Polizeihunde bissen Castor-Demonstranten

S

Sera und Rest

... wurde gelöscht.
Polizeihunde bissen Castor-Demonstranten


Dannenberg/Niedersachsen, 13.11.01

Die Wachsjacke ist hin, reif für den Müll. Der Stoff am linken Ärmel hängt in Fetzen herab, Watte quillt heraus. "Ich habe noch ziemliches Glück gehabt, es sind nur ein paar schmerzhafte Kratzer", sagt Herbert Kunschke gefasst, "wahrscheinlich deshalb, weil ich so dick eingepackt bin."

Der Biss des Polizeihundes auf der Wiese nahe der Verladestation Dannenberg hätte den demonstrierenden Schäfer auch schwerer verletzen können. Nicht nur Herbert Kunschke merkt an diesem Tag im Wendland, dass die Einsatzkräfte mit härteren Bandagen kämpfen, um den wegen der Blockaden und technischer Problemen eher schleichenden Castor-Transport möglichst reibungslos ans Ziel zu bringen.

Rund 800 Atomgegner hatten sich bereits im Morgengrauen aufgemacht, um die Straße zum Zwischenlager Gorleben zu besetzen und so Polizeipersonal zu binden. Ihr Schleichweg durch die Wälder war allerdings rasch entdeckt, und Hundertschaften rasten heran.

Zunächst säuselte eine sonore Polizei-Frauenstimme noch über den Lautsprecher: "Bitte kehren sie um, die Polizei wird sie aufhalten." Als das nichts bewirkte, war Schluss mit der Beruhigungstour. Die Hundertschaften bildeten auf freiem Feld eine Kette, dazwischen wurden zwei Dutzend bellende Polizeihunde und ihre Führer aufgestellt. Erstaunlich: Die Tiere trugen keinen Maulkorb. Und dann flogen die Fetzen. Nicht nur bei Herbert Kunschke. Der Warendorfer, ein über 50-jähriger Veteran der Anti-Atomkraftbewegung, wurde von einem Rottweiler angefallen und zu Boden gezerrt. Er brüllte den Hundeführer an: "Sagen sie dem Hund, er soll mich loslassen." Erst einige Sekunden später kam das Kommando abzulassen.

Anstatt sich um die Wunde zu kümmern, drückten andere Polizisten den Gebissenen zunächst zu Boden, ehe ein Sanitäter herangerufen wurde. "Die haben mir einfach nicht geglaubt, dass ich Schmerzen hatte", berichtet Kunschke. "Zunächst haben sie die Sanitäter sogar weggedrängt."

Von unschönen Jagdszenen im Wendland berichtet auch Demonstrant Lothar Waßmann: Sein Friesennerz geriet ebenfalls in die Fänge eines Polizeihundes. Übrig blieben nur Fetzen. "So etwas", sagt der 41-Jährige leicht verdattert, "habe ich noch nicht erlebt: Das Vieh hat von seinem Führer regelrecht Leine gekriegt."

Der Hundeeinsatz am Morgen war nicht der einzige Grund für die Castorgegner, Empörung zu zeigen. Polizei-Reiter sollen in friedliche Demonstranten hineingeritten sein und unnötig den Knüppel ausgepackt haben, hieß es seitens der Castorgegner. Per SMS wurde von der Aktion "WiderSetzen" überdies die Nachricht verbreitet, bei der Auflösung einer Blockade habe die Polizei Pfefferspray sogar gegen Kinder eingesetzt.

Das ist die eine Seite der Wahrheit, die der Demonstranten.

Gerd Koslowski spricht über die andere. Zumindest was den betreffenden Hundeeinsatz angeht. Denn der Wilhelmshavener Polizist, der die Demonstranten "Störer" nennt, ist Chef der betreffenden Hundestaffel, buchstäblich also der Leitwolf. "Polizeihunde sind nun einmal ein Hilfsmittel körperlicher Gewalt. Diese Lage war gegeben. Gegen sitzende Demonstranten würde ich nie einen Hundeeinsatz befehlen", sagt er. Er könne es sich einfach nicht vorstellen, dass einer seiner Leute den Hund länger zubeißen lasse, als unbedingt notwendig. Und: "Es gab für die Störer genug Raum, von den Hunden wegzubleiben. Wer da bewusst reinrennt, hat Pech gehabt."

Warum befahl Koslowski den Einsatz ohne Maulkorb? "Wir hatten bei Blockaden am Wochenende zunächst den Tieren den Korb angelassen. Sie sind dann von Demonstranten geschlagen und getreten worden. Ein Hund mit Maulkorb kann sich nicht wehren."

Argumente, die ein Herbert Kunschke nicht nachvollziehen kann. Wenigstens die Kosten für seine Jacke möchte er von der Polizei ersetzt bekommen. "Ich habe mir schon das Gedächtnisprotokoll des Hundeangriffs zurechtgelegt." In solchen Fällen hat er ein Gedächtnis wie ein Pferd.


Laßt Euch mal den letzten Satz auf der Zunge zergehen.Und zwar diesen hier:"Ein Hund mit Maulkorb kann sich nicht wehren."


Bis dann Sera


Quelle:

dog85.gif


Nie vergessen wirst Du sein.
 
Sicher,
die Demonstrationen waren verboten, die sog. "Störer" haben sich wahrscheinlich ordnungswidrig verhalten.

Zum Aufhalten von Leuten, die einfach irgendwo hinlaufen, wo sie nicht dürfen, sollte die Polizei mit einer Mannschaftsstärke von 15.000 Mann (/Frau) andere Mitte bereithalten können, als beißende Hunde und Pferde, die in Menschen hineinreiten.

Unnötige Härte, z.B. auch der Einsatz von Wasserwefern bei Temperaturen um den Nullpunkt gegen Sitzblockierer, ist Standard bei den Wendland-Einsätzen.

Klar, die Beamten sind genervt, schon wieder einen Castortransport durchknüppeln zu müssen. Aber damit mußten sie rechnen, als sie sich den Beruf ausgesucht haben. Einsatz von Schlagstöcken, Wasserwerfern, Pferden und Hunden soll abschrecken, gegen die Atomtransporte auf die Straße zu gehen. Sicher wirkt das auf manche ängstliche Leute auch in diesem Sinne.

Auf eine andere Gruppe Betroffener wird solche Gewalt anders wirken. Der Staat züchtet sich die Gewalttäter, vielleicht sogar Terroristen, von morgen heran, indem er friedlichem Protest mit Hundebissen und anderer Gewalt begegnet.


ciao
Andreas
 
Einfach nur toll, daß uns Steuerzahler dieser Einsatz 50 Mill. DM gekostet hat
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.

Denken die Demonstranten auch mal darüber nach?
sicher nicht...

watson
 
Hi!

Stimme dir vollkommen zu, Andreas.

@watson: Könnten sich das vllt. auch auch so manche Leute denken bzgl. der Demos gegen VOs (, welche allerdings genehmigt waren)?

Tharin
 
Hallo Tharin,

sicher können diese Gedanken anderen Menschen auch durch den Kopf gehen.

Allerdings bin ich mir sicher, daß bisher bei keiner Demo gegen die VO 50 Mill. DM aus dem Fenster gehauen wurden. Mich erschreckt diese Summe schon.
Ich meine was wird bei den Protesten gegen die Transporte erreicht?
Falls jemand näheres darüber weiß würde ich mich über eine Aufklärung sehr freuen
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watson
 
Das Ziel von Protesten ist immer, die zukünftige Wiederholung der Aktion (hier Atommülltransport) zu verhindern.

Die Kosten für solche Einsätze müßten eigentlich von den Betreibern der Atomkraftwerke getragen werden, denn die produzieren ja den Müll und lassen ihn wiederaufbereiten bzw. "zwischen"lagern.

Durch korrekte Zuordnung der Kosten auf den Strompreis wären Atomkraftwerke noch weniger konkurrenzfähig als jetzt. Bzw. durch höhere Strompreise wäre ein größerer Anreiz zum Energiesparen gegeben. Beides könnte zur Abschaltung von Atomkraftwerken führen. Das ist, was die Protestierer und auch die Mehrheit der Deutschen will.

Durch massive Proteste wird die politische Durchsetzbarkeit des Atomkraftprogramms verschlechtert.

Nicht reralistisch ist es, den Transport aufhalten zu wollen, das gäbe ja auch wenig Sinn, wenn die Castoren irgendwo in der Wallachei auf einem blockierten Gleis "endgelagert" würden.

Vernünftige Politiker wissen, daß jeder Castortransport einen politischen Schaden bedeutet und werden auf lange Sicht überlegen, ob nicht vielleicht doch Endlager auf dem Gelände der jeweiligen Atomkraftwerke sinnvoller sind. Und am Besten wäre natürlich, wenn kein weiterer Atommüll entsteht, wenn die AKWs abgeschaltet sind.

ciao
Andreas
 
Hallo Andreas,

soweit klar
smile.gif


Nur woher beziehen wir dann den Strom? Ich wohne in einem Braunkohlegebiet. Die zerklüfteten Landschaften (nach dem Kohleabbau) sehen nicht gerade schön aus
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Ganz zu schweigen von dem Schaden den wir der Natur damit langfristig zufügen.
Windenergie? Auch nicht schlecht... Allerdings verschönern Windräder die Landstriche auch nicht so besonders.
Wasser? Wo gibt es noch genügend starke Flüsse/Ströme? Sie sind im Laufe der Jahre alle begradigt worden.
Sonne? Das wäre eine Alternative denke ich
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Bei den heutigen Preisen spart jeder am Strom wo er nur kann, es sei denn - er hat zuviel Geld
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watson
 
Gerade bei uns in Niedersachsen lief viel im Fernsehen über die Demo.
Interessant war dabei ein Filmausschnitt bei dem ein Schäfer"dienst"hund dem Demonstranten im Oberschenkel hing und auch auf die Kommandos "aus" seines Führers nicht hörte.Das ging über locker drei Minuten....Auf die Idee mal nen Schnauzengriff anzuwenden um den Hund abzusammeln, kam offensichtlich keiner.....
Statt dessen wurden weitere Demoteilnehmer,die helfen wollten abgedrängt, der HF hing hilflos am Ende der Leine,der Demonstrant mit Hund im Bein bewahrte geschockt die Ruhe, während ein anderer Demonstrant im Vordergrund ein Interview gab........Dann ließ der Hund freiwillig ab und der Gebissene fiel um..........und wurde von Polizisten weggetragen......!
Tatsächlich so im Fernsehen gelaufen.Ich hab auf die Uhr geguckt!!!!!!

kopfschüttelnde Margrit

Gesetze hin oder her, wir setzten uns zur Wehr!
 
Mir hat ein Polizeibeamter, der wesentlich mehr Ahnung von Hunden hat als ich, gesagt, daß er einen Riesenrespekt vor Polizeihunden hat, gerade weil die Ausbildung schon mal gern im Hauruck-Verfahren stattfinden. Nicht mißverstehen bitte: Nicht bei allen Hunden, bei sehr vielen Hunden wird super gearbeitet, aber bei manchen muß es halt nur schnell, schnell gehen.

Josi mit Anhang
 
Hallo,
also, mit Polizeihunden hat es jetzt nichts mehr zu tun :)

Mal 'n Beispiel:
Mein Bruder wohnt in einem Passivhaus, wo die Heizung durch Wärmerückgewinnung und Erdwärme (mit Wärmepumpe) gewonnen wird.

Es gibt am anderen Ende der Technologie-Skala noch Leute, die mit einem elektrischen Heizlüfter ihr Wohnzimer beheizen.

Idee:
Die 15 Mio DM (oder waren es 50???) dazu verwenden, solchen rückständigen Leuten eine vernünftige Wärmedämmung und ordentliche Heizung (Gas? Wärmepumpe?) zu finanzieren. Wegfall aller elektrischen Heizugen in Deutschland bedeutet vermutlich "Arbeitslosigkeit" für die Hälfte der Atomkraftwerke.

Bei zwei Castoreinsätzen pro Jahr müßte das Geld für sämtliche derartigen alten Heizungen innerhalb von ein paar Jahren zusammensein.

Die bereits bestehende "Ökosteuer" auf Kraftstoffe könnte man zu diesem, wahrhaft ökologischen Zweck, verwenden.

Wie wäre es mit einer Steuer auf herkömmliche Glühbirnen? Soviel Steuer rauf, daß Energiesparlampen den selben Preis haben -> wieder ein (?) Atomkraftwerk eingespart.

Weitere Ideen zum Stromsparen habe ich spontan gerade nicht, aber Institutionen wie z.B. Greenpeace haben bestimmt mehr Ideen auf ihrer Homepage.


ciao
Andreas
 
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