07.02.2001
Schirme auffressen verboten
Goch. Seltsame Gegend: Schießen erlaubt, Rauchen verboten. Gestern war auch noch alles andere "pfui": Schirme auffressen, Jogger-durch-den-Wald-scheuchen, Fauchen, Knurren, Schnappen. Alles, was manche Vierbeiner lustig und alle Zweibeiner furchtbar finden. Denn gestern war Prüfungstag. Verhaltensprüfung des Kreisveterinäramts - für Hund und Herrchen. Auf dem Schießstand Grunewald in Kessel - weil es da so schön grün ist. Und so schön eingezäunt.
Der-ist-ganz-lieb, beißt-nicht, will-nur-spielen - Hunde, die künftig ohne Korb auf dem Maul oder gar ohne Leine laufen wollen, müssen hier beweisen, was Herrchen beteuert. Strammstehen müssen sie, strammsitzen und sich benehmen wie ein Schaf. Lethargie wird belohnt - mit Einsern. Wer bockig ist, bekommt eine Sechs, mindestens - wie in der Schule. Bloß, dass Schüler ihre Lehrer nicht beißen.
Gestern wollte niemand beißen. Sieben Hunde hatten Angst für zehn. "Aladin" zum Beispiel. "Aladin" ist ein Pyrenäenhund und viel größer als der böse Schirm, den ein Helfer neben "Aladin" aufschnappen lässt. "Aladin" wollte nicht zurückschnappen. Er wollte auf Frauchens Arm. "Schön", lobte da die Leiterin des Veterinäramts, Dr. Silvia Förster, die mit Walter Hendricks die kreisweit Einzige mit der Lizenz zum Prüfen ist. Sie spielen Alltag für Hunde - zusammen mit Helfern wie Jutta Landers. Jutta Landers ist Vorsitzende der Hundefreunde Elten, und war gestern für einen Tag Opfer. Joggte und humpelte etwas steif da im Schutzanzug an den Tieren vorbei, gab Herrchen Pfötchen - und manchem Hundchen auch. Wer weder sie noch den Mann mit der Rappeldose noch die Presse, die gestern Fußgängerzone spielte, beißt, darf den Maulkorb im Körbchen lassen - nach einem weiteren Gassigang zum Ordnungsamt.
Denn nach der Prüfung (die 150 Mark für die Maulkorb- und 50 Mark für die Leinenbefreiung kostet) bekommt Herrchen nur die Bescheinigung, dass sich "Anhaltspunkte dafür ergeben haben, dass von dem Hund bei Befreiung von der Anleinpflicht eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit zu befürchten ist." Eine Gefahr? "Der Vordruck vom Land", seufzt Förster und erklärt, dass das Ordnungsamt aus dem Schrieb liest, dass der Hund keinen Maulkorb tragen muss. Den Test bestanden alle Hunde. Mischling "Ronja" und "Aladin" machten auch die Leinenprüfung mit - fielen den Jogger auch im Wald nicht an, blieben liegen bis Herrchen rief, machten nichts, das "pfui" ist. Und sind daher auch auf Behördendeutsch "keine Gefahr".
Von ANJA HASENJÜRGEN (Text) und THORSTEN LINDEKAMP (Fotos)
Schirme auffressen verboten
Goch. Seltsame Gegend: Schießen erlaubt, Rauchen verboten. Gestern war auch noch alles andere "pfui": Schirme auffressen, Jogger-durch-den-Wald-scheuchen, Fauchen, Knurren, Schnappen. Alles, was manche Vierbeiner lustig und alle Zweibeiner furchtbar finden. Denn gestern war Prüfungstag. Verhaltensprüfung des Kreisveterinäramts - für Hund und Herrchen. Auf dem Schießstand Grunewald in Kessel - weil es da so schön grün ist. Und so schön eingezäunt.
Der-ist-ganz-lieb, beißt-nicht, will-nur-spielen - Hunde, die künftig ohne Korb auf dem Maul oder gar ohne Leine laufen wollen, müssen hier beweisen, was Herrchen beteuert. Strammstehen müssen sie, strammsitzen und sich benehmen wie ein Schaf. Lethargie wird belohnt - mit Einsern. Wer bockig ist, bekommt eine Sechs, mindestens - wie in der Schule. Bloß, dass Schüler ihre Lehrer nicht beißen.
Gestern wollte niemand beißen. Sieben Hunde hatten Angst für zehn. "Aladin" zum Beispiel. "Aladin" ist ein Pyrenäenhund und viel größer als der böse Schirm, den ein Helfer neben "Aladin" aufschnappen lässt. "Aladin" wollte nicht zurückschnappen. Er wollte auf Frauchens Arm. "Schön", lobte da die Leiterin des Veterinäramts, Dr. Silvia Förster, die mit Walter Hendricks die kreisweit Einzige mit der Lizenz zum Prüfen ist. Sie spielen Alltag für Hunde - zusammen mit Helfern wie Jutta Landers. Jutta Landers ist Vorsitzende der Hundefreunde Elten, und war gestern für einen Tag Opfer. Joggte und humpelte etwas steif da im Schutzanzug an den Tieren vorbei, gab Herrchen Pfötchen - und manchem Hundchen auch. Wer weder sie noch den Mann mit der Rappeldose noch die Presse, die gestern Fußgängerzone spielte, beißt, darf den Maulkorb im Körbchen lassen - nach einem weiteren Gassigang zum Ordnungsamt.
Denn nach der Prüfung (die 150 Mark für die Maulkorb- und 50 Mark für die Leinenbefreiung kostet) bekommt Herrchen nur die Bescheinigung, dass sich "Anhaltspunkte dafür ergeben haben, dass von dem Hund bei Befreiung von der Anleinpflicht eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit zu befürchten ist." Eine Gefahr? "Der Vordruck vom Land", seufzt Förster und erklärt, dass das Ordnungsamt aus dem Schrieb liest, dass der Hund keinen Maulkorb tragen muss. Den Test bestanden alle Hunde. Mischling "Ronja" und "Aladin" machten auch die Leinenprüfung mit - fielen den Jogger auch im Wald nicht an, blieben liegen bis Herrchen rief, machten nichts, das "pfui" ist. Und sind daher auch auf Behördendeutsch "keine Gefahr".
Von ANJA HASENJÜRGEN (Text) und THORSTEN LINDEKAMP (Fotos)