Politisches Tagesgeschehen

Mich auch und ich komme von hier.
Es hat manche echt hart getroffen aber das sind in der großen Mehrheit nicht die, die heute afD wählen

Das war auch mein Gedanke.
Ich bin jetzt 52. Ich war Schülerin, als die Mauer gefallen ist, in der Oberstufe. Also, 17, 18 Jahre alt.

Wer jetzt 40 ist und AfD wählt, oder auch f die AfD kandidiert, war damals gerade eingeschult. Wer 30 ist, war noch gar nicht geboren.

Was genau erinnern diese Leute oder meinen es zu wissen?

Ich hatte während meiner Doktorarbeit Mitte der 1990er Jahre einen Kollegen aus dem Osten, der, meine ich,Jahrgang 1975 war.

Der strotzte nur so vor Selbststbewusstsein und Positivität. Und meinte mal zu uns anderen, er wäre in der DDR nicht unglücklich gewesen; da wäre es eigentlich leicht gewesen, voranzukommen, wenn man es richtig machte - Er wäre aber auch jetzt nicht unglücklich.

Und er war auch über die Wende nicht unglücklich - da ging es je Zeitlang so durcheinander, dass es leicht war, das Beste für sich herauszuholen, weil keiner zB so genau über die Abiturregelungen Bescheid gewusst hätte.

Er wäre keineswegs der einzige, der davon sehr profitiert habe.

Wer jammern würde, wären die, die vorher schon „auf‘s System” geschimpft hätten und jetzt aber auch nicht zurecht kämen.

So in der Art.

Es gab also auch damals schon die Wende-Gewinner und die anderen, nicht nur auf der West-Seite.
 
Ich war 6 als die Mauer fiel. Ich war stolzer Jungpionier. Ah nee ich war genervter Jungpionier. Ganz ehrlich an was ich mich noch erinnere? Samstags zur Schule, das blöde blaue Halstuch wusste ich nie zu binden und die Fahnenapelle waren echt ätzend.
Aber dann hört es auch schon wieder auf.
Was mir eindrücklich im Gedächtnis geblieben ist, ist der Erfindungsreichtum meines Vaters. Da wurde alles selbstgebaut und auch angebaut im Garten, was es sonst nicht gab. Wer schweißt sich denn heute noch ne eigene Schubkarre zusammen, baut seinen Geräteschuppen selbst (und der war kein Bausatz), bastelt sich seinen eigenen Carport von Null an. Da wurde zwar gejammert weils das alles nicht gab, aber dann wurde es eben selber gemacht, mit viel Mühe aber auch viel Kreativität und dann war man stolz. Heute habe ich das Gefühl bleiben alle beim Jammern stecken.
 
Da hattest du wohl echt eine krasse Schule erwischt. Fahnenapelle gab es bei uns als Schüler und in der gesamten Lehrerfamilie bis zur Wende nur zu Beginn des Schuljahrs und zum 1.Mai und dem "Tag der Republik" und nur dazu wurde das Halstuch verlangt.
Allein drei im Jahr fand ich schon ätzend und unglaublich peinlich fand ich bereits in der ersten Klasse, dass meine Schwester, die in der selbe Klasse war, sich stolz als Wimpelträger wählen ließ. :rolleyes:
Zum Glück gab es nie einen Anlass zum Wimpel tragen und in der zweiten Klasse hat sie sich dann doch nicht mehr wählen lassen.
Auf dem Gymnasium bei uns dann gar nicht mehr.
 


Demnach denken rund ein Viertel der Menschen mit Migrationshintergrund zumindest grundsätzlich darüber nach, Deutschland zu verlassen. Bei denjenigen ohne Migrationshintergrund seien es immerhin knapp zwölf Prozent.

Ich kann es verstehen...ich würde da auch nicht leben wollen, auch als Deutscher ohne Migrationshintergrund nicht.
 
hm...
So aus dem Bauch raus sage ich auch, wenn die AfD in D an die Macht kommt, wandere ich aus.
Aber wer macht das dann wirklich?
Oft ist man ja irgendwie gebunden, kann es sich nicht leisten, whatever...
 
Da hattest du wohl echt eine krasse Schule erwischt. Fahnenapelle gab es bei uns als Schüler und in der gesamten Lehrerfamilie bis zur Wende nur zu Beginn des Schuljahrs und zum 1.Mai und dem "Tag der Republik" und nur dazu wurde das Halstuch verlangt.
Allein drei im Jahr fand ich schon ätzend und unglaublich peinlich fand ich bereits in der ersten Klasse, dass meine Schwester, die in der selbe Klasse war, sich stolz als Wimpelträger wählen ließ. :rolleyes:
Zum Glück gab es nie einen Anlass zum Wimpel tragen und in der zweiten Klasse hat sie sich dann doch nicht mehr wählen lassen.
Auf dem Gymnasium bei uns dann gar nicht mehr.
Vielleicht gab's tatsächlich nur 2 oder drei Fahnenapelle im Jahr, aber die sind mir halt echt im Gedächtnis geblieben und das doofe Tuch was keiner binden konnte. Da war ich halt in der ersten Klasse, dann kam ja schon die Wende.
Und das Marschieren mit meiner Mutter zum ersten Mai, mit den selbstgebastelten Tauben, in der Innenstadt. Da war noch was los, heute ist da alles tot. Keine Geschäfte mehr, kaum Menschen.
 
Die AfD hätte schon längst verboten gehört.

Und nein, ich finde auch nicht, dass eine Demokratie eine Partei ertragen muss (und kann), die sich ganz klar gegen die FDGO positioniert. Und das während gleichzeitig mit den Grünen eine bekanntermaßen hinter der FDGO stehende Partei zum Staatsfeind ausgerufen und von Politik und Medien auch so behandelt wird...

Die Tatsache, dass die Vertreter der Afd in so ziemlich jede Talkshow eingeladen werden und da ihre rechtslastige shice in den Äther blasen können, ohne dass die Gastgeber denen irgendetwas entgegenzusetzen haben oder denen nichts entgegensetzen wollen (ich hab keine Ahnung, warum man die immer wieder nahezu unwidersprochen ihre rechten Liedchen tröten lässt), macht die ganze Sache mMn nur noch schlimmer. Lanz z.B. hat kürzlich einem Herrn Chrupalla und seinen Thesen nicht mehr als ein "Ui" entgegengesetzt, und das obwohl er eine ganze Redaktion hinter sich hat... Unfassbar.

Wer jetzt 40 ist und AfD wählt, oder auch f die AfD kandidiert, war damals gerade eingeschult. Wer 30 ist, war noch gar nicht geboren.

Was genau erinnern diese Leute oder meinen es zu wissen?
Na ja, wenn die Eltern z.B. aus einer Vollbeschäftigung nach Abwicklung ihres Arbeitgebers in den Sozialhilfebezug gerutscht sind, kann man da als Kind schon ein "Wir sind benachteiligt worden" mit auf den Weg bekommen. Also ich hab das zum Beispiel im Rahmen von Corona tatsächlich wirklich als eine Art tiefgehenden Schock erlebt, wie die Freien und Künstler politisch quasi fallengelassen wurden und man in den Drukos der Republik fast überall nachlesen konnte "Geisteswissenschafter/Künstler und Gedöns brauchen wir nicht" oder "hätten sie halt was anständiges gelernt"... Das ist kein gutes Gefühl, das macht schon was mit einem. Im Leben hätte ich nicht AfD gewählt oder mich irgendwelchen fragwürdigen Demos angeschlossen, aber das waren tatsächlich die einzigen in dieser Phase, die Leuten, die eben auch existenziell durch die Pandemie bedroht waren, überhaupt zugehört haben. Dass da jemand, der weniger weit links steht als ich, ggf. eher nach rechts schwenkt, finde ich nicht total verwunderlich (aber dennoch total ätzend).

Und ich denke, dass der Schock für im Osten Lebende, die durch die Wende für den Arbeitsmarkt freigesetzt wurden, noch langwieriger und tiefergehender war. mMn sollte man sich mit der Thematik auseinandersetzen.
 
Von 2011...

Auch Jahrzehnte nach Kriegsende findet die Nazi-Ideologie Anhänger. Teile der Jugend in Ostdeutschland identifizieren sich noch immer mit NS-Gedankengut - denn die DDR hat die NS-Zeit nur schlampig aufgearbeitet.
Soviel zu den armen Wende Verlierern, die konnten und können ja praktisch gar nicht anders als nun die AfD wählen, weil die sich ja um die "Abgehängten" kümmern...jaja die Opferrolle, darin hüllt man sich sehr gerne ein. Und dann wählt man auch noch einen Westdeutschen, obwohl die den Ostdeutschen ja nix gutes wollen.
 
Weder in der DDR noch in der BRD hat es eine echte Entnazifizierung gegeben.
Darum geht es aber nicht. Ich habe den Link gepostet weil allerorten gesagt wird das die armen Ostdeutschen ja als "Abgehängte und über den westdeutschen Tisch gezogenen" im Grunde keine Wahl hatten als die AfD zu wählen, oder zumindest wird das als entschuldigende Erklärung angegeben. Bei westdeutschen Rechtswählern wird da nicht nach der Begründung gefragt (das ist auch völlig richtig, denn es gibt dafür keine Rechtfertigung, wer rechts wählt ist rechts.) aber bei den Ostdeutschen muss nun die Wende herhalten die inzwischen 30 Jahre her ist.
 
In den neuen Bunesländern wirkt mMn vor allem auch noch nach, dass da in den 90ern quasi ein rechtsfreier Raum herrschte, der von Rechten recht schamlos besetzt wurde (Stichwort: Baseballschlägerjahre*); wobei es auch im Westen rechte Übergriffe gab. Einige der Typen, die damals mit dem Baseballschläger rumgezogen sind und Menschen bedroht oder auf diese eingeprügelt haben, ohne dafür je eine Konsequenz zu spüren bekommen zu haben, haben sich dann an Posten festgewanzt und haben rechte shice "gesellschaftsfähig" gemacht. Da hätte man viel früher, viel konsequenter vorgehen sollen und müssen... Aber sach mal was als linke/r / autonome/r Chaot/in ... "Also, ich musste vor denen noch nie Angst haben"; "Man muss sie ja auch nicht provozieren" etc.pp. hallte es einem entgegen.

Mindestens 20 % tiefbraunen Bodensatz haben wir mMn im Süden ebenso wie im Norden, Osten oder Westen eh schon immer gehabt (was mMn u.a. auf die mangelhafte Entnazifizierung zurückzuführen ist). Das Problem ist mMn aber mittlerweile eher die Mitte, die jetzt bereitwillig mitläuft und rechte shice als Mainstream anerkennt. Als ich letztens meinen "Freund" Lanz fröhlich und ohne Not hinauspalavern hörte, dass ja allein die Flüchtlinge an der Wohnungsnot schuld seien und ein Jan van Aken, der auch andere Aspekte der Thematik anreißen wollte, abgeblockt wurde, dachte ich, ich wäre im falschen Film...

Des Weiteren ist die AfD-Zustimmung in Teilen des ehemaligen Ruhrpotts ja auch relativ hoch (Duisburg wurde da oft genannt, wenn ich das noch richtig auf dem Schirm habe). Da sehe ich z.B. einen Zusammenhang mit dem sogenannten Strukturwandel, mit dem das Gebiet mMn relativ allein gelassen wurde und der für viele Menschen vermutlich ein ähnlich harter Schnitt war wie die Wende im Osten.

mMn muss man da nicht nach Ost und West aufteilen, sondern eher nach Gemeinsamkeiten suchen. "Was gibt es für Gemeinsamkeiten in AfD-Hochburgen (egal wo im Land)?". "Wie sieht da die soziale Durchlässigkeit aus?" etc.pp. Und Fragen dieser Art sehe ich auch weniger als Entschuldigung, sondern vielmehr als Ursachenforschung. Da mMn die Ursachen aber zu einem großen Teil mit seit dem Einzug des Neoliberalismus ausufernden Kürzungen im sozialen Bereich zusammenhängen, will da von denen, die was zu sagen haben (im Sinne von Einfluss), vermutlich keiner wirklich ran. Von daher wird es wohl beim Rechtsruck bleiben und dieser fröhlich weiter befeuert werden. Bleibt nur abzuwarten, wen es nach den "Ausländern" und den Bürgergeldbeziehern erwischt...

____
*

 
Und ich denke, dass der Schock für im Osten Lebende, die durch die Wende für den Arbeitsmarkt freigesetzt wurden, noch langwieriger und tiefergehender war. mMn sollte man sich mit der Thematik auseinandersetzen.
Ja, das bestimmt - und vermutlich war nach der extremen Euphorie die Enttäuschung umso größer.

Aber den noch viel jüngeren Leuten kaufe ich das nicht ab.

Duisburg wurde da oft genannt, wenn ich das noch richtig auf dem Schirm habe

Dortmund - war “schon immer” eine Neonazi-Hochburg.

In Duisburg gewinnt die AfD überall da, wo Russlanddeutsche wohnen.
In Niedersachsen übrigens auch.

Das hat tatsächlich andere Gründe als den Strukturwandel.
 
Mindestens 20 % tiefbraunen Bodensatz haben wir mMn im Süden ebenso wie im Norden, Osten oder Westen eh schon immer gehabt (was mMn u.a. auf die mangelhafte Entnazifizierung zurückzuführen ist). Das Problem ist mMn aber mittlerweile eher die Mitte, die jetzt bereitwillig mitläuft und rechte shice als Mainstream anerkennt. Als ich letztens meinen "Freund" Lanz fröhlich und ohne Not hinauspalavern hörte, dass ja allein die Flüchtlinge an der Wohnungsnot schuld seien und ein Jan van Aken, der auch andere Aspekte der Thematik anreißen wollte, abgeblockt wurde, dachte ich, ich wäre im falschen Film...
____
*


Da liegt in meinen Augen das Kernproblem.

Es gab nie eine ernsthafte Entnazifizierung, Altnazis fassten in Behörden und staatlichen Einrichtungen, Bundeswehr und Polizei hervorragend und völlig unbehelligt Fuß.

Genau wie andere Traditionen und Gewohnheiten innerhalb von Familien weitergegeben werden, so ist es auch die politische Gesinnung. Wie oft wurde und wird relativiert, hört/e man, "na ja, es gab auch viel Gutes, es war nicht alles schlecht, so schlimm wie es heute dargestellt wird, war es gar nicht"... Wenn ich meine Schwiegermutter sagen hörte, wie schick ihr Vater in der tollen Nazi-Uniform aussah, allerdings selbst natürlich niemals überzeugter Nazi war und man konnte ja nicht anders, und es konnte ja niemand..., hätte ich :wuerg: können.

In meiner Familie wurde dagegen ganz klar kommuniziert, dass jeder, der es wissen wollte. wusste, was geschah. Meinen Großvater väterlicherseits habe ich nie kennengelernt, er wurde denunziert, weil er jüdische Freunde auf dem Dachboden versteckte und daraufhin von den Nazis "abgeholt" und getötet. Die genauen Umstände wurden nie bekannt.

Beides prägt. Bei uns war wichtig und häufig Thema, darauf hinzuwirken, dass so etwas niemals wieder passieren darf, dass man hinterfragt und nicht blind hinterherläuft. In meiner Schwiegerfamilie war das gar kein Thema.

Deutschland war und ist traditionell auf dem rechten Auge blind und sah höchste Gefahr von je her nur von links.
 


Demnach denken rund ein Viertel der Menschen mit Migrationshintergrund zumindest grundsätzlich darüber nach, Deutschland zu verlassen. Bei denjenigen ohne Migrationshintergrund seien es immerhin knapp zwölf Prozent.

Ich kann es verstehen...ich würde da auch nicht leben wollen, auch als Deutscher ohne Migrationshintergrund nicht.
Ich auch nicht, aber es ist eben mit Haus, Kindern und Job auch nicht so einfach, einfach zu gehen.
 
Ich denke, die Grünen haben einen recht großen Anteil daran, dass sie "abgewirtschaftet" haben. Natürlich haben sie einen riesigen Sack Probleme zu bewältigen, aber sie schaffen es einfach nicht, zu vermitteln, dass sie eine Lösung für die Probleme sein könnten. Ganz im Gegenteil, es gibt viele, die sie für das Problem halten.
 
Wenn dir die Beiträge zum Thema „Politisches Tagesgeschehen“ in der Kategorie „Off-Topic“ gefallen haben, du noch Fragen hast oder Ergänzungen machen möchtest, mach doch einfach bei uns mit und melde dich kostenlos und unverbindlich an: Registrierte Mitglieder genießen u. a. die folgenden Vorteile:
  • kostenlose Mitgliedschaft in einer seit 1999 bestehenden Community
  • schnelle Hilfe bei Problemen und direkter Austausch mit tausenden Mitgliedern
  • neue Fragen stellen oder Diskussionen starten
  • Alben erstellen, Bilder und Videos hochladen und teilen
  • Anzeige von Profilen, Benutzerbildern, Signaturen und Dateianhängen (z.B. Bilder, PDFs, usw.)
  • Nutzung der foreneigenen „Schnackbox“ (Chat)
  • deutlich weniger Werbung
  • und vieles mehr ...

Diese Themen könnten dich auch interessieren:

Marcus1104
Ich finde das gut das alle einen ablegen müssen. Wer dazu nicht in der Lage sein sollte ist sollte, oder nicht bereit dazu ist sich vielleicht sowieso keinen Hund holen.
Antworten
62
Aufrufe
4K
sunnysteeler
sunnysteeler
Andreas
Antworten
9
Aufrufe
546
Bine 16
Zurück
Oben Unten