Wurden vergiftete Köder ausgelegt?
Von Karin Freudenberger und Joachim Kinzinger
Hundebesitzer im Weinsberger Tal sind entsetzt und besorgt - Drei Tiere waren nicht mehr zu retten
Die Angst geht um beim Schäferhundeverein in Weinsberg. Zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen ist ein Tier des Vereins elend verendet. Die Symptome waren jeweils identisch und deuten auf eine Vergiftung hin. Allerdings wurde die Polizei bisher nicht eingeschaltet.
"Was hat mein drei Monate alter Welpe Roxy verbrochen, dass er auf eine so entsetzliche Art sterben musste?" Diese Frage stellt sich Sina aus Weinsberg immer wieder. Gemeinsam mit dem jungen Schäferhund ging das Mädchen am Fuße des Grantschener Wildenbergs spazieren.
Roxy schnüffelte an Äpfeln herum, nahm auch mal den Flügel eines toten Vogels in die Schnauze.
Als sie nach Hause kamen, schwankte das Tier im Zwinger, konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Auf dem Weg zum Tierarzt wurde der Bauch dick, die Körpertemperatur fiel spürbar ab.
Der Veterinär tippte auf Grund ähnlich gelagerter Fälle auf eine Vergiftung, gab sofort Infusionen. Doch Roxy war nicht mehr zu retten.
Mit Schrecken erinnert sich Sabine Nell aus Affaltrach an einen Spaziergang mit ihrem sieben Monate alten Husky-Mischling Lobo Anfang November. Auch hier hat der Welpe offensichtlich beim Gassi gehen in Affaltrach etwas aufgenommen. Drei Stunden später knickten die Hinterbeine weg, er schrie, jaulte vor Schmerzen, erbrach sich.
"Dann kamen Krämpfe wie bei Epileptikern und Atemlähmung dazu" , erzählt Sabine Nell. Sie fuhr zum Notfalldienst in die Tierklinik. Beide Tierärzte waren sich einig: Es handelt sich mit an " Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" um eine Strychninvergiftung.
Auch Lobo war nicht mehr zu retten. Nell vermutet, dass bewusst die Tötung des Tieres in Kauf genommen wurde.
Im Erbrochenen fand sie ein Zellophantütchen.
Nach ähnlichem Muster verlief das Drama bei Attila ab, der mit Martin Schweikle auch am Wildenberg unterwegs war. "Es lief zu allen Löchern raus", sagt Schweikle. Nach zwei Stunden in der Tierarztpraxis war auch der Sennenhund-Mischling tot.
Um Gewissheit zu erhalten, lässt der Besitzer den Mageninhalt des Hundes derzeit in der Landesuntersuchungsanstalt untersuchen.
Nun geht im Weinsberger Schäferhundeverein die Angst um. Dort wurden alle drei Tiere trainiert. "Wer ist der nächste?", sorgen sich Besitzer. Bisher wurden diese Fälle der Polizei jedoch nicht gemeldet. "Es gibt keine Anzeigen", erklärt Polizeipressesprecher Peter Lechner aus Heilbronn auf Nachfrage der Heilbronner Stimme.
Wenn die drei Hunde im Weinsberger Tal an Giftködern verendet wären, wäre dies im Unterland kein Einzelfall. Hundehalter brachten 1995 nach Spaziergängen zwischen Nordheim und Lauffen ihre Tiere mit akuten Pflanzenschutz-Vergiftungen zum Tierarzt.
1996 hatte ein unbekannter Täter vergiftete Katzenpfoten und Fleischabfälle im Weinsberger Ranzenberg-Gebiet ausgelegt. Zehn Mäusebussarde, ein Turmfalke sowie ein Yorkshire-Terrier fraßen die Todesköder.
Drei Hunde starben 1999 in Möckmühl nach dem Genuss von Giftködern. Ihre Besitzer hatten sie am Rande des Wohngebiets "Hahnenäcker" ausgeführt. Aufregung auch im Oktober in Heilbronn.
Ein Unbekannter hatte ungenießbares Fleisch als Raubvogelfutter verteilt. Ein Hund erkrankte, wurde gerettet. Zunächst waren die Stücke für Giftköder gehalten worden.
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------