Schönen guten Morgen,
ich gehe seit ca. vier Wochen mit einem Am-Staff (ein Bild von einem Hund
) unseres Tierheims raus, eigentlich ist er ja "nur" einer von vielen Listenhunden, die in irgendeinem Tieheim in Deutschland sitzen. Und dennoch ist seine Geschichte so exemplarisch, dass ich sie hier rein setzen möchte.
Der "Kleine" ist ca. 1 Jahr alt, wurde selbstverständlich illegal gezüchtet und im Kneipenviertel unserer Stadt an eine junge Frau verkauft. Diese hatte selbstverständlich offensichtlich keine Ahnung von der aktuell geltenden Gesetzeslage, den Pflichten eines Listenhundehalters und von Hundeerziehung bzw. Hunden überhaupt, aber egal, hauptsache "voll die krasse Am-Staff" halten (so interpretiere ich das).
Es kam der Tag als die Frau mit kleinem Kind und Hund aus ihrer Miniwohnung in den nahegelegen, innerstädtischen Park geht, selbstverständlich trug der Hund weder Leine, noch Halti noch sonst was. Kind tobt ein bisschen mit Hund, Kind fällt hin und Hund schlägt etwas über die Stränge. Er packt das Hosenbein, und nur das Hosenbein, und zieht daran. Selbstverständlich schreit die Frau sofort um Hilfe ("Mein Kind wird gefressen" o.ä.), anstatt dem eigenen Hund klar zu machen, dass sein Verhalten unerwünscht ist. Selbstverständlich findet sich eine Gruppe jugendlicher Rowdies sofort bereit, einzugreifen und prügelt mit alllem zur Verfügung Stehendem (Stöcke, Fäuste, Füsse etc.) auf den Hund ein, jagen ihn durch den gesamten Park. Bis endlich die herbeigerufene Polizei dem Treiben ein Ende macht und den mittlerweile durch den Lebensgefährten der Frau eingefangenen Hund im TH abliefert.
So sass er am Anfang wie ein häufchen Elend im TH-Zwinger, zeigt gegenüber Fremden selbstverständlich ein sehr ängstliches Verhalten, taute aber bei den TH-Mitarbeitern zusehends auf. Ich habe immer wieder mal versucht, ihn anzusprechen, aber er bellte mich immer wie ein Wilder an (allerdings aggressionslos, eher unsicher). Dann vor ca. vier Wochen, alle Hunde mit denen ich sonst rausging, sind vermittelt, sagte ich, dass ich es mit ihm versuchen möchte. Ich wurde darauf hingewiesen, dass er bei allen Ausgängen bisher nur bis zum Ende des TH-Parkplatzes (also ca. 100m) gelaufen sei und sich dann standhaft wehre, weiter zu gehen. Naja, was soll ich sagen, mit mir ist er schliesslich gelaufen (mit ein bisschen "Überzeugungsarbeit"
), letztes Wochenende waren wir mit unserem eigenen Hund und ihm an der 7m-Laufleine im Viererpack unterwegs. Einfach ein klasse Hund...
Drei Schlüsse habe ich aus diesem selbstverständlichen (weil leider wohl alltäglichen) Hundeschicksal gezogen:
1. Wenn ich mir 100%-ig sicher wäre, dass wir schon zum jetzigen Zeitpunkt und auch in Zukunft einem zusätzlichen Hund vollauf gerecht werden könnten, wäre der "Kleine" längst auf unserer Couch.
2. Ich könnte definitiv nicht an "vorderster Front" im Tierschutz arbeiten, da ich sonst zu oft den unbändigen Drang verspüren würde, manchem Menschen vor die Füsse spucken.
3. Hunde glauben einfach immer an das Gute im Menschen, egal welche gegenteiligen Erfahrungen sie auch machen mussten.
Sorry für meine momentane Rührseligkeit, vielleicht liegts an der Weihnachtszeit...
Ciao
Jörg
<small>[ 05. Dezember 2002, 13:29: Beitrag editiert von: DerJörg ]</small>
ich gehe seit ca. vier Wochen mit einem Am-Staff (ein Bild von einem Hund

Der "Kleine" ist ca. 1 Jahr alt, wurde selbstverständlich illegal gezüchtet und im Kneipenviertel unserer Stadt an eine junge Frau verkauft. Diese hatte selbstverständlich offensichtlich keine Ahnung von der aktuell geltenden Gesetzeslage, den Pflichten eines Listenhundehalters und von Hundeerziehung bzw. Hunden überhaupt, aber egal, hauptsache "voll die krasse Am-Staff" halten (so interpretiere ich das).
Es kam der Tag als die Frau mit kleinem Kind und Hund aus ihrer Miniwohnung in den nahegelegen, innerstädtischen Park geht, selbstverständlich trug der Hund weder Leine, noch Halti noch sonst was. Kind tobt ein bisschen mit Hund, Kind fällt hin und Hund schlägt etwas über die Stränge. Er packt das Hosenbein, und nur das Hosenbein, und zieht daran. Selbstverständlich schreit die Frau sofort um Hilfe ("Mein Kind wird gefressen" o.ä.), anstatt dem eigenen Hund klar zu machen, dass sein Verhalten unerwünscht ist. Selbstverständlich findet sich eine Gruppe jugendlicher Rowdies sofort bereit, einzugreifen und prügelt mit alllem zur Verfügung Stehendem (Stöcke, Fäuste, Füsse etc.) auf den Hund ein, jagen ihn durch den gesamten Park. Bis endlich die herbeigerufene Polizei dem Treiben ein Ende macht und den mittlerweile durch den Lebensgefährten der Frau eingefangenen Hund im TH abliefert.
So sass er am Anfang wie ein häufchen Elend im TH-Zwinger, zeigt gegenüber Fremden selbstverständlich ein sehr ängstliches Verhalten, taute aber bei den TH-Mitarbeitern zusehends auf. Ich habe immer wieder mal versucht, ihn anzusprechen, aber er bellte mich immer wie ein Wilder an (allerdings aggressionslos, eher unsicher). Dann vor ca. vier Wochen, alle Hunde mit denen ich sonst rausging, sind vermittelt, sagte ich, dass ich es mit ihm versuchen möchte. Ich wurde darauf hingewiesen, dass er bei allen Ausgängen bisher nur bis zum Ende des TH-Parkplatzes (also ca. 100m) gelaufen sei und sich dann standhaft wehre, weiter zu gehen. Naja, was soll ich sagen, mit mir ist er schliesslich gelaufen (mit ein bisschen "Überzeugungsarbeit"

Drei Schlüsse habe ich aus diesem selbstverständlichen (weil leider wohl alltäglichen) Hundeschicksal gezogen:
1. Wenn ich mir 100%-ig sicher wäre, dass wir schon zum jetzigen Zeitpunkt und auch in Zukunft einem zusätzlichen Hund vollauf gerecht werden könnten, wäre der "Kleine" längst auf unserer Couch.
2. Ich könnte definitiv nicht an "vorderster Front" im Tierschutz arbeiten, da ich sonst zu oft den unbändigen Drang verspüren würde, manchem Menschen vor die Füsse spucken.
3. Hunde glauben einfach immer an das Gute im Menschen, egal welche gegenteiligen Erfahrungen sie auch machen mussten.
Sorry für meine momentane Rührseligkeit, vielleicht liegts an der Weihnachtszeit...

Ciao
Jörg
<small>[ 05. Dezember 2002, 13:29: Beitrag editiert von: DerJörg ]</small>