@Lana
meine Verwandtschaft weiß vermutlich gar nichts über Polen, nur etwas über Panzer.
(Und derjenige ist Teil meiner Asperger-Verwandtschaft, ich kann dir also versichern, er ist
sehr selektiv interessiert.)
Und ich habe geschrieben, dass das
ein Aspekt ist, der ansonsten nicht erwähnt wird
, aber sicher nicht der einzige. Ich habe außerdem geschrieben, "Polen und einige andere Länder" - was aber daran liegt, dass ich mir nur Polen gemerkt habe, nicht, weil ich sagen wollte, dass Polen die treibende Kraft war.
Der Punkt in meinem Beitrag waren nicht die "bösen Polen" - die
können sich kaufen, was immer sie möchten, und wenn der Abrams für sie und für viele andere Nationen der bessere Panzer ist - dann ist das so.
(Südkorea hatte ich jetzt gar nicht auf dem Schirm, aber nach so und so vielen Stunden Panzer-Quartett mit dem kleinen Ü hätte ich das wohl besser sollen...
)
Das ist für mich nicht "böse", das ist
legitimes Verfolgen der eigenen Interessen. (Deren sie einige haben. - Und ich verstehe sehr gut, dass sie sich auf Deutschland mit seiner auch ansonsten zögerlichen Haltung nicht verlassen mögen. Im Gegensatz zu meiner Verwandtschaft musst du mir das nicht erklären. Wirklich nicht.
)
Und selbst
wenn "nur die Polen", und
nur, um ihre bald nicht mehr benötigten Panzer nicht verschrotten zu müssen, dafür gestimmt hätten (was ich so nicht sagen wollte und auch nicht glaube), wäre das immer noch total okay für mich. Das wäre es auch, wenn es die Luxemburger wären.
Allerdings kann ich Weltkarten lesen und Polen hat Putin vor der Haustür. Natürlich haben die ein noch viel legitimeres Interesse daran,
dass er den Krieg nicht gewinnt.
Ich bin nie davon ausgegangen, das sei nicht so, und es tut mir ehrlich leid, wenn es bei dir so angekommen ist.
Ich habe das in meinem Beitrag nicht weiter erwähnt, weil Polen nur
eines der genannten Länder war (es ging um mehrere), und es mir tatsächlich darum ging, dass das ("wirtschaftliche Interessen" oder von deutscher Seite
eingebildete wirtschaftliche Interessen) ein Grund war, warum Scholz noch einige Tage gezögert hat, nachdem Baerbock schon mehr oder weniger klar gemacht hat, wir machen das.
In der amerikanischen Kriegführung spielen wirtschaftliche Interessen mW immer eine große Rolle, weil die Rüstungsindustrie dort ähnlich wie hier einer der größten Arbeitgeber ist. In der deutschen Politik ist es (oftmals leider nach meiner Meinung) auch so, dass die Wirtschaft alles andere toppt.
Darum passt so ein Spielchen nach meiner Meinung durchaus zu Scholz (der es allerdings nicht charmant verpackt und dadurch alle Leute verärgert) - und es steigert meine Meinung über ihn absolut nicht.
Ich wollte in diesem Zusammenhang nie etwas "Böses" über Polen sagen.
Der Leopard 2 ist als Modell fast so alt wie ich. Die Panzer, die Polen hat vermutlich immer noch 20 Jahre. Es ist normal, sich ab und an neu auszurüsten, vor allem, wenn man befürchtet, bald auf gutes, zuverlässiges Equipment angewiesen zu sein. Und zwar eine leistungsfähige deutsche Rüstungsindustrie an der Hand hat, aber Politiker dahinter, die das Herumeiern zur hohen Kunst erhoben haben, und die Belieferung mit Zubehör extrem erschweren können.
Auf der anderen Seite hat man einen Anbieter mit einer einflussreichen Regierung im Hintergrund, die im Moment sehr bereit ist, einem entgegenzukommen.
Aus der Kundenperspektive ist es
absolut verständlich, dass Polen derzeit eher keine deutschen Panzer möchte.
Und wenn das jemanden schlecht aussehen lässt, dann
Deutschland.
Es tut mir leid, dass ich dir ungewollt "Blutdruck" verschafft habe, das war wirklich nicht meine Absicht!
Und ja, ich stimme dir zu - dass Polen Angst davor hat, dass Russland mit Deutschland gemeinsame Sache macht, ist ein interessanter Blickwinkel für mich persönlich.
Ich bin ja in einem sehr rechtskonservativem Haushalt großgeworden (und mein Vater hat auch in der Rüstungsindustrie gearbeitet, nebenbei, aber das ist ja sehr lange her) - und ein wesentlicher Grund, warum mein Vater massiv in diese Richtung abgedriftet ist, als Student, war, dass das für ihn (nach seinen Angaben) die einzigen Parteien waren, die strikt antikommunistisch waren und mit der "Annäherung an Russland" nichts anfangen konnten. Er ist direkt an der Zonengrenze aufgewachsen - die war keine 2 km hinter seinem Haus.
("Die Amis" mochte er zwar auch nicht, aber ihm war schon klar, dass ohne die Russland mindestens am Rhein gestanden hätte, also musste man mit denen irgendwie auskommen.)
Überspitztes Familienmotto: "Besser tot als rot!"
Mir würde es im Traum nicht einfallen, mit dem russischen Staat, wie er sich derzeit darstellt, irgendwie "gemeinsame Sache" machen zu wollen. Handel, ja meinethalben. Gemeinsame Politik - never, ever.
Aber ich denke, es gibt Millionen Leute in diesem Land, die das genau anders herum sehen, weil die über Jahrzehnte genau so massiv gegen die USA (und in dem Fall auch noch pro Russland) indoktriniert wurden wie ich anders herum. Und ich kann dazu sagen: Sag was du willst, irgendwas bleibt da immer hängen.
Ich bin heute wirklich alles andere als politisch rechts. Aber ich würde mich nie links nennen wollen...
Und kann am Kommunismus nichts finden. Bis heute nicht, wo ich allem anderen abgeschworen habe...
Warum sollte das für andere Leute mit anderen Werten anders sein?
Die
können das vermutlich gar nicht anders sehen.
Und auch wenn das vielleicht nicht für die Mehrheit der Deutschen gilt, führt es dazu, dass Deutschland ein unsicherer Verbündeter ist, weil es diesbezüglich in sich gespalten ist.
Also, ja, verstehe ebenfalls, warum man auch ohne Geschichte im Hintergrund, die ja zumindest im Fall von Polen noch obendrauf kommt, Deutschland dann nicht für superverlässlich hält.