und die wird fürchterlich, denn…..
„Büßen sollst Du, Frauchen, und zwar nicht zu knapp, nie mehr nicht sollst Du einen kleinen alten Hund auf der Schwelle zwischen hier und da den ganzen Tag alleine lassen ….“
Anmerkung: Kiki hatte bereits zum Zeitpunkt ihres Einzugs hier vor fast einem halben Jahr eine weit fortgeschrittene (und bis dahin unbehandelte, weil unerkannte) CNI, die ihr mittlerweile große Probleme bereitet, letzter „Rettungsanker“ ist eine am Freitag eingeleitete Cortison-Behandlung, die sie wieder ans Fressen bringen soll. Blöderweise hatte ich Samstag dann einen Termin, der sehr lange ging, sich aber nicht verschieben oder canceln ließ.
Heute Nacht - nach alter Zeit exakt zur Geisterstunde - gedachte ich die letzte Runde mit dem kleinen alten Hund zu gehen, der, während ich am Computer saß, in der Küche für mich hörbar wohl auch noch einiges vom Trockenfutter verputzt hatte, obwohl bereits mehrere Portionen Nassfutter über den Tag verteilt in den kleinen alten Hund gewandert waren
Kiki ist sechzehn Jahre alt und hört altersentsprechend nicht mehr besonders viel, es wunderte mich also nicht, dass sie selig quer vorne in ihrem Häuschen liegen blieb als ich aufstand, sie ermunternd ansprach und mal zusah, dass ich im Flur in meine Klamotten kam.
Leicht amüsiert über die schlafende Diva stand ich dann komplett gedresst schließlich vor ihrem Häuschen, quasselte in zunehmend lauterem Ton auf sie ein und hoffte, sie würde irgendwann davon sanft aufwachen – anfassen ist immer so ein bisserl schwierig, da sie dann gerne hochschreckt und in Folge dann meist hinfällt ..
Es passierte nichts, ab und an durchlief ein leichtes Zucken das oben liegende hintere Beinchen, die Augen, deren Lider nicht ganz geschlossen waren, blieben seltsam verdreht, die Ohren ohne Regung, lediglich an einer Lefze war gelegentlich eine leichte Bewegung zu erkennen, fast sah es aus, als futtere sie auch jetzt noch weiter
Ich versuchte es vorsichtig mit anpusten, doch auch nun regte sich der kleine alte Hund nicht, schien es nicht einmal wahrzunehmen, vorsichtig hob ich mal den Teppich, auf dem ihre eine Vorderpfote ruhte, etwas an – keine Reaktion…..
Okay, dann doch anfassen, möglichst vorsichtig, damit Madame nicht hochgeht wie eine Rakete, aber auch das blieb ohne Wirkung, streicheln, auf sie einreden – keine Reaktion, wobei ich langsam das Gefühl hatte, bei der Lautstärke meiner Ansprache müsste eigentlich über kurz oder lang der Einzeller übelst gelaunt und aus dem Schlaf hochgeschreckt aus dem Nachbarzimmer kommen….
Auch herzhafteres Kraulen förderte keine Reaktion zu Tage und langsam machte sich ein ungutes Gefühl in mir breit, denn das war nun absolut ungewöhnlich und bisher noch nie da gewesen.
In meinem Kopf begann sich das Gedankenkarussell zu drehen, war es möglich, dass der kleine alte Körper vielleicht unter der Last der vielen, an diesem Tag in sich hineingestopften Nahrung einfach zusammengebrochen war, die Nieren endgültig den Dienst quittiert hatten? War es möglich, dass sie nicht schlief, sondern unbemerkt in meinem Rücken ohne dass ich es bemerkt hätte ins Koma gefallen war?
Ja, ich habe mir immer und bei jedem Hund aufs Neue nichts mehr gewünscht, als dass mir irgendwann die Entscheidung abgenommen wird, dass der Tod sanft im Schlaf kommt – aber doch nicht so… Nicht, wenn ich den letzten gemeinsamen Tag vergeudet hatte, nicht dagewesen war – das konnte doch einfach nicht sein.
Ich sah auf den friedlich daliegenden Körper, die flache Atmung, die verdrehten Augäpfel unter den halb geschlossenen Lidern – konnte es tatsächlich sein, dass sie bereits auf dem Weg war? Mit aufziehender Panik nahm ich entschlossen die vordere Pfote hoch und ließ sie wieder nach unten gleiten, da war kein Widerstand, keine Muskelspannung, nichts …. Mit ersten Tränen griff ich nochmals nach dem Fuß, hob ihn, wieder passierte nichts und sanft ließ ich ihn wieder dahin zurück gleiten, wo sie ihn hingelegt hatte ….
Während ich sie sanft streichelte, überlegte ich fieberhaft, was nun mitten in der Nacht zu tun sei bzw. ob überhaupt etwas zu tun sei…. Zudecken? Über sie wachen? Oder in die Tierklinik fahren? Wollte ich das überhaupt? Was empfindet ein Hund auf der Schwelle zwischen hier und da? Ich hatte mich nie damit beschäftigt, was Koma bedeutet für einen Hund, warum auch, der Fall war bisher nie eingetreten……. Warum hatte ich nicht genauer gewünscht, als ich an das mit dem friedlichen Einschlafen gedacht hatte – dieser kleine alte Hund war doch auch sonst die Erfüllung all meiner Wünsche – aber eben nur soweit, wie ich auch gewünscht hatte…..
Minutenlang saß ich da heulend mit meinem Gedankenkarussell im Kopf vor meinem kleinen alten Hund, ich, die den letzten gemeinsamen Tag verschwendet hatte und hätte wie Natalie vor einiger Zeit alles dafür gegeben, diesen Tag noch einmal von vorne beginnen zu können.
Nein, ich würde sie nirgends hinbringen solange sie so friedlich da lag und was später wäre, würde man sehen …. Gerade als ich aufstand um meine Jacke wieder in den Flur zu bringen, bewegte sich unter meiner Hand etwas und durch einen Tränenschleier sah ich das erstaunte Gesicht meines kleinen alten Hundes, der gerade von meiner Heulerei aus seinem schönsten und tiefsten Völlerei-Verdauungs-Tiefschläfchen herausgerissen worden war ….
Mein ist die Rache sprach der kleine alte Hund
und die wird fürchterlich, denn…..
„Büßen sollst Du, Frauchen, und zwar nicht zu knapp, nie mehr nicht sollst Du einen kleinen alten Hund auf der Schwelle zwischen hier und da den ganzen Tag alleine lassen ….“
wird nicht wieder vorkommen, mein geliebter kleiner alter Hund – Lektion gelernt und verstanden
Anmerkung: das Bild ist vom Abend davor, gestern lag sie exakt spiegelverkehrt in ihrem Haus, also linke Vorderpfote auf Teppich
„Büßen sollst Du, Frauchen, und zwar nicht zu knapp, nie mehr nicht sollst Du einen kleinen alten Hund auf der Schwelle zwischen hier und da den ganzen Tag alleine lassen ….“
Anmerkung: Kiki hatte bereits zum Zeitpunkt ihres Einzugs hier vor fast einem halben Jahr eine weit fortgeschrittene (und bis dahin unbehandelte, weil unerkannte) CNI, die ihr mittlerweile große Probleme bereitet, letzter „Rettungsanker“ ist eine am Freitag eingeleitete Cortison-Behandlung, die sie wieder ans Fressen bringen soll. Blöderweise hatte ich Samstag dann einen Termin, der sehr lange ging, sich aber nicht verschieben oder canceln ließ.
Heute Nacht - nach alter Zeit exakt zur Geisterstunde - gedachte ich die letzte Runde mit dem kleinen alten Hund zu gehen, der, während ich am Computer saß, in der Küche für mich hörbar wohl auch noch einiges vom Trockenfutter verputzt hatte, obwohl bereits mehrere Portionen Nassfutter über den Tag verteilt in den kleinen alten Hund gewandert waren
Kiki ist sechzehn Jahre alt und hört altersentsprechend nicht mehr besonders viel, es wunderte mich also nicht, dass sie selig quer vorne in ihrem Häuschen liegen blieb als ich aufstand, sie ermunternd ansprach und mal zusah, dass ich im Flur in meine Klamotten kam.
Leicht amüsiert über die schlafende Diva stand ich dann komplett gedresst schließlich vor ihrem Häuschen, quasselte in zunehmend lauterem Ton auf sie ein und hoffte, sie würde irgendwann davon sanft aufwachen – anfassen ist immer so ein bisserl schwierig, da sie dann gerne hochschreckt und in Folge dann meist hinfällt ..
Es passierte nichts, ab und an durchlief ein leichtes Zucken das oben liegende hintere Beinchen, die Augen, deren Lider nicht ganz geschlossen waren, blieben seltsam verdreht, die Ohren ohne Regung, lediglich an einer Lefze war gelegentlich eine leichte Bewegung zu erkennen, fast sah es aus, als futtere sie auch jetzt noch weiter
Ich versuchte es vorsichtig mit anpusten, doch auch nun regte sich der kleine alte Hund nicht, schien es nicht einmal wahrzunehmen, vorsichtig hob ich mal den Teppich, auf dem ihre eine Vorderpfote ruhte, etwas an – keine Reaktion…..
Okay, dann doch anfassen, möglichst vorsichtig, damit Madame nicht hochgeht wie eine Rakete, aber auch das blieb ohne Wirkung, streicheln, auf sie einreden – keine Reaktion, wobei ich langsam das Gefühl hatte, bei der Lautstärke meiner Ansprache müsste eigentlich über kurz oder lang der Einzeller übelst gelaunt und aus dem Schlaf hochgeschreckt aus dem Nachbarzimmer kommen….
Auch herzhafteres Kraulen förderte keine Reaktion zu Tage und langsam machte sich ein ungutes Gefühl in mir breit, denn das war nun absolut ungewöhnlich und bisher noch nie da gewesen.
In meinem Kopf begann sich das Gedankenkarussell zu drehen, war es möglich, dass der kleine alte Körper vielleicht unter der Last der vielen, an diesem Tag in sich hineingestopften Nahrung einfach zusammengebrochen war, die Nieren endgültig den Dienst quittiert hatten? War es möglich, dass sie nicht schlief, sondern unbemerkt in meinem Rücken ohne dass ich es bemerkt hätte ins Koma gefallen war?
Ja, ich habe mir immer und bei jedem Hund aufs Neue nichts mehr gewünscht, als dass mir irgendwann die Entscheidung abgenommen wird, dass der Tod sanft im Schlaf kommt – aber doch nicht so… Nicht, wenn ich den letzten gemeinsamen Tag vergeudet hatte, nicht dagewesen war – das konnte doch einfach nicht sein.
Ich sah auf den friedlich daliegenden Körper, die flache Atmung, die verdrehten Augäpfel unter den halb geschlossenen Lidern – konnte es tatsächlich sein, dass sie bereits auf dem Weg war? Mit aufziehender Panik nahm ich entschlossen die vordere Pfote hoch und ließ sie wieder nach unten gleiten, da war kein Widerstand, keine Muskelspannung, nichts …. Mit ersten Tränen griff ich nochmals nach dem Fuß, hob ihn, wieder passierte nichts und sanft ließ ich ihn wieder dahin zurück gleiten, wo sie ihn hingelegt hatte ….
Während ich sie sanft streichelte, überlegte ich fieberhaft, was nun mitten in der Nacht zu tun sei bzw. ob überhaupt etwas zu tun sei…. Zudecken? Über sie wachen? Oder in die Tierklinik fahren? Wollte ich das überhaupt? Was empfindet ein Hund auf der Schwelle zwischen hier und da? Ich hatte mich nie damit beschäftigt, was Koma bedeutet für einen Hund, warum auch, der Fall war bisher nie eingetreten……. Warum hatte ich nicht genauer gewünscht, als ich an das mit dem friedlichen Einschlafen gedacht hatte – dieser kleine alte Hund war doch auch sonst die Erfüllung all meiner Wünsche – aber eben nur soweit, wie ich auch gewünscht hatte…..
Minutenlang saß ich da heulend mit meinem Gedankenkarussell im Kopf vor meinem kleinen alten Hund, ich, die den letzten gemeinsamen Tag verschwendet hatte und hätte wie Natalie vor einiger Zeit alles dafür gegeben, diesen Tag noch einmal von vorne beginnen zu können.
Nein, ich würde sie nirgends hinbringen solange sie so friedlich da lag und was später wäre, würde man sehen …. Gerade als ich aufstand um meine Jacke wieder in den Flur zu bringen, bewegte sich unter meiner Hand etwas und durch einen Tränenschleier sah ich das erstaunte Gesicht meines kleinen alten Hundes, der gerade von meiner Heulerei aus seinem schönsten und tiefsten Völlerei-Verdauungs-Tiefschläfchen herausgerissen worden war ….
Mein ist die Rache sprach der kleine alte Hund
und die wird fürchterlich, denn…..
„Büßen sollst Du, Frauchen, und zwar nicht zu knapp, nie mehr nicht sollst Du einen kleinen alten Hund auf der Schwelle zwischen hier und da den ganzen Tag alleine lassen ….“
wird nicht wieder vorkommen, mein geliebter kleiner alter Hund – Lektion gelernt und verstanden
Anmerkung: das Bild ist vom Abend davor, gestern lag sie exakt spiegelverkehrt in ihrem Haus, also linke Vorderpfote auf Teppich