Persönlichkeiten eures Wohnortes

Bei uns gab es die Fahrrad Omi. Die ist jeden Tag, Sommer wie Winter, mit ihrem klapprigen Fahrrad und einem ausgeblichenen rosa Helm Flaschen sammeln gefahren. In der ganzen Stadt. Oft sah man sie morgens bei uns losfahren und dann nachmittags auf dem Rückweg von der Schule im anderen Stadtteil mit eimen Berg von Flaschen im Gepäck.

Hier in der Stadt gibt es auch ein paar feste Flaschensammler. Alles Leute so im "Frührentenalter" würde ich sagen.

Eine davon sieht sehr gepflegt aus, begegnet mir oft sehr früh morgens, und hat meist einen kleinen Rucksack auf dem Rücken und einen Einkaufskorb mit Stoffeinsatz dabei.
Lange Jahre hab ich gar nicht kapiert, daß diese Frau Flaschen sammelt. Sie wirkte auf mich, als sei sie auf dem Weg zur Arbeit - oder käme vielleicht von ihrer Nachtschicht aus dem Krankenhaus, o. ä.
Aber mir scheint, daß das auch ihr "Ziel" ist, daß man ihr nicht schon von weitem ansieht, was sie tut. Deshalb wohl auch die immer sehr frühe Tageszeit.

Eine andere Dame ist immer mit einem alten Rad unterwegs, und zwar in verschiedenen Stadtteilen, teilweise Kilometer voneinander entfernt, und sie sammelt im "größeren Stil".

Ich denke, daß allein diese beiden Frauen täglich mehr Kilometer zusammenbringen für ein paar Euros, als die allermeisten Arbeitnehmer für ein Vielfaches bereit wären zu leisten.
 
  • 18. April 2024
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Hi sleepy ... hast du hier schon mal geguckt?
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Bei uns steht immer ein Cowboy vorm Lidl. Ohne Pferd, aber mit allem was dazugehört: Cowboy-Hut, Chabs über Jeans, langer Ledermantel, Cowboystiefel usw.
 
Neulich musste ich an den Hennes denken. Der Ärmste ist nun schon einige Jahre nicht mehr unter uns, war aber zu Lebzeiten eines der Stadtgesichter, die man einfach "kannte".

Ursprünglich kennengelernt hab ich den Hennes "dienstlich", als Patient in unserer Praxis. Seine Frau hatte ein sehr alteingesessenes Geschäft in der Innenstadt, sodaß man sich im Städtle häufiger über den Weg lief.

Und immer, wenn der Hennes mich irgendwo von Ferne entdeckte, rief und winkte er und grüßte mich entfesselt...
:D

Zu seiner Familie gehörten auch zwei alte kleine Terrier mit denen er häufig dort unterwegs war, wo ich auch Gassi ging.

Manchmal wartete der Hennes mich regelrecht ab - um nicht zu sagen "lauerte er mir auf"... Mit seinen Hündchen, seinen Walking-Stöcken, seiner Schiebermütze und seinem cremefarbenen Rentner-Blouson stand er dann schon auf dem Parkplatz am Rhein und heftete sich an meine Fersen beim Gassigang.

Anfangs nervte mich das ein wenig, aber der Hennes freute sich so sehr, wenn er mich sah und mir ein Gespräch aufnötigen konnte, daß ich ihm nicht wirklich "böse" sein konnte und schließlich meistens NICHT flüchtete, wenn ich ihn erspähte...
;)

Der Hennes war neugierig wie ein altes Waschweib und hatte nicht nur an sämtlichen Vorgängen in der Stadt großes Interesse und reichlich Diskussionsbedarf, sondern auch an meinem privaten Umfeld. Er klopfte alles ab: meine genaue Herkunft z. B., aber vor allem war er auffällig interessiert an meinen "Ländereien" und Besitztümern.
Als ich dem Scheich von Gassigesprächen dieser Art berichtete, sagte der nur: "Klarer Fall - der checkt, ob du 'ne gute Partie wärst."
:eek: :lol:

Wenn wir zusammen mit unseren alten Hunden langsam vor uns hin tippelten, mußte ich dem Hennes zum Glück nicht so frontal ins Gesicht gucken, denn wenn er mir in der Stadt begegnete und mir gegenüber stand, wurde ich beim Gespräch immer von den weißen Spuckefädchen in seinen Mundwinkeln abgelenkt. Wie kleine Gummiseile zogen sie sich bei jedem Wort zusammen und wieder auseinander. Das ließ sich ganz gut übersehen, wenn der Hennes beim Gassi neben oder schräg hinter mir ging. Was allerdings dabei an visuellen Highlights auf der Strecke blieb, wusste der Hennes mit akustischen zu ersetzen. Denn zeitweise furzte er bei jedem einzelnen Schritt laut und vernehmlich. Kurz und zackig, exakt im Takt seiner Walking-Stöcke...

Er war sehr anhänglich, der Hennes, vielleicht auch ein bißchen nervig, aber irgendwie war er auch putzig. Keiner konnte so im Takt knattern, wie er.
 
Wir haben hier auch noch jemanden bei meinem Büro.

Wir haben hier von der Heilsarmee ein Männerwohnheim, ein Obdachlosenheim.
Und da wohnt ein sehr, sehr netter älterer Mann. Er und Cassie lieben sich ein bisschen.
Er spricht unfassbar undeutlich (ich weiß nicht ob ihm Zähne fehlen oder so oder ob er eine geistige Behinderung hat).
Aber wenn ich mit Cassie da vorbei gehe, schaut sie immer in den Garten, ob er auch grad da ist.
Und er springt auf, sobald er sie sieht. Ich würd den Mann so um die 60 schätzen.
Das ist wirklich ganz niedlich mit an zusehen. Ich kann mich nicht mit ihm unterhalten, aber ein Lächeln reicht aus.
Das einzige was ich verstehe ist "Schönen Tach noch", das sagt er immer ganz am Ende.
 
Ich habe, als ich in der Wetterau gewohnt habe, 3 sehr witzige Rentner aus dem Kaff kennen gelernt. Erstbegegnung war eine Art "Verhör" beim Gassi. Sie erspähten mich und die Bulldoggen, bildeten eine lebende Barrikade auf dem schmalen Feldweg, grüßten freundlich und begannen direkt mich aus zu fragen :D
Nach einem einleitenden "Ja wo wohnst du denn hier im Ort?" das ich mit einem "Na wo soll so eine wie ich hier schon wohnen?" beantwortet hatte sagte Einer der Drei "Na dann sind wir ja bald Nachbarn!" Und ich so "Wieso, ziehst du um?" Worauf er trocken antwortete "Na was, ihr wohnt doch gegenüber vom Friedhof. Glaubst du etwa ich mach's noch lange?"
 


Ich hab ihn früher öfter aufm Fahrrad gesehen oder in der Herforder Innenstadt beim Gewichte stemmen... Manch' mitleidige Frau hat ihm auch was wärmendes gestrickt oder gehäkelt, für äh... untenrum. Also, was kleinteiliges. Äh...
 


Ich hab ihn früher öfter aufm Fahrrad gesehen oder in der Herforder Innenstadt beim Gewichte stemmen... Manch' mitleidige Frau hat ihm auch was wärmendes gestrickt oder gehäkelt, für äh... untenrum. Also, was kleinteiliges. Äh...

:omg:
Der ist aber hoffentlich nicht mehr aktiv oder? :hinterwaeldler:
 
Keine Ahnung - ich wohn ja nicht mehr in Herford. Bei uns im Kaff ist zu wenig Publikum für ihn :D
 
Hier im Ort gibts es aber auch Persönlichkeiten, z.B. den paramilitärischen Radler. Der pest kurz nach 5 in der Früh auf seinem Fahrrad los, bekleidet in voller Kampfmontur inkl. Camouflage-Bundeswehr-Rucksack und Stiefeln. Nachmittags sieht man ihn dann mitunter am Supermarkt. Frag mich, wo der wohl arbeitet... Bis nach Augustdorf ist es mit dem Fahrrad n büschn weit.
 
Zum Bahnhof?

Oder irgendwohin, wo ihn ein Kollege dann mit‘m Auto aufsammelt?
 
Oder er fährt in den Wald und baut dort seit Jahren an einem Bunkersystem...? :eek:
 
Neulich war bei meinen Eltern mal wieder die Rede "von früher" und es fiel ein Name, den ich als Kind schon gehört hatte: et "Tinde-Traut".

Jetzt erst kam mir dabei die Frage in den Sinn: "Warum hieß dat Tinde-Traut eigentlich Tinde-Traut?"

Die Antwort war überraschend, aber logisch.
Traut = Kurzform von Getrud/Gertraud, klar. Die Tinte kam dazu, weil sich dat Traut früher seine naturroten Haare immer mit TINTE schwarz gefärbt hat... :eek:
 
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