Im Forum ist es immer schwer mit dem geschriebenen Wort das zum Ausdruck zu bringen und alles Relevante zu schreiben, was eigentlich nötig ist, damit ein vollumfänglich richtiger Eindruck entsteht.
Mein Elvis war in jungen Jahren extrem aufgedreht und wirbelig und ist auch heute mit fast 9 immer noch sehr temperamentvoll, aber durch das viel Training und Erziehung kann man ihm sehr gut Beherrschung abverlangen und hat auch er selber gelernt, sich zu beruhigen und zu beherrschen und Situationen zu ertragen.
Für die meisten Leute ist es scheinbar wichtiger, dass der Hund Situationen zu ertragen lernt und sich zu beherrschen lernt und trainieren diese Bereiche sehr intensiv und vernachlässigen dabei das Training zur Fähigkeit des Hundes, sich selber aus einer Erregung wieder zu beruhigen! Sozusagen die Impulskontrolle!
Wenn ihr mit dem Ball spielt, übt bzw. trainiert ihr vorwiegend die Fähigkeiten des Hundes, sich zu beherrschen, aber weniger, dass der Hund lernt, sich auch aus der Erregung wieder schnell zu beruhigen. Das Ergebnis ist dann auch, dass er sich für einen bestimmten Moment beherrschen kann, aber die Aufregung irgendwann so groß wird, dass er sozusagen explodiert und wieder klammert.
Gerade die Fähigkeit, sich aus der Aufregung wieder zu beruhigen, scheint er aber vor allen Dingen bisher nicht gelernt zu haben und damit die größten Schwierigkeiten zu haben.
Ich würde Euch daher raten, das Spiel so abzuändern, dass ihr nach jedem Wurf eine Pause einlegt bzw. das Spiel unterbrecht und den Ball wegpackt und ihn ruhig sitzen lasst, einpaar Schritte geht oder etwas anders macht etc. und wenn er wieder auf einem ruhigen Level ist, den Ball wieder rausholt und den Ball wieder werft und wieder nach einem Wurf wieder den Ball komplett wegpackt etc. und erst wieder auspackt, wenn er ruhig und nicht angespannt ist.
Er soll lernen, dass er sich aus der Aufregung auch wieder schnell beruhigen kann. Ihr könnt das anfangs auch mit einem unspektakulären Leckerchen unterstützen, welches ihr ihm in der Pause geben könnt und ihn damit auch vom Ball ablenkt.
das Problem bei Eurem Ballspiel speziell für Euren Hund ist, dass er während des Prozederes zwar seine Geduld trainiert, aber die ganze Zeit auf Spannung bleibt und sich nicht runterkühlt, sondern im Gegenteil hoch fährt, auch wenn er zeitweise beherrscht reagiert.
Es gibt zum Thema Impulskontrolle eine Menge Literatur, die einem gute Denkanstöße geben kann. Grundsätzlich würde ich bei allen aufregenden Spielen immer dafür sorgen, dass der Hund nicht zu hoch fährt und dass sie abrupt unterbrochen werden und man sich anderen, ruhigeren Aktivitäten zuwendet, damit er lernt, dass man sich auch aus der Erregung schnell beruhigen kann.
Bei meinem Elvis ist es so extrem trainiert, dass er auch aus einem aufgedrehten und hochgepuschten Spiel mit Artgenoßen auf Kommando sofort stoppen kann und ruhig neben mir steht.
Es gibt natürlich bei fortgeschrittenem Trainingsstand viele weitere Möglichkeiten, die Impulskontrolle zu steigern, aber das braucht Geduld.
Vorsicht! Allerdings geben ich meiner Vorrednerin absolut Recht, dass ihr bei Eurem Hund erst einmal auf derart Training verzichten solltet, bis sich der Hund eingewöhnt hat und ihr ihn vor allen Dingen auch erst einmal richtig kennen gelernt habt und er Euch kennen gelernt hat.
Die Gefahr für Euch beim Training der Impulskontrolle wäre im Moment auch, dass Ihr nicht wisst, wie der Hund bei Stress reagieren kann. Es scheint so, dass er bei Stress mit dem besagten Klammern reagiert, aber um das zu beurteilen, kennt ihr den Hund noch nicht gut genug.
Das Klammern solltet ihr tatsächlich unterbinden. Ganz einfach mit ruhigem Verhalten nicht zulassen. Kommt es dennoch dazu, sollte man das angemessen, ohne Gewalt und ohne Hysterie und Aufregung Maßregeln und dem Hund signalisieren, dass man es nicht duldet, aber auch unterbinden bzw. stoppen kann. Wenn einer allein nicht dazu in der Lage ist, sollte man allein auch Situationen meiden, in denen der Hund solches Verhalten zeigen könnte. Es wäre wenig sinnvoll, wenn er klammert und ihr als Reaktion darauf nur schimpfen könnt und beleidigt den Ball wegpackt, aber ihn nicht daran hindern könnt, oder ihn korrigieren könnt.
Zum Ende, meines mal wieder sehr langen Romans, kann ich Euch nur den Tipp geben, darauf zu achten, dass ihr genug Ruhephasen im Tagesablauf einhaltet und den Hund gerade am Anfang nicht so sehr mit Aktivitäten voll ballert. Heutzutage ist es ja scheinbar normal, dass Hunde Minimum 3-4 Stunden Auslauf haben, zusätzlich trainiert werden und sich auch sonst Stunden lang mit ihnen beschäftigt wird. Dann wundern sich die Leute, dass die Hunde nicht zur Ruhe kommen.
1-2 Stunden Auslauf am Tag sind absolut ausreichend. 2-3 kurze Spaziergänge und ein etwas längerer sind meiner Meinung nach sehr viel sinnvoller für den normalen Hund.
Genauso würde ich Euch empfehlen, gezielt darauf zu achten, dass ihr ruhiges und gewünschtes Verhalten lobt, auch wenn es selbstverständliche Situationen sind. Ich bestätige bei meinem aufgedrehtem Exemplar ruhiges Verhalten, auch wenn es für andere Halter Situationen sind, die sie als selbstverständlich ansehen, denn für uns ist es eben nicht selbstverständlich.
Abschließend kann ich Euch auch nur empfehlen, den Hund gezielt zwischendurch zur Ruhe zu "nötigen" in dem ihr ihn ab und zu auf den Platz schickt und er sich dort einfach ruhig hinlegen soll. Gerade aufgedrehte Exemplare muss man auch mal ein "Mittagsschläfchen" machen lassen, auch wenn sie selber nicht auf die Idee kommen würden und lieber in der Wohnung herumwuseln würden.
Mein Elvis war und ist ein sehr lebhafter Hund, der den ganzen Tag etwas machen will, dem ständig langweilig ist, der sich immer animieren lässt und am liebsten nie schlafen würde und immer im Mittelpunkt stehen will
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Als junger Hund war er unerträglich
) seine Schwester war noch schlimmer. Die war wirklich wie ein Duracel-Hase, der die ganze Zeit in Bewegung war. Auch die Fähigkeit der beiden, sich hoch zu fahren und sich aufzuregen, war sehr hoch. Mit Training und Geduld kann man das wirklich gut auf ein normales Level herunter schrauben und korrigieren. Ich kann Euch da wirklich Hoffnung und Mut machen.
Dass ich mal wieder so viel geschrieben habe, bedeutet nicht, dass ich an Euren eigenen Erfahrungen und Fähigkeiten als Halter zweifle, sondern wie im Forum bekannt ist, kenne ich beim Schreiben einfach kein Ende. Es ist also weder belehrend noch respektlos gemeint. Wenn ihr das Meiste eh schon wißt, dann entschuldigt mich bitte mit einem Schmunzeln. So, jetzt ist Schluss