Sonnabend, 10. Februar 2001
Neue Verordnung greift:
Immer weniger Hunde beißen zu
Zahl der Attacken auf Menschen ging um fast 400 zurück Polizei musste im Januar nur noch 28 Anzeigen schreiben
Von Dirk Banse
Die seit Juli vergangenen Jahres geltende Hundeverordnung ist nach Einschätzung von Polizei und Gesundheitsverwaltung ein voller Erfolg. Die Zahl der Zwischenfälle mit so genannten Kampfhunden sei drastisch gesunken, die Zahl der Anmeldungen solcher Hunde dagegen stark angestiegen. 4898 Kampfhunde wurden seit Gültigkeit der neuen Hundeverordnung bei den Berliner Veterinärämtern angemeldet, 3181 von ihnen haben bereits die grüne Plakette der Unbedenklichkeit erhalten. Die neue Verordnung war beschlossen worden, nachdem zwei Kampfhunde in Hamburg einen sechsjährigen Jungen zerfleischt hatten.
Erfreulich ist auch der Rückgang der Attacken von Hunden auf Menschen. Nach Angaben der Gesundheitsverwaltung bissen im vergangenen Jahr noch 1447 Hunde zu, im Jahr zuvor waren fast 400 Angriffe mehr registriert worden. Dazu hat zweifelsohne die neue Verordnung beigetragen, die vorschreibt, dass Kampfhunde einen Maulkorb tragen und angeleint sein müssen. Falls dies nicht der Fall sein sollte, ist eine Ordnungsstrafe von 1000 Mark zu entrichten. In schwer wiegenden Fällen, wenn sich beispielsweise frei laufende Kampfhunde auf Kinderspielplätzen aufhalten, werden bis zu 10 000 Mark fällig.
Das gilt auch, wenn ein Halter seinen Hund nicht beim Amtstierarzt seines Bezirks vorstellt, um die grüne Plakette zu erhalten. 1531 Verfahren mussten die Bezirksämter seit Juli vergangenen Jahres wegen solcher Verstöße einleiten. Eine neue Gesetzesvorlage des Bundes sieht nun sogar vor, dass das nicht genehmigte Halten von vier Kampfhunde-Rassen zukünftig einen Straftatbestand erfüllt.
Nach Polizeiangaben werden jedoch kaum noch Kampfhunde angetroffen, die nicht beim Amtstierarzt angemeldet sind oder keine grüne Plakette tragen. «Deshalb müssen wir kaum noch Anzeigen schreiben. Zum Vergleich: Hatten wir in dem Monat des In-Kraft-Tretens der neuen Verordnung noch 191 Ordnungswidrigkeiten zu verzeichnen, waren es im Januar dieses Jahres gerade noch 28», berichtet Harald Kussack, Sachgebietsleiter bei der Polizei für den täglichen Dienst. Daher gibt es auch nur noch ein Interventionsteam, das aus zwei Diensthundeführern besteht und bei schwer wiegenden Zwischenfällen mit Kampfhunden angefordert werden kann. Es wird derzeit jedoch kaum noch gebraucht.
Insgesamt wurden seit Juli vergangenen Jahres 424 Anzeigen geschrieben. 256 Kampfhunde mussten eingezogen werden, weil sie entweder ausgesetzt wurden oder aber der Besitzer keine Genehmigung zum Halten des Hundes hatte.
Diese Tiere landeten zumeist im Tierheim Lankwitz, das seit Juli 2000 mehr als 300 Kampfhunde aufnehmen und sogar Extraboxen in Strausberg bei Berlin anmieten musste. Derzeit befinden sich noch 134 von ihnen in dem Heim, das sich fast ausschließlich aus Spenden finanziert. Die anderen Hunde konnten vermittelt werden, mehr als 50 wurden wegen ihrer Aggressivität eingeschläfert. «Die Kampfhunde kosten uns viel Geld. Pro Tier werden jährlich etwa 6000 Mark benötigt», klagt Tierheim-Sprecherin Carola Ruff.
Dagegen reibt man sich in der Oberfinanzdirektion die Hände. Ihr brachte die neue Hundeverordnung im vergangenen Jahr für 6000 Hunde mehr Steuern als noch im Jahr zuvor. Mehreinnahmen: etwa 650 000 Mark.
Quelle :Berliner Morgenpost
Neue Verordnung greift:
Immer weniger Hunde beißen zu
Zahl der Attacken auf Menschen ging um fast 400 zurück Polizei musste im Januar nur noch 28 Anzeigen schreiben
Von Dirk Banse
Die seit Juli vergangenen Jahres geltende Hundeverordnung ist nach Einschätzung von Polizei und Gesundheitsverwaltung ein voller Erfolg. Die Zahl der Zwischenfälle mit so genannten Kampfhunden sei drastisch gesunken, die Zahl der Anmeldungen solcher Hunde dagegen stark angestiegen. 4898 Kampfhunde wurden seit Gültigkeit der neuen Hundeverordnung bei den Berliner Veterinärämtern angemeldet, 3181 von ihnen haben bereits die grüne Plakette der Unbedenklichkeit erhalten. Die neue Verordnung war beschlossen worden, nachdem zwei Kampfhunde in Hamburg einen sechsjährigen Jungen zerfleischt hatten.
Erfreulich ist auch der Rückgang der Attacken von Hunden auf Menschen. Nach Angaben der Gesundheitsverwaltung bissen im vergangenen Jahr noch 1447 Hunde zu, im Jahr zuvor waren fast 400 Angriffe mehr registriert worden. Dazu hat zweifelsohne die neue Verordnung beigetragen, die vorschreibt, dass Kampfhunde einen Maulkorb tragen und angeleint sein müssen. Falls dies nicht der Fall sein sollte, ist eine Ordnungsstrafe von 1000 Mark zu entrichten. In schwer wiegenden Fällen, wenn sich beispielsweise frei laufende Kampfhunde auf Kinderspielplätzen aufhalten, werden bis zu 10 000 Mark fällig.
Das gilt auch, wenn ein Halter seinen Hund nicht beim Amtstierarzt seines Bezirks vorstellt, um die grüne Plakette zu erhalten. 1531 Verfahren mussten die Bezirksämter seit Juli vergangenen Jahres wegen solcher Verstöße einleiten. Eine neue Gesetzesvorlage des Bundes sieht nun sogar vor, dass das nicht genehmigte Halten von vier Kampfhunde-Rassen zukünftig einen Straftatbestand erfüllt.
Nach Polizeiangaben werden jedoch kaum noch Kampfhunde angetroffen, die nicht beim Amtstierarzt angemeldet sind oder keine grüne Plakette tragen. «Deshalb müssen wir kaum noch Anzeigen schreiben. Zum Vergleich: Hatten wir in dem Monat des In-Kraft-Tretens der neuen Verordnung noch 191 Ordnungswidrigkeiten zu verzeichnen, waren es im Januar dieses Jahres gerade noch 28», berichtet Harald Kussack, Sachgebietsleiter bei der Polizei für den täglichen Dienst. Daher gibt es auch nur noch ein Interventionsteam, das aus zwei Diensthundeführern besteht und bei schwer wiegenden Zwischenfällen mit Kampfhunden angefordert werden kann. Es wird derzeit jedoch kaum noch gebraucht.
Insgesamt wurden seit Juli vergangenen Jahres 424 Anzeigen geschrieben. 256 Kampfhunde mussten eingezogen werden, weil sie entweder ausgesetzt wurden oder aber der Besitzer keine Genehmigung zum Halten des Hundes hatte.
Diese Tiere landeten zumeist im Tierheim Lankwitz, das seit Juli 2000 mehr als 300 Kampfhunde aufnehmen und sogar Extraboxen in Strausberg bei Berlin anmieten musste. Derzeit befinden sich noch 134 von ihnen in dem Heim, das sich fast ausschließlich aus Spenden finanziert. Die anderen Hunde konnten vermittelt werden, mehr als 50 wurden wegen ihrer Aggressivität eingeschläfert. «Die Kampfhunde kosten uns viel Geld. Pro Tier werden jährlich etwa 6000 Mark benötigt», klagt Tierheim-Sprecherin Carola Ruff.
Dagegen reibt man sich in der Oberfinanzdirektion die Hände. Ihr brachte die neue Hundeverordnung im vergangenen Jahr für 6000 Hunde mehr Steuern als noch im Jahr zuvor. Mehreinnahmen: etwa 650 000 Mark.
Quelle :Berliner Morgenpost