Oh Gott, der arme! Hast du das damals auch in der Hundeschule so geschildert? Man hätte da doch schon einen Plan bekommen können, was für ihn am besten klappen könnte.
Nein. Habe ich nicht, ich denke heute, wir waren da einfach zu früh -wir wollten alles richtig machen, und sind so schnell wie möglich in die Hundeschule, als Probleme auftraten. Aber das ganze Ausmaß der Probleme war uns da noch gar nicht so richtig klar.
Als es uns dann klar war, war uns auch klar, dass Hundeschule so nicht funktioniert.
Und als wir endlich wussten, warum nicht (s.u.), und sich eventuell ein anderer Ansatz als besser abzeichnete, wurde ich schwanger und konnte das nicht mehr - als das Kind dann aus dem gröbsten raus war, wurde der Hund sehr krank (damit aber auch etwas ruhiger) und ich hab das Elend dann nur noch verwaltet, weil ich ihm dann nicht doch wieder Stress machen wollte.
Das erinnert mich gerade an die Flooding-Techniken, die Cesar Milan so gerne anwendet, also den Hund einfach so sehr mit Reizen vollbomben, dass er komplett dicht macht (irks).
Ja, darauf lief es letztlich hinaus. Darum sind aber auch bestimmte Probleme im TH schlicht nicht aufgefallen. Da lief er durch die Gegend wie ein Schützengraben-Trauma-Opfer und guckte nicht nach rechts und nicht nach links und wirkte dadurch
eigentlich ganz verträglich.
Aber hätte ein kompetenter Hundeschullehrer nicht an der Körpersprache erkennen müssen, dass da etwas schief läuft und es für den Hund nicht die beste Methode ist?
Jein. Es kennt ja nicht jeder Trainer jeden Hund und jeden Typ Hund gleich gut.
Und in dem Fall muss ich auch sagen, dass eigentlich jeder Trainer, den ich ihn am Anfang vorgestellt habe, ihn zu Beginn komplett falsch eingeschätzt hat. (Ich hab dann schon gar nichts mehr dazu gesagt und sie einfach machen lassen. Gemerkt haben sie's dann alle irgendwann.) Und dann ganz schnell mit seinem/ihrem Latein am Ende war, weil der Hund sich nicht so verhielt, wie erwartet.
Im Endeffekt stellte ich heraus, dass der Hund, bevor er das erste Mal ins TH gekommen war, einen Genickbruch und ein schweres Schädel-Hirn-Trauma gehabt und überlebt hatte, und im wahrsten Sinne des Wortes einen Dachschaden hatte. Ganz offenbar (das war im CT zu sehen) war auch der Hypothalamus betroffen, also die Bereiche im Gehirn, wo Affekte verarbeitet werden. Wenn der sich aufregte, kam er nicht wieder runter, schlimmstenfalls bis zur völligen Erschöpfung.
Problematisch daran war übrigens, dass er sich offenbar auch für andere Hunde so seltsam verhielt, dass die sich nicht unbedingt "angemessen" verhalten haben. Weil sie sein Verhalten
überhaupt nicht einordnen konnten. ALso, Beispiel: Hund mit Maulkorb hängt im Geschirr und schreit mit Schaum vor dem Mund und versucht, sich auf den Hund, der ihm entgegenkommt zu stürzen. Der stellt sich erstmal hin und betrachtet das Schauspiel interessiert (und der Besitzer steht daneben und sagt hilflos: "Nun komm doch weiter. Komm weiter bitte.")
Könnte durchaus sein, dass das funktioniert hätte, kommt bestimmt auf den Hund an. Wäre Klickern denn eine Möglichkeit gewesen?
Mit Einschränkungen: Mein Timing ist absolut mies, ich brauchte meistens draußen auch beide Hände für den Hund, und er war auf einem Ohr fast taub und hörte nur verzerrte Geräusche auf der Seite, sodass ihm das Geklicke unangenehm war. Mit einem gedämpften Klicker ging es im Haus besser, draußen hat er ihn aber oft nicht von den Hintergrundgeräuschen unterscheiden können.
Also: Theoretisch ja.
Man hätte sicher mit etwas Einfallsreichtum ein Klickeräquivalent finden können. Ich hatte dann aber einfach die Ruhe nicht mehr.