WHeimann
13.11.2001
HUND IN MÜNCHBERG VERGIFTET
Paschas Kampf ums Überleben
VON ALEXANDER WUNNER
Der vierjährige Collie-Mischling Pascha kämpft um sein Leben. Seitdem er und seine Familie vor fünf Wochen von Schödlas nach Münchberg gezogen sind, wurde der Hund offensichtlich systematisch mit Gift gefüttert. Und er ist nicht der Einzige...
MÜNCHBERG - ,,Das ist so gemein!'' Christine Schadt drückt ihren Hund ganz eng an sich und Pascha kann's wirklich gebrauchen. Seit Wochen ist ihm speiübel, der Bauch schmerzt. Noch viel schlimmer: die Leber des Collie-Mischlings ist stark angegriffen und entzündet. Ob er die nächsten Wochen überlebt, ist ungewiss.
Vermutlich wird sich darüber irgendwo in Münchberg ein Unbekannter sogar freuen. Denn nicht nur für die Schadts ist klar: Ihr Pascha wird systematisch vergiftet! Anfang Oktober zog die Familie von Schödlas in den Münchberger Süden, für den Hund natürlich eine große Umstellung. Obwohl das Haus in einem ruhigen Wohngebiet liegt, hatte Pascha anfangs vor allem mit vorbeifahrenden Autos so seine Probleme. ,,Als Pascha klein war, hat ihn ein Wagen angefahren und er wurde schwer verletzt'', erklärt sein ,,Frauchen'' den Grund. Mittlerweile hat sich der Vierjährige aber an den Autolärm besser gewöhnt und bellt auch viel seltener, wie Nachbarn bestätigen.
Trotzdem hat es von Anfang an jemand auf den Hund abgesehen. Schon nach drei Tagen ändert sich die Farbe bei seinem Stuhlgang, mit der Zeit wird es immer schlimmer. Schließlich der Schock: Paschas Blutwerte weisen auf eine Vergiftung hin und am Samstag findet sein Herrchen vor der Haustür kleine, beige-violett gefärbe Kügelchen. Er räumt sie weg, doch am nächsten Tag sind neue da. Für den Konradsreuther Tierarzt Dr. Peter Kanzler sind die Kugeln die Ursache für Paschas schwere Krankheit. Ob der Hund durchkommt? ,,Ich kann es nicht versprechen.''
Es ist nicht die erste Tiervergiftung in Münchberg, bereits im Vorjahr wurde ein Berner Sennenhund vergiftet, auch aus Schlegel ist dem heimischen Tierschutz verein ein Fall bekannt und Dr. Kanzler weiß noch mehr: ,,Allein im vergangenen Jahr hatte ich,,Nirgends bei uns gibt es so viele Fälle von vergifteten Hunden wie in Münchberg'' Tierarzt Dr. Peter Kuchler vier Fälle aus Münchberg, zwei Tiere sind gestorben.'' Jedesmal habe eine systematische Frem deinwirkung vorgelegen.
In Münchberg sind derzeit 360 Hunde im Stadtgebiet gemeldet, 185 leben in den umliegenden Dörfern. Die Tiere vor dem Gift zu schützen, sei praktisch unmöglich, erklärt der Arzt und Hundebesitzer: ,,Eigentlich hilft nur ein Beißkorb, aber das kann ja nicht der Sinn der Sache sein.'' Dem Tier anzuerziehen, dass es nichts anrührt, sei praktisch fast unmöglich.
Für die Familie Schadt bietet der Alltag im Moment nur wenig Freude - Stress und Angst herrschen vor. ,,Das ist Wahnsinn, wenn man sieht, wie der Hund leidet. Außerdem können wir ihn überhaupt nicht mehr alleine rauslassen.'' Letzte Nacht hat ihr Mann nachts den Garten mit der Taschenlampe untersucht, bevor Pascha raus durfte. Einen Verdacht hat Christine Schadt nicht. Ein Nachbar hat sich über das Hundebellen beschwert, ,,aber erstens ist es schon viel besser geworden und zweitens: Wer vergiftet deshalb ein Lebewesen?''
13.11.2001
INTERVIEW
,,Wäre schön, solche Täter zu erwischen''
MÜNCHBERG - Dass einem Hundevergifter nur schwer auf die Schliche zu kommen ist, liegt auf der Hand, trotzdem ist die Münchberger Polizei für Hinweise dankbar, wie Inspektionsleiter Friedrich Petzet erklärt.
Herr Petzet, was erwartet jemanden, der ein Tier vergiftet?
Friedrich Petzet: ,,Wenn man ihm die Tat nachweisen kann, einiges. Dann wird die Staatsanwaltschaft eingeschaltet und es drohen Freiheits- oder Geldstrafe. Außerdem kann der Geschädigte zivilrechtlich gegen den Täter vorgehen und ihn auf Schadensersatz verklagen.''
Wie laufen die Ermittlungen der Polizei in einem solchen Fall genau ab?
Friedrich Petzet: ,,Ohne konkreten Hinweis auf einen Täter ist es schwierig. Hier sind wir sehr auf Hinweise und Zeugen angewiesen. Wer glaubt, dass sein Hund Gift gefressen hat, sollte den Giftköder unbedingt vom Tierarzt untersuchen lassen und dann Anzeige erstatten. Ein anderes Problem sind fehlende Fingerabdrücke und teure Gutachten sind natürlich nicht so einfach. Da muss die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben.''
Zumal der Hund ja juristisch weiterhin als Sache gilt...
Friedrich Petzet: ,,Für mich ist das ein Lebewesen, an dem jeder Besitzer natürlich besonders hängt. Wenn jemand ein Tier vergiftet, wäre es sehr schön, den Täter zu erwischen. Überhaupt wurden Tiere ja im Bürgerlichen Gesetzbuch aufgewertet, nur juristisch eben nicht.''
WHeimann
Hundeschule des Tierschutzverein Iserlohn e.V.
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