Wolfgang
KSG-Haarspalter™
In Wanfried haben am 20. März zwei Rottweiler aus Geismar in einer Art Blutrausch 17 Schafe gerissen. Wie sich jetzt heraus stellt, nur die Spitze eines Eisberges. Die Hunde sollen bereits mehrmals Tiere getötet und Menschen bedroht haben. Die Behörden traten dem mit Bußgeldern entgegen. Die Gefahr für die Einwohner der Verwaltungsgemeinschaft wurde dabei offenbar völlig unterschätzt.
"Aus gutem Grund wacht hier ein scharfer Hund", steht auf einem Schild am Zaun der früheren Gärtnerei bei Geismar. Ein rundum eingezäuntes Terrain. Aus einem Zwinger bellen zwei Rottweiler. Die Hunde, die im Moment einen mäßig aggressiven Eindruck vermitteln, hatten am 20. März in einer Art Blutrausch in der Gemarkung Wanfried 17 Schafe gerissen und getötet. Durch den maroden Maschendrahtzaun waren sie ausgebüxt. Und das offenbar nicht zum ersten Mal. Nur bisher wollte es keiner an die große Glocke hängen. Auf dem Dorf werden solche Dinge untereinander geregelt.
Nun aber kann und will niemand mehr die Gefahr unter der Decke halten. Der Waldtag für die 65 Kinder des Kindergartens St. Ursula in Geismar fiel erst einmal ins Wasser. Da, wo Pascal (im Bild) und die anderen Kinder immer spielen, in Richtung Hülfensberg, haben die zwei Rottweiler offenbar ihr Jagdgebiet. Vor einem Jahr rissen sie hier einen Hund zu Tode. Die Angestellten auf dem Hülfensberg sollen bereits von ihnen bedroht worden sein. Und auch in Geismar müssen die Hunde nach Auskunft von Amtstierarzt Dr. Erich Kny schon getötet haben. Zur Anzeige aber kam es nicht.
Kindergartenleiterin Christina Schlanstedt wartet nun auf eine Entscheidung der Ämter, wie es mit den gefährlichen Hunden weiter geht. So lange werden die Schützlinge im Kindergarten beschäftigt.
Der Ball liegt jetzt beim Ordnungsamt der Verwaltungsgemeinschaft Ershausen. VG-Chef Hubert Thume trifft sich heute mit einer Vertreterin des Veterinäramtes, um nächste Schritte zu besprechen. Beim Bußgeldverfahren wird es für die Besitzer diesmal nicht bleiben. Kny zieht einen Wesenstest der Hunde in Erwägung. Wenn sich dabei herausstelle, dass die Hunde eine Gefahr für die Allgemeinheit sind, müssen sie entweder rund um die Uhr beaufsichtigt oder gar eingeschläfert werden - laut Kny das letzte Mittel. "Aber statt Schafen kann es morgen ein Kind sein", macht der Amtstierarzt deutlich.
Das sehen auch viele Eltern in Geismar und umliegenden Dörfern so. Sigrid Montag, Mutter eines drei- und eines fünfjährigen Kindes, und Reinhild Richard, Mutter einer fünfjährigen Tochter, können es nicht fassen, dass die Hunde nach dem Blutbad zurück zu ihrem Besitzer durften. Sie haben Angst um ihre Kinder, fordern seit Dienstag in einer Unterschriftenaktion: "Die Hunde müssen weg". Und der Besitzer der getöteten Schafe, Ernst Wehr, befürchtet, dass die Hunde, werden sie nicht sicher verwahrt, schon bald zu seiner Herde zurück kehren. Die am 20. März getöteten Tiere waren trächtig. Ein doppelter Verlust für den Mann aus Wanfried. Vor drei Wochen waren die Rottweiler schon einmal bei ihm aufgetaucht. Damals rief er die Polizei, die wie beim jüngsten Geschehen nichts tun konnte als die Besitzer der Hunde, eine Familie aus Ershausen, zu informieren. "Die holten sie dann einfach ab. Und fertig."
Wie sehr dies die Gemüter bewegt, zeigt eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Geismars Bürgermeister und das Ordnungsamt. Der Döringsdorfer Wolfgang Held klagte beim Innen- ministerium, die Behörden hätte ihre Kontrollpflicht verletzt. Den Hunden könne man ihr animalisches Verhalten nicht vorwerfen. Doch Behörden und Besitzer hätten sie früher in sichere Verwahrung nehmen müssen.
Die Halterin der Hunde fühlte sich gestern falsch verstanden. Fünf Jahre lang habe sie die Tiere, sie hätten nie Menschen angefallen. Sie bedauere das Eindringen der Rottweiler ins Schafgehege, wolle aber "die Bevölkerung darüber aufklären, dass diese Hunde keine Gefahr für Menschen darstellen. Die Hunde sind nie auffällig geworden. Auch ständiger Publikumsverkehr auf dem Hof rief zu keiner Zeit ein Fehlverhalten der Tiere hervor. Einige Bürger reagieren wegen mangelnder Kenntnisse über das Wesen der Hunderasse verängstigt." Der Rottweiler werde zu Unrecht als gefährlich eingeschätzt. "Rottweiler sind grundsolide und zeichnen sich durch ein gutes Sozialverhalten aus."
Die Besitzerin sagte zu, ein nochmaliges Entlaufen der Hunde mit Hilfe verschärfter Sicherheitsmaßnahmen zu unterbinden. Unbedenklich sehe sie einem Wesenstest entgegen, "um letzte Zweifel an der Ungefährlichkeit der Tiere auszuräumen."
Der angegriffene Ordnungsamtschef Otto Kruse versprach gegenüber TA, die Hunde einem Gutachter vorzustellen. In den Zwinger könne man die Tiere jedenfalls nicht einsperren, machte Amtstierarzt Kny klar. Thomas MÜLLER
31.03.2004
"Aus gutem Grund wacht hier ein scharfer Hund", steht auf einem Schild am Zaun der früheren Gärtnerei bei Geismar. Ein rundum eingezäuntes Terrain. Aus einem Zwinger bellen zwei Rottweiler. Die Hunde, die im Moment einen mäßig aggressiven Eindruck vermitteln, hatten am 20. März in einer Art Blutrausch in der Gemarkung Wanfried 17 Schafe gerissen und getötet. Durch den maroden Maschendrahtzaun waren sie ausgebüxt. Und das offenbar nicht zum ersten Mal. Nur bisher wollte es keiner an die große Glocke hängen. Auf dem Dorf werden solche Dinge untereinander geregelt.
Nun aber kann und will niemand mehr die Gefahr unter der Decke halten. Der Waldtag für die 65 Kinder des Kindergartens St. Ursula in Geismar fiel erst einmal ins Wasser. Da, wo Pascal (im Bild) und die anderen Kinder immer spielen, in Richtung Hülfensberg, haben die zwei Rottweiler offenbar ihr Jagdgebiet. Vor einem Jahr rissen sie hier einen Hund zu Tode. Die Angestellten auf dem Hülfensberg sollen bereits von ihnen bedroht worden sein. Und auch in Geismar müssen die Hunde nach Auskunft von Amtstierarzt Dr. Erich Kny schon getötet haben. Zur Anzeige aber kam es nicht.
Kindergartenleiterin Christina Schlanstedt wartet nun auf eine Entscheidung der Ämter, wie es mit den gefährlichen Hunden weiter geht. So lange werden die Schützlinge im Kindergarten beschäftigt.
Der Ball liegt jetzt beim Ordnungsamt der Verwaltungsgemeinschaft Ershausen. VG-Chef Hubert Thume trifft sich heute mit einer Vertreterin des Veterinäramtes, um nächste Schritte zu besprechen. Beim Bußgeldverfahren wird es für die Besitzer diesmal nicht bleiben. Kny zieht einen Wesenstest der Hunde in Erwägung. Wenn sich dabei herausstelle, dass die Hunde eine Gefahr für die Allgemeinheit sind, müssen sie entweder rund um die Uhr beaufsichtigt oder gar eingeschläfert werden - laut Kny das letzte Mittel. "Aber statt Schafen kann es morgen ein Kind sein", macht der Amtstierarzt deutlich.
Das sehen auch viele Eltern in Geismar und umliegenden Dörfern so. Sigrid Montag, Mutter eines drei- und eines fünfjährigen Kindes, und Reinhild Richard, Mutter einer fünfjährigen Tochter, können es nicht fassen, dass die Hunde nach dem Blutbad zurück zu ihrem Besitzer durften. Sie haben Angst um ihre Kinder, fordern seit Dienstag in einer Unterschriftenaktion: "Die Hunde müssen weg". Und der Besitzer der getöteten Schafe, Ernst Wehr, befürchtet, dass die Hunde, werden sie nicht sicher verwahrt, schon bald zu seiner Herde zurück kehren. Die am 20. März getöteten Tiere waren trächtig. Ein doppelter Verlust für den Mann aus Wanfried. Vor drei Wochen waren die Rottweiler schon einmal bei ihm aufgetaucht. Damals rief er die Polizei, die wie beim jüngsten Geschehen nichts tun konnte als die Besitzer der Hunde, eine Familie aus Ershausen, zu informieren. "Die holten sie dann einfach ab. Und fertig."
Wie sehr dies die Gemüter bewegt, zeigt eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Geismars Bürgermeister und das Ordnungsamt. Der Döringsdorfer Wolfgang Held klagte beim Innen- ministerium, die Behörden hätte ihre Kontrollpflicht verletzt. Den Hunden könne man ihr animalisches Verhalten nicht vorwerfen. Doch Behörden und Besitzer hätten sie früher in sichere Verwahrung nehmen müssen.
Die Halterin der Hunde fühlte sich gestern falsch verstanden. Fünf Jahre lang habe sie die Tiere, sie hätten nie Menschen angefallen. Sie bedauere das Eindringen der Rottweiler ins Schafgehege, wolle aber "die Bevölkerung darüber aufklären, dass diese Hunde keine Gefahr für Menschen darstellen. Die Hunde sind nie auffällig geworden. Auch ständiger Publikumsverkehr auf dem Hof rief zu keiner Zeit ein Fehlverhalten der Tiere hervor. Einige Bürger reagieren wegen mangelnder Kenntnisse über das Wesen der Hunderasse verängstigt." Der Rottweiler werde zu Unrecht als gefährlich eingeschätzt. "Rottweiler sind grundsolide und zeichnen sich durch ein gutes Sozialverhalten aus."
Die Besitzerin sagte zu, ein nochmaliges Entlaufen der Hunde mit Hilfe verschärfter Sicherheitsmaßnahmen zu unterbinden. Unbedenklich sehe sie einem Wesenstest entgegen, "um letzte Zweifel an der Ungefährlichkeit der Tiere auszuräumen."
Der angegriffene Ordnungsamtschef Otto Kruse versprach gegenüber TA, die Hunde einem Gutachter vorzustellen. In den Zwinger könne man die Tiere jedenfalls nicht einsperren, machte Amtstierarzt Kny klar. Thomas MÜLLER
31.03.2004