Mut zum erwachsenen Hund

Kai

20 Jahre Mitglied


Plädoyer für die Übernahme eines erwachsenen Hundes

Viele Interessenten wollen ausschließlich Welpen oder Junghunde bis zu einem maximalen Alter von 1 Jahr. Sie glauben, je jünger ein Hund sei, desto eher könne er so erzogen werden, wie sie es wollen. Die Praxis dagegen sieht ganz anders aus. Oft sind die Hundefreunde wenig über das Wesen Hund informiert und machen gravierende Fehler, die dazu führen, daß viele Hunde (nicht nur unserer Rassen) ins Tierheim kommen, weil sie "unerziehbar" und "unmöglich" sind. Der Gedanke, selbst daran schuld zu sein, kommt wenigen.

Ein beliebter Ratschlag von sog. "Experten" an den unbedarften HundeNEULING ist der Kauf eines Welpen. Aber gerade der Neuling hat keine Erfahrung und schnell ist ein Welpe verdorben. Erwachsene Hunde sind wesentlich "fehleresistenter". Sucht sich ein Hundeneuling einen erzogenen erwachsenen Hund, kann er langsam und ohne grobe Erziehungsfehler zu begehen das Wesen Hund "erforschen".

Ein Hundeneuling sollte sich NIEMALS einen Welpen holen, wenn er nicht bereit ist, regelmäßig (mind. 1x wöchentlich) eine SEHR GUTE Welpenschule zu besuchen (doch die Qualität einer Hundeschule kann ein Hundeneuling nicht beurteilen) und sich schon VORHER durch MEHRERE gute Erziehungsfachbücher neueren Datums zu informieren.

Hunde sind sehr anpassungsfähig, auch die älteren. Ein Hund, der sich bei einer Familie unmöglich verhalten hat, kann bei der neuen Familie innerhalb weniger Monate ein ganz anderer unkomplizierter Hund werden. Durch ihre Anpassungsfähigkeit haben wenige wirkliche Probleme mit der Umstellung. Ein besonderer Unsinn ist es, wenn behauptet wird, diese oder jene Hunde einer bestimmten Rasse seien "Einmannhunde", die sich nicht mehr an neue Besitzer gewöhnen würden. Häufig wird dies den Molossern nachgesagt, so daß viele Interssenten von der Übernahme eines erwachsenen Hundes Abstand nehmen.

Welpen, die in der Vermittlung laden, sind schnell vermittelt. So konnte der Filawelpe einer Hundepension und die Bullmastiff-Mix-Welpen aus dem Tierheim Frankfurt innerhalb weniger Wochen über unsere Seiten vermittelt werden. Dagegen hat sich wochenlang niemand für den 18 Monate alten Mastinorüden oder für die 4jährige Alanohündin Lucy (sie wurde zwischenzeitlich an Bekannte von mir vermittelt) interessiert.

Folgendes sollte man bedenken:

Die meisten erwachsenen Hunde sind stubenrein.
Die meisten erwachsenen Hunde zernagen nichts mehr.
Die meisten erwachsenen Hunde bleiben alleine (nach einer genügend langen Eingewöhnungsphase).
Die meisten erwachsenen Hunde sind konzentrierter bei der Ausbildung, lassen sich nicht mehr so leicht ablenken. Sie lernen zwar nicht mehr ganz so schnell, doch arbeiten sie eben bei Ablenkung zuverlässiger.
Die meisten erwachsenen Hunde sind ruhiger, "nerven" weniger und brauchen weniger Auslauf (gilt ab einem Alter von ca. 2 - 3 Jahren, je nach Rasse)
Der Hund ist geistig erwachsen. Das tatsächliche Wesen ändert sich nicht mehr wesentlich (gilt ab einem Alter von ca. 2 - 3 Jahren, je nach Rasse). Zeigt sich ein erwachsener Hund als hundeverträglich, wird sich daran kaum mehr etwas ändern. Ein Welpe/Junghund kann allerdings mit Eintritt in das Erwachsenenalter noch unverträglich werden. Ebenso wird ein erwachsener Hund, vom dem bekannt ist, daß er sich bei Joggern, Fahrradfahrern und Wild neutral verhält, in diesen Situationen auch weiterhin korrekt verhalten. Bei Welpen/Junghunden dagegen kann sich ein unerwünschtes Schutzverhalten bzw. Jagdtrieb herauskristallisieren. Ist ein Hund leinenführig und kennt die gängigen Kommandos, wird er diese bei normalen konsequenten Alltagstraining und genügend Beschäftigung und Auslauf auch nicht wieder verlernen.
Viele glauben, bei einem Welpen und Junghund sei die Wahrscheinlichkeit größer, daß man den Hund lange hat. Das mag zwar im allgemeinen stimmen, aber auch hier kann man ganz andere Erfahrungen machen. So sterben viele Molosser (auch diejenigen von "guten" Züchtern) aufgrund von Krankheiten schon sehr jung. In den letzten 6 Monaten waren in meinem Bekanntenkreis zwei Bordeauxdoggen (1,5 Jahre bzw. 2,5 Jahre) mit Epilepsie, ein Mastinohündin wurde mit 1,5 Jahren eingschläfert, weil sie starke Arthrosen in den Gelenken hatte (vorher wurde sie mehrfach an den Augen operiert, hatte 2 Kreuzband-OP's hinter sich). Ein weiterer Mastino ist mit ebenfalls 1,5 Jahren so groß wie ein 6 Monate alter und hat nur noch eine geringe Lebenserwartung. Natürlich hofft man immer, daß der eigene Welpe gesund bleibt und alt wird. Doch es gibt eben keine Garantie. Im Gegensatz dazu sind Tierheimhunde nicht automatisch krank. Auch Hunde aus "dunklen" Kanälen müssen nicht zwangsläufig Hunde mit geringer Lebenserwartung sein. Von den 6 Tierheimhunden, die ich bisher hatte, starb der Fila mit 12,5 Jahren (ihn hatte ich mit 4 Jahren übernommen). Meine erste Mastinohündin war 7,5 Jahre und wurde trotz des schlechten Zustands, in der ich sie bekam, immerhin 9 Jahre. "Trudi", mein jetziger "Oldie" ist ca. 10 Jahre. Ich holte sie mit einem geschätzten Alter von 8 Jahren aus dem Tierheim. Sie ist fit und bis auf eine Altersspondylose gesund ("Klopf auf Holz"). "Trudi" hat nichts gekonnt, aber bereits 1 Jahr später legte sie die Prüfung zum Aschaffenburger Hundeführerschein (Info's als Beste ab.

Was muß ich VOR der Übernahme eines erwachsenen Hund beachten:

Sorgfältige Auswahl nach Charakter (nicht nach Aussehen).
Man sollte sich genau überlegen, welche Eigenschaften ein Hund haben muß, um in die Familie zu passen (muß er Kinderlieb, Hund-, katzenverträglich sein, muß er alleine bleiben können, soll er viel oder wenig Auslauf brauchen).
So viel Info's wie möglich über die Vorgeschichte und den Charakter des Hundes in Erfahung bringen.
Wenn möglich, den Hund erst einige Male vor der Übernahme besuchen. Wenn möglich, für einige Stunden mit nach Hause nehmen.

Was muß ich NACH der Übernahme eines erwachsenen Hund beachten:

Der Hund braucht Zeit zur Eingewöhnung und Ruhe, keine ständigen Besucher, die den Hund bedrängen und mit Streicheleinheiten überschütten.
Erst nach ca. 3 Wochen ist die erste Phase überstanden.
So richtig zusammengewachsen ist die Familie nach 3 Monaten.
Erste Anfangsschwierigkeiten bleiben nicht aus. Statt den den Hund gleich zurückzugeben, sollte man sich Lösungsstrategieen überlegen. So kommt es häufig vor, daß ein neuer und ein bereits zur Familie gehörige Hunde nicht gleich dicke Freunde sind. Es ist durchaus denkbar, daß ein Hund aus Unsicherheit zunächst einzelne Familienmitglieder anknurrt.Ebenso könnte der Neuling die massive körperlichen Liebkosungen der Kinder falsch verstehen, deshalb sollte man die Kinder entsprechend bremsen. Sind Katzen im Haus, sollte der Hund die erste Zeit nur angeleint Kontakt aufnehmen können, denn auch hier könnten von beiden Seiten erst einmal Mißverständnisse entstehen. Auch bleiben viele Hunde nicht sofort alleine, sondern müssen erst sicher sein, daß sie nun ein neues Heim gefunden haben.
Selbstverständlich sollte es sein, die ersten Wochen, weder Kinder, noch Hunde, Katzen und andere Haustiere mit dem Neulinge unbeaufsichtigt zu lassen. (Anmerkung: Kinder sollten generell auch später NIE mit Hunden - egal welcher Rasse und Vorgeschichte - alleine gelassen werden!!)

Fazit:

Mut zum erwachsenen Hund. Selbst Familien mit Kindern gehen nicht automatische ein unkalkulierbares Risiko mit der Übernahme eines erwachsenen Hundes ein. Ein Hund, von dem man weiß, daß er vorher viele gute Erfahrungen mit Kindern gemacht hat oder der sich z. B. im Tierheim im ständigen Umgang mit Kindern als unproblematisch erwiesen hat, kann ein toller Familienhund werden.
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Kai
 
  • 29. März 2024
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Hallo Kai !

Als wir damals unseren Rotti bekamen war sie , unsere Geisha, schon 3 .

Leider ist sie seit Oktober 2000 Tod und im moment dürfen wir wegen des Vermieters keinen neuen Hund . So in spätestens 2-3 Jahren können wir uns ein Haus kaufen und dann gibt es wieder mind. 1 Hund . ABER : Es muss kein Welpe sein !!
UND : Wir werden zuerst mal alle Tierheime abklappern denn dort gibt es bestimmt Hunde , auch älter als 2 oder 3 Jahre , die ein zuhause verdient haben !!!


gruss Katja
 
Hallo Kai,
im großen und ganzen, hast Du Recht mit dem was Du
da geschrieben hast.
Ich persöhnlich habe schon viele Hunde aus dem TH
geholt und hatte nach kurzer eingewöhnungs-Phase
auch keine Probs damit.Aber da ich im Tierheim gearbeitet habe, sieht manchmal die Realität anders aus. Die meisten schwierigkeiten lagen darin,das wir die kleinen Hunde immer schnell los wurden weil die meisten Leute 1. der Meinung waren die würden nicht so schnell beißen und 2.leben die Leute auf Etage ,dann mit einem großen Hund würde nicht gehen wo Sie auch Recht haben.
Wenn wir ein Tier rein bekommen haben ,sei es Fund-tier oder auf normalen wege hieß es meistens..der Hund ist nur Mann bezogen ,mag keine Kids,oder mag keine Männer
wo sich aber im nach hinein heraus gestellt hatte,das dem nicht so war.
Ich habe sehr oft erleben müßen wie wir Tiere wieder zurück bekommen haben schon nach einer woche, obwohl wir die neuen Besitzer auf geklärt hatten ,worauf sie achten sollen. Und das der Hund immer anfangs
schwierigkeiten hat wenn er in ein neues Heim kommt.Aber manche sind so naiv und glauben es geht von heut auf morgen.Sie müßen doch mal sich in das Tier verstezen,was das alles durch gemacht hat..Erst der Stress von seiner alten umgebung rausgerissen zu werden,dann der stress hinter gitter,dann die ganzen anderen tiere die auf ihn einwirken durch das gebelle.
Dann TA untersuchungen,so viele neue Leute die den ganzen tag vorbei schauen um sich ein Tier aus zu suchen.Oder wie lange sitzen diese Tiere denn schon da drinn das ist eine ganz wichtige seite.Wenn ich Hund wär ich würde auch sauer und entäuscht sein von Mensch.
Egal welchen Hund ihr euch holt,klein oder groß.
Gibt ihm die Zeit die er brauch und ihr habt den besten Freund den ihr überhaupt haben könnt.

Gruß Babsy,Dusty und Lasko

germ-shp.gif
 
Hallo Kai,

ich kann dir nur zustimmen. Allerdings ist es bereits schwer einen Hund mit sieben Monaten zu vermitteln wenn dieser irgendwelche "Fehler" aufweist und je älter er wird desto schwieriger wird es. Ich kenne es aus eigener Erfahrung unser Arcon war einsolch siebenmonatiges "Hinkelchen" er hatte einfach vor allem Angst und wollte doch so gerne gestreichelt und geknuddelt werden. Nur keiner traute sich den Hund zu weil jeder Angst hatte er könnte doch mal beissen oder er könne krank sein weil er etwas hinkte. Wir haben es dann gemacht und ihn vor inzwischen fast fünf Jahren zu uns gehohlt. Wir haben es nie bereut, gut er hat bei allem etwas länger gebraucht aber inzwischen machen wir mit sehr gutem Erfolg Tunierhundesport und wir möchten ihn nicht mehr missen. Übrigens sein kam nur daher daß er mit sieben Monaten noch fasts keine Muskeln aufgebaut hatte. Unser nächster Hund wird mit Sicherheit wieder aus dem Tierheim kommen und er darf ruchig auch älter sein.
Übrigens woher kommst du wenn du den "Aschaffenburger Hundeführerschein" gemacht hast, oder hab ich das falsch verstanden. Wir kommen nämlich aus Aschaffenburg, wohnen nur jetzt in Stockstadt.

Gruß Kerstin
 
Hallo Kai

ich habe bis jetzt immer Hunde aus den TH gehabt, die immer älter als 1 Jahr waren und bin immer sehr gut mit ihnen klargekommen. Meine nächsten Hunde sind auch wieder aus dem TH und auch wieder über 1 Jahr alt. Da ich berufstätig bin kann ich einen Welpen überhaupt nicht gebrauchen, so viel Zeit habe ich garnicht. Für einen erwachsenen Hund reicht als Eingewöhnungszeit der Jahresurlaub von ca. 4 Wochen völlig aus, habe ich festgestellt. Außerdem gibt es immer 2 Hunde, damit einer nicht alleine bleiben muß.

Schöne Grüße
Gabi
 
Hi Kai,

ich habe mir wie Du weisst ja jetzt als Zweithund ne fast 4-jährige Bulli-Hündin gekauft. Sie ist total klasse, vielleicht bisschen zu schmusig und anhänglich, aber sonst habe ich es keine Minute bereut. Mit der Erziehung fange ich jetzt an, da sie nicht allzuviel kann, aber das krieg ich auch noch hin.

Andererseits hab ja noch meinen Rüden, den ich im Alter von 8 Wochen holte. So ne Bindung wie zu ihm werde ich wohl zu keinem Hund mehr bekommen glaub ich, war halt auch mein erster Hund. Ist schon ein Erlebnis einen Welpen aufwachsen zu sehen.

Hat also beides seine Vorzüge.

Gruss

Mark
 
Hallo
Wir haben Lady mit 3 Jahren jetzt vor kurzem bekommen.
Und es ist nichts an ihr zu bemengeln, es muß wirklich nicht immer ein Welpe sein.
Wir haben uns auch für ein Tier aus 2.Hand entschieden da wir keinen English Bulldog Welpen wollten .
Ich finde diese Rasse zwar sehr toll bin aber nicht der Meinung das man die heutige Qualzucht dieser Rasse unterstützen muß.
So machten wir uns auf die Suche und fanden nach 2 Jahren den passenden Hund, kinderlieb, katzenverträglich etc., zu guterletzt kommt noch dazu das Lady nicht so überzüchtet ist.


kroete4-co.jpg


Ciao English Bulldog
 
Hi Mark :verlegen:)

Die (emotionale) Bindung an Deine neue Bullihündin wird genauso kommen - glaub mir das :verlegen:) Und sie wird der zu Deinem Rüden in nix nachstehen. Bei erwachsenen Hunden, die man nicht selbst geprägt hat, dauert es manchmal ein bißchen, bis man richtig warm geworden ist.

Wart's mal ab: in in paar Wochen sprechen wir uns wieder :verlegen:)

Liebe Grüße

Sabine





...out of the dark - into the light, the brightness...
 
aus den Erfahrungsberichten des
Erfahrungsbericht - "Rosco" und "Simon"
( Geschrieben von Carola Kasperek


Loblied auf zwei alte Knaben (Bild siehe Anlage)

Beinahe dreizehn Jahre war Carlo bei meinem Mann und mir gewesen, als er im
Alter von knapp 15 Jahren starb. Er war unsere große Hundeliebe und sein Tod
verursachte beträchtlichen Kummer und tiefe Trauer, doch erst nach und nach
wurde uns richtig bewusst, welche Lücke er in unserem jetzt „hundelosen“ Leben
hinterlassen hatte.
Und so erregte ein halbes Jahr später eine kleine Zeitungsanzeige sofort meine
Aufmerksamkeit und Neugier: Gesucht wurde ein ‚Altersruhesitz‘ für einen
ruhigen Hund aus einem Tierheim. Ich rief an und führte ein freundliches
Gespräch mit Frau te Laak, die mir Roscos kurze und traurige Lebensgeschichte
erzählte: Er war in jungen Jahren ins Tierheim Manresa gelangt und dort neun
lange Jahre einfach sitzengeblieben; keiner hatte ihn bemerkt, keiner hatte ihn
zu sich geholt. Jetzt war er nicht mehr jung – elf oder zwölf – und te Laaks
hatten ihn mit nach Deutschland gebracht in der Hoffnung, doch noch ein Zuhause
für ihn zu finden. Ja, und das lief dann auch alles wie am Schnürchen. Nachdem
wir von Roscos traurigem Schicksal gehört hatten, gab es kein Halten mehr – wir
mussten ihn einfach sehen.

Sein Aussehen war uns egal, wenn er nur unsere Katzen nicht abmurksen würde,
aber auf eine solche gut gepflegte Hundeschönheit waren wir nicht gefasst: von
gut mittlerer Größe, mit sanften dunkelbraunen Augen und einem herrlichen
dichten, goldblonden Plüschpelz (der übrigens Selbstreinigungskraft besitzt –
dieser Hund wird einfach niemals schmutzig!). Das war’s dann natürlich – Liebe
auf den ersten Blick sozusagen. Und wir bekamen einen wundervollen, absolut
unproblematischen und sanftmütigen Hund, in den wir heute, zwei Jahre später,
noch viel verliebter sind als am ersten Tag unserer Bekanntschaft. Dass sich
nicht alle Tierheimbesucher um ihn gerissen haben, ist uns bis heute
unverständlich; er hat wohl einfach Pech gehabt.

Ich will nicht verschweigen, dass der lange Aufenthalt im Tierheim nicht
spurlos an Rosco vorübergegangen ist: er ist ein wenig schrullig. So bellt er
beispielsweise niemals, obwohl er es könnte, und erträgt auch das Bellen
anderer Hunde nicht. Überhaupt hat er große Angst vor fremden Hunden (egal, wie
diese sich verhalten), was sich bis zu einer gelinden Panik steigern kann.
Rosco versucht bei einer solchen Begegnung zügig nach Hause zu laufen –
unabhängig davon, wo wir uns befinden. Er schlägt einfach die Richtung ein, die
er für richtig hält und wir müssen dann manchmal ganz schön rennen, um ihn
einzuholen.

Um dieser „Eigenbrötelei“ etwas entgegenzuwirken, haben wir uns vor einem Jahr
entschlossen, einen zweiten Hund aufzunehmen – natürlich wieder aus Manresa.
Ein Blick in die entsprechende Webseite und da war er: Simon mit den kurzen
Beinchen, der selbstbewussten Haltung und dem munteren
Straßenhunde-Gesichtchen. Der kleine Kerl war erst kurz zuvor der
Auffangstation und damit dem sicheren Tod entgangen. Auch Simon war kein junger
Hüpfer mehr – ob vier oder fünf, sieben oder acht Jahre alt, das bleibt sein
Geheimnis und ist ja auch nebensächlich. Wichtig ist dagegen, wie gut sich die
beiden Hunde verstehen. Natürlich schmusen die gesetzten älteren Burschen nicht
mehr miteinander wie zwei Welpen, aber ein Beschnuppern hier und da, ein paar
Schritte, die man Seite an Seite geht, das gemeinsame Liegen auf einer Decke,
all das spricht für mehr gegenseitige Sympathie als wir jemals zu hoffen gewagt
hätten, zumal Simon von völlig anderem Wesen als Rosco ist: Der Kleine musste
sich möglicherweise sein Leben lang auf der Straße behaupten und verfügt über
Durchsetzungsvermögen und – zumindest anfangs – eine gewisse Portion
unterschwelliger Aggressivität (die sich jedoch nie gegen uns oder die anderen
Tiere, sondern lediglich gegen fremde Hunde und ab und zu gegen ein altes
Kissen richtete). Doch unsere friedliche Menagerie (mit Rosco, der Katzenbande
und dem Minischweinchen) hat auch bei Simon ihre Wirkung gezeigt. Er ist
ruhiger geworden, gelassener und vertrauensvoller und fordert jeden Tag
stürmisch die Zuwendung ein, die er so lange entbehren musste.

Auch Roscos Entwicklung ist offensichtlich noch keineswegs abgeschlossen. Mit
viel Interesse und Freude sehen wir, wie dieser doch schon alte und vom
Zwingerleben geprägte Hund sich auch nach zwei Jahren immer mehr öffnet, noch
zutraulicher und – auf seine sanfte Art – immer fröhlicher wird. Seine Angst
vor fremden Hunden wird Rosco nicht mehr verlieren, er wird von uns nicht mehr
erzogen und braucht keine ‚neuen Kunststückchen‘ mehr zu lernen, sondern soll
die hoffentlich noch lange Zeit, die ihm bleibt, friedlich, geliebt und in
Sicherheit mit uns verleben.

Und die „Moral von der Geschichte“? – Die steht natürlich schon in der
Überschrift! So wunderbar es ist, einen Welpen großzuziehen und ein langes
Hundeleben mit ihm zu verbringen, mindestens ebensoviel Glück bedeutet es,
einem älteren Hund eine letzte Chance zu geben. Vor dem Hintergrund der
geschilderten Erfahrungen plädieren wir uneingeschränkt für den „Mut zu den
alten Knaben (und natürlich auch Mädchen!)“, und für große Geduld mit ihren
manchmal kleinen Fortschritten, denn zum einen sind die Tiere ja nicht da, um
unsere Vorstellungen und Wünsche zu erfüllen und andererseits – Spaß und Freude
kommen auch beim Zusammenleben mit den grauschnauzigen Hundetieren bestimmt
nicht zu kurz.
rosco-und-simon.jpg


Gruß Lupo
 
Hallo Leute,
der Beitrag oben ist nicht von mit, ich hatte ihn auf der HP gefunden.

Aber das Thema ist für mich sehr wichtig, da ich auch schon 2 ältere Rüden zu mir geholt habe. Und ich habe es nicht einen Tag bereut. Mein Mädchen kam als Welpe zu uns, ein vollkommen unkomplizierter Hund. Ein älterer Hund stellt dich (mich auch) vor gänzlich andere Probleme. Man muß erst herausfinden wie die Persönlichkeit des Hundes ist, die Eigenarten und Vorlieben. Der ältere Hund hat seinen Charakter schon längst gefunden, bei einem Welpen bekommt man diesen vom ersten Tag an mit und stellt sich darauf ein.
Bei fast jeden Spaziergang oder Training überrascht dich jedoch der "neue" ältere Hund, es ist ein ständiges Lernen. Und das macht sehr viel Spaß, es ist aufregend seine Eigenarten herauszufinden. Die Kleinigkeiten und Freuden des Zusammenwachsens und ein Hund der sich hundewohl fühlt, was braucht man mehr?

Kai
 
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