Meine Kampfkatze Moglie und Clownskatze Lisa

Forneus86

Als ich mich im Dezember 2012 dazu entschied, mich auf die Suche nach einer kätzischen Freundin zu machen, stand ich zunächst vor großen Zweifeln, ob eine Katze überhaupt in meine Lebenssituation passte.
Mir war von Anfang an klar, dass ich wohl keine sonderlich große Auswahl hätte - als Anfängerin wollte ich mich nicht mit zwei Katzen überlasten. Des Weiteren war auf Grund meiner Wohnsituation klar, dass meine neue Gefährtin schon etwas älter und ruhig, Einzelgänger und gewöhnte Wohnungskatze sein müsste.

Ich rief also im Tierheim an und schilderte meine Suchkriterien, eigentlich davon ausgehend, eine Absage zu bekommen. Wider Erwarten sagte mir die Katzenpflegerin dann, sie hätte zwei Katzen, die zu mir passen könnten. Eine 15jährige FIV-Katze, was ich mir jedoch mangels Erfahrung und Sorge vor hohen Kosten nicht zutraute. Die zweite Katze sei eine arme Socke, die im Tierheim nicht gut klar käme, "10 Jahre alt, furchtbar faul, verfressen und total verschmust". Nun, das klang quasi nach meinem kätzischen Ebenbild, so entschloss ich mich, mir die Dame mal anzusehen.

Einige Tage später fuhr ich dann mit einem guten Freund ins Trierer Tierheim und wurde ins Katzenhaus geführt. Moglie hieß die Dame, und sollte wohl grau getigert sein. So standen wir im Katzenzimmer und die Pflegerin wollte uns Moglie vorstellen. "Hallo Moglie" sagte sie, fasste in die Höhle des Kratzbaumes und... ich sah nur eine Tatze heraus schnellen und erblickte sodann die leicht demolierte Hand der Pflegerin. "Das hat sie ja noch nie gemacht!" hieß es. Deswegen entschloss ich mich, trotz des unfreundlichen ersten Eindrucks, noch einige Zeit im Katzenzimmer zu verweilen und Moglie vielleicht doch noch von ihrer netten Seite kennen zu lernen.

Nun ja, alles was ich an diesem Tag von Moglie sah, war die Tatze und einen schlecht gelaunten Blick. Zu hören bekam ich nur hin und wieder ein Fauchen. Alles in Allem war von der angekündigten Schmusekatze nicht viel zu erkennen. Dennoch, mein Begleiter amüsierte sich prächtig über unser Kennenlernen und meinte nur "Glaub mir, das ist deine Katze. Die ist genau wie du!" Nun gut, irgendwie hatte sie mich beeindruckt, ich bin auch auf den ersten Blick eher grob und ohnehin kann der Tierheimsstress ja zu verändertem Verhalten führen.

Also entschied ich mich, uns eine Chance zu geben. Ich besorgte noch am selben Tag jede Menge Zubehör und zwei Tage später, am 07.12.13 holte ich Moglie ab. Wie schon erwartet, weigerte sie sich unter fauchen, kratzen und beißen, in die Transportbox umzuziehen. Ich hielt mich beim Einfangen bewusst zurück, um sie nicht gleich zur Feindin zu haben. Die Fahrt nach Hause fand dann unter lauthalsem Gemotze statt.

Eigentlich ging ich davon aus, dass Moglie nach einer Eingewöhnungszeit etwas freundlicher würde, musste allerdings recht schnell feststellen, dass diese Katze es wohl doch faustdick hinter den Ohren hatte. Ich litt zunehmend unter häuslicher Gewalt - sobald wir uns in die Quere kamen, rammte sie mir ohne Vorwarnung sowohl Krallen als auch Zähne in sämtliche Körperteile und schreckte auch nicht davor zurück, mich aus der Ferne in hohem Bogen anzuspringen, um mich mit weiteren Läsionen zu verzieren.

Wahrlich, eine Anfängerkatze war das nicht. Und von der Schmusekatze war auch nach drei Monaten nichts zu vernehmen. Im vierten Monat wurde sie dann operiert -kastriert- und musste anschließend eine Halskrause tragen, mit der sie so gar nicht klar kam. So leid sie mir tat, so sah ich auch meine Chance darin, unsere Beziehung etwas zu verbessern, indem ich ihr mit einem Löffel beim Fressen half und sie mit einer Rückenbürste (mit langem Stiel *g*) bürstete, wenn sie sich mal wieder nicht putzen konnte. Nun, mein Plan ging auf und Moglie legte sich das erste Mal neben mich ins Bett, um dort zu schlafen. :love:

Die folgenden Monate nutzte ich dazu, ihr durch Beharrlichkeit und Beschäftigung mit dem Clicker ihre Prügelei abzugewöhnen. Nach etwa drei weiteren Monaten war sie soweit, dass sie endlich anfing zu warnen, bevor sie die Tatze hob. Und ich lernte, sie zu verstehen und ihre Zeichen zu deuten. Inzwischen kommt es vielleicht zwei mal im Monat vor, dass sie mir durch ein Missverständnis eine haut. In 99% aller Fälle tut sie das ohne Krallen. :)

Die verschmuste Samtpfote habe ich nicht bekommen. Moglie ist ein kleines Monster und wird das auch bleiben. Besucher haben Respekt vor ihr, weil sie allesamt bereits vermöbelt wurden und selbst Tierärzte verzweifeln immer wieder an ihr. Im August musste sie einige Tage in der Tierklinik verbringen... Am dritten Tag rief man mich an und legte mir nahe, sie wieder abzuholen. "Die führt sich auf wie eine Furie und ist kaum zu händeln". Wenn ihr irgend etwas nicht passt, motzt sie lauthals in der Gegend rum, faucht, knurrt, grummelt oder kackt mir demonstrativ vor die Füße. So süß es auch ist, wenn sie in meinem Arm schlummert, so nervig ist es, wenn sie mich dann anknurrt, weil ich es wage, mich zu bewegen. Ich habe oft gelesen, mal solle Katzen ins Gesicht pusten, wenn sie etwas nicht dürfen. Moglie beantwortet dieses mit Fauchen. Das geht dann so lange hin und her, bis mir die Puste ausgeht. Wenn ich mit ihr schimpfe, schimpft sie einfach unbeeindruckt zurück.

Tja, was soll ich sagen? Die Pflegerin im Tierheim kann nur gelogen oder mir die falsche Katze gegeben haben. Anders kann ich mir das nicht erklären. :D
Aber mein Freund hatte schon Recht. Moglie und ich sind uns sehr ähnlich. Eigenbrötlerisch, zickig und wahrlich nicht sehr pflegeleicht. Letztlich sind wir ein gutes Team geworden und ich liebe meine kleine Kratzbürste abgöttisch - meistens jedenfalls. Und manchmal, wenn sie mir -zur Begrüßung nach der Arbeit oder vor dem Einfordern meines Armes als Kopfkissen- sanft die Nase ins Gesicht drückt, glaube ich, dass auch sie mich irgendwie ein bisschen ins Herz geschlossen hat.

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  • 28. März 2024
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Eigentlich war ich der Meinung, meine Wohnung sei für zwei Katzen nicht geeignet. Erst im August 2013 machte ich mir das erste Mal Gedanken darüber, ob ich nicht doch eine zweite Katze holen sollte, da ich beruflich manchmal bis zu 14 Stunden unterwegs war. Letzten Endes entschied ich mich dann aber doch dafür, bis zu meinem Umzug 2015 zu warten. Schließlich war ich auch nicht unbedingt davon überzeugt, dass Moglie zu anderen Katzen freundlicher ist, als zu Menschen.

Ende August, ich war inzwischen mehrmals die Woche im Tierheim tätig, hauptsächlich in der Katzenpflege und -Vermittlung, entdeckte ich in einem der Katzenzimmer eine mir gänzlich unbekannte Katze. Das wunderte mich doch sehr, hatte ich doch Zugang zur Eingangsquarantäne und kannte die Katzen in der Regel schon, bevor sie in die Gehege einzogen.

Ich fragte dann eine Pflegerin, die alle Katzen in und auswendig kannte. Die schaute mich nur verständnislos an und hatte keine Ahnung, welche Katze ich meine. Auch die andere Katzenpflegerin hatte keine Ahnung und Nachfragen bei der Katzenchefin ergaben keine wirklichen Informationen. Die Pflegerinnen fingen die Katze dann ein, um sie anhand ihres Chips zu identifizieren. Die Idee war gut... Allerdings hatte die Katze keinen Chip. Sie war also nie in der Eingangsquarantäne oder beim Tierarzt gewesen und kein Mensch wusste, wie diese Katze in das Zimmer kam.

Sie wurde dann aufgenommen, gechipt, in die Quarantäne gesetzt und bekam den Namen "Clarissa"... Nach ihrer Finderin, mir. ;)

In den nächsten Tagen freundete ich mich mit meiner Namensvetterin an und stellte fest, was für eine liebe Seele das ist. Total unkompliziert, ruhig, friedlich - im Gegensatz zu meiner Moglie schien Clarissa gar nicht zu wissen, dass sie mit ihren Krallen wesentlich mehr machen kann, als sie zu pflegen. Ihr Geburtsjahr wurde auf etwa 2005 geschätzt und sie zeigte sich unter den anderen Katzen sehr sozial und friedfertig. Außerdem kam sie mit Stress nicht gut zurecht und suchte eher die Ruhe, schien also für vorübergehende Wohnungshaltung durchaus geeignet.

Irgendwie sagte mir mein Herz, dass diese Katze zu Moglie und mir passen könnte und so zog sie dann ohne große Überlegungen am 07.09.2013 bei uns ein. Natürlich musste zunächst mal der Name geändert werden, es kann schließlich nur eine Clarissa geben. ;)
Bei der Namenssuche dachte ich an Lieschen, eine Katze, die sich unheimlich schnell in mein Herz geschlichen hatte. Lieschen war 13 Jahre alt, kam im Januar 2013 zum zweiten Mal ins Tierheim, wartete bis August auf ein neues Zuhause und kam dann nach drei Tagen wegen einer Allergie zurück. Leider musste Lieschen am 29.08., zwei Tage vor ihrem hoffentlich letzten Auszug, wegen eines Tumors eingeschläfert werden. Ich hatte tagelang geheult deswegen und wollte mit dem neuen Namen meiner neuen Katze wenigstens ein bisschen an Lieschen erinnern. Lisa fand ich doof, Elisabeth langweilig... Elisacat! Perfekt! :D

Ganz anders als Moglie bei ihrem Einzug, zeigte sich Elisacat sehr offen und dankbar für ihr neues Zuhause. Hatte sie sich im Tierheim noch immer sehr zurück gezogen, saß sie bereits nach 10 Minuten neben mir auf dem Bett und schmuste los wie eine Weltmeisterin. Auch das Kennenlernen mit Moglie verlief recht unkompliziert. Erwartungsgemäß zickte Moglie rum, Lisa ging der pöbelnden Moglie aber aus dem Weg und zeigte sich ansonsten recht unbeeindruckt.

Mit der Zeit stellte Lisa sich als kleiner Clown heraus. Unheimlich verspielt, neugierig, albern, total verschmust und friedlich. Ab und zu macht sie sich einen Spaß daraus, Moglie auf ihre lustige Art und Weise zu provozieren. Dadurch, dass sie doch deutlich flinker ist als Moglie, merkt man, wie diese dann manchmal vor Wut platzen könnte, wenn Lisa sie mal wieder genervt hat und dann vor Freude gurrend von dannen hüpft und Moglie ins Leere schlägt. :lol:

So richtige Schmusefreundinnen werden die beiden sicherlich nicht. Dazu ist Moglie einfach zu distanziert, zu miesepetrig, zu grummelig. Aber sie akzeptiert Lisa -jedenfalls, wenn sie gerade mal keine schlechte Laune hat- und Lisa kommt mit der alten Kratzbürste auch super zurecht. Das Verhältnis zwischen mir und Lisa ist einfach super. Viel schmusen, gemeinsam im Bett schlummern, sie kommt wenn ich sie rufe, ich kann sie durch die Gegend tragen und wir können sogar raufen, ohne dass sie mich verletzt.

Dafür, dass ich eigentlich keine zweite Katze wollte, bin ich doch sehr froh über die überstürzte Entscheidung, Elisacat zu uns zu holen. Ich habe es noch keine Minute bereut. :love:


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Herzlichen Glückwunsch zur neuen Mitbewohnerin! Ich hoffe ihr werdet eine tolle Zeit haben. Und manchmal sind diese Entscheidungen gar nicht so schlecht. Auf ähnliche art und weise bin ich an unseren Kater Johnny cat gekommen :)
 
Eine schöne Geschichte - ich finde beide Katzen klasse :love:
 
Zwei sehr schöne Geschichten von zwei sehr schönen Katzen! :love:
 
Dankeschön :D

Tja, es hieß ja immer, dass man bei der Zweitkatze eine Katze mit ähnlichem Charakter zur ersten Katze aussuchen sollte... Das ist bei mir ja nun absolut nicht der Fall, aber die Vorstellung, zwei Moglies hier sitzen zu haben, ist auch wirklich grausig... :lol:

Nächste Woche fahren wir drei für eine Woche zu meiner Mutter. Ist unsere erste Reise, entsprechend gespannt bin ich, wie die beiden sich benehmen werden. :D
 
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