist einfach eine menschliche Sache / Typfrage, nicht jeder kann damit umgehen. Wie gesagt, ich will dir nix unterstellen. Ich kenn dich ja nur vom Hooksiel-Treffen und auf grund dessen kann ich mir da keine Meinung bilden. Es ist nur so, dass jeder an die finanziellen Schwierigkeiten denkt, aber dass das auch menschlich eine Belastung sein kann (nicht muss!), darüber sollte man sich auch klar sein.
5. Finanziell musst du mit Abstrichen rechnen. Allein die Tatsache, dass du dann aus der Sozialversicherungspflicht raus fällst, kann teuer werden. Krankenversicherung, Altersvorsorge etc. das kostet alles Geld!
Der gang zum Arbeitsamt ist sicher lästig und man muss sich da evt. mit nem nervigen Sachbearbeiter auseinander setzen. Trotzdem würde ich es an deiner Stelle tun. Wenn es irgendeine Förderung gibt, und wenn du nur 50 € im Monat bekommst (das wären im ersten jahr schon 600), ich finde dafür kann man sich schon mal nen Vormittag mit denen rum ärgern
ergibt immernoch nen guten Stundenlohn
Auf jeden Fall mit der Handwerkskammer reden, die sind oft kompetenter (und wenns drum geht, neue Mitglieder zu bekommen wesentlich engagierter als das AA) und können dir sicher auch Tips geben.
Wichtig zu beachten ist, dass viele Fördermittel VOR beginn der Selbständigkeit beantragt werden müssen.
Klar ist die Zeit knapp, aber evt. wäre dein Chef bereit, das ganze um einen Monat zu verschieben, wenn er weiß, dass du dich da rein hängst!
Natürlich muss dir dein Chef, wenn er dir das anbietet die Bilanzen zeigen. Und denk dran, es gibt immer mindestens 2 Bilanzen pro Jahr, eine fürs Finanzamt (möglichst geringer Gewinn = wenig Steuern) und eine für die Banken (möglichst hoher gewinn = Kreditwürdigkeit bei Banken). Irgendwo dazwischen bewegt sich dann die Wahrheit. woe gesagt, ich weiß nicht wie fit du in solchen Sachen bist, aber man kann Bilanzen "schön lügen", also aufpassen, was er dir zeigt! (will deinem Chef nix unterstellen, aber bei geschäftlichen und finanziellen Angelegenheiten hört die Freundlichkeit oft auf)
Ansonsten lohnt es sich das ganze zu googeln, da gibts so viele Infos...
Ist mal wieder etwas lang geworden... Aber das ist auch ne Frage, die sich nicht in einem Satz beantworten lässt!
Zur Not hast du ja auch meine Tel.Nr. falls du noch fragen hast!
Wie schon anfangs gesagt, braucht man ne Menge Mut um sich in der heutigen Zeit selbständig zu machen! Es ist zwar anstrengend, aber ich habe - trotz schlafloser Nächte - nix bereut!
LG und viel Erfolg Nina