Muskelpakete im MK-Test Tiere geprüft

watson

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Muskelpakete im Maulkorb-Test Tiere geprüft
Kreisveterinäramt blickt Hunden auf dem Hillpark-Gelände in die Seele

VON ULF HANKE

Löhne. Eisman ist ein Lamm. Zitternd blinzelt der Mischlingshund, ein schneeweißes Muskelpaket, zwischen den eng zusammen stehenden Menschenbeinen durch, hinauf zu seinem Frauchen. Das ist der Fahrstuhl-Test. So prüft das Kreisveterinäramt Herford, ob Eisman mit fremden Menschen zurechtkommt und ohne Maulkorb Gassi gehen darf. Im Hill-Park (ehemals Kerr-Kaserne) auf dem Löhner Bischofshagen hat das Amt bisher rund 100 sogenannten Kampfhunden in die Seelen geschaut, 14 Hunde darunter waren aus Löhne.

Eine Stunde dauert der Blick ins Innerste. Es ist ein durchdringender Blick und es sind die Augen von Claudia Schürmann, die über das Seelenleben der Hunde wachen.

Diesen Augen entgeht nichts. Die Fachfrau vom Herforder Verein "Bullterrier in Not" hat den Charakter-Test in Zusammenarbeit mit dem Landesinnenministerium entworfen. Jetzt steht sie selbst mit Stift und Block in der Kälte und notiert auch die kleinste Bewegung des weißen Kraftpaketes.

Danach steht ihr Urteil fest. Eisman hat bestanden. Er darf ohne Maulkorb Gassi gehen. Der Hund ist "wesensrein", das ist der terminus technicus, um den sich alles dreht.

"Rund 90 Prozent haben den Test bestanden"

Seit Juni 2000 gilt in Nordrhein-Westfalen die Landeshundeverordnung, seit diesem Datum müssen Kampfhunde durch die Wesensprüfung. Die Durchfall-Quote ist gering. "Rund 90 Prozent haben den Test bestanden", sagt Andreas Hilgendorf, der im Kreisveterinäramt die Statistik führt.

Darunter waren bisher 14 Hunde aus Löhne. 73 Kampfhundehalter sind bei der Stadt registiert. Die Zweibeiner müssen einen Sachkundetest absolvieren. Die Vierbeiner müssen die Wesensprüfung bestehen, wenn sie ohne Maulkorb nach draußen wollen. Für den Frühling rechnet Paul Urban vom Löhner Ordnungsamt noch mit jeweils rund 50 Hunden und Herrchen für beide Tests.

Auf dem Bischofshagen prüft der Kreisveterinär Dr. Reinhard Zwingelberg mit Claudia Schürmann, der Vorsitzenden des aus Funk und Fernsehen bekannten Vereins "Bullterrier in Not". In Löhne werden nur Hunde der neun Rassen der Anlage I der Landeshundeverordnung, also Pitbull, Bullterrier und andere geprüft. Dobermänner und Kollegen, die in der Anlage II der Verordnung aufgeführt werden, müssen in Herford durch den Test.

Damit ist jetzt erst einmal Schluss. "Es ist viel zu kalt", sagt Zwingelberg und reibt sich die Hände. Mit einer Videokamera dokumentiert der dick verpackte Tierarzt die Prüfung. Wenn der Doktor schon friert, wie muss es dann erst den kläffenden Kraftpaketen ergehen, die zwar viele Muskeln, aber wenig Fell haben?

Eisman hat so seine Mühe mit der Temperatur. Mehrfach bettelt der schneeweiße Mischlingshund bei seinem Frauchen Claudia Windus um Streicheleinheiten. Zitternd lässt er die Prüfung über sich ergehen. Das schreiende Kind auf dem Tretroller hinter dem Gitterzaun lässt ihn völlig kalt, vor dem Spaziergänger mit Regenschirm zieht er sogar den Schwanz ein. Nur der Wegelagerer, der plötzlich aufspringt, bringt den elf Monate alten Mischling in Rage und ein bisschen außer Fassung.

"Wir muten den Hunden ganz schön viel Stress zu", sagt Claudia Schürmann. Doch da müssen die Kraftpakete durch. Denn in diesen Alltags- und Ausnahmesituationen erkennt die Hundefachfrau das wahre Wesen des Vierbeiners. Eisman hätte sich vom aufspringenden Wegelagerer weniger beeindrucken lassen dürfen. Aber der Mischling ist noch jung, mit der richtigen Schulung kann der Hund seine ansonsten weiße Weste von diesem Fleck befreien. Für eine generelle Maulkorbbefreiung ist er zu jung. In drei Monaten muss Eisman noch einmal durch die Prüfung, die über den Maulkorb entscheidet.

"Ich war nervöser als mein Hund"

Dass der Hund dennoch durch den Test musste, hat Renate Siekkötter, die Vorsitzende des Tierschutzvereins Herford, entschieden. Eisman lebt im Tierheim Bünde-Ahle, in dem der Tierschutzverein einige seiner Hunde untergebracht hat. "Wenn wir diese Prüfung nicht machen, können wir unsere Hunde nicht vermitteln", sagt Renate Siekkötter. Sieben Hunde schickt der Tierschutzverein insgesamt durch die Prüfung. Eine teure Pflichtübung. 350 Mark nimmt das Kreisveterinäramt für den Wesenstest pro Hund.

Eisman hatte Glück. Sein Frauchen, Claudia Windus, arbeitet im Tierheim und kannte den Mischling schon länger. Doch ein Fels in der Brandung des Prüfungs-Stress ist Claudia Windus nicht für ihren Hund. "Ich war nervöser als Eisman", sagt die Hiddenhausenerin.
 
  • 28. März 2024
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