Ich schaffe es aber auch nicht ihr zu vermitteln, dass das so nicht geht.
Ich sage es mal so: Wenn es ganz so einfach wäre, hättet ihr diese Probleme nicht.
Was hab ich mir damals den Mund fusselig geredet, dass "bestimmte Sachen so nicht gehen".
Mit dem direkten Ergebnis, dass mein Kind alle an mich als Beschwerde herangetragenen Situationen odtmals ganz anders als die Lehrerin wahrnahm (die aber auch extrem wenig Verständnis für ihn in der Lage war, aufzubringen... - bemüht hat sie sich, aber ich habe selten jemanden erlebt, der so wenig in der Lage war, sich in Leute hineinzuversetzen, die anders tickten als sie selbst) - und der späteren Erkenntnis, dass "So kann man sich nicht benehmen, das gehört sich nicht" leider in dem Moment, wo die Empfindung: "Die sind mir hier alle zu laut, ich versteh nur die Hälfte, kriege Kopfschmerzen und kann das einfach nicht mehr aushalten" überhand nahm,
absolut keine Rolle mehr gespielt hat.
Und eigentlich, muss man ja klar so sagen, ist das auch ganz
gut so.
Jemand, der unter allen Umständen "die Fassade beibehält", wird letztlich gezwungen, alle Probleme hinunterzuschlucken, bis es nicht mehr geht.
Und das ist - im Übermaß - kein gesundes Verhalten.
Das heißt im Umkehrschluss ja nicht, dass jeder nur machen können soll, wonach ihm oder ihr gerade ist. Ein bisschen "Müssen" muss schon sein. Spätestens wenn es um Kooperation beim Arzt oder Einnahme wichtiger Medikamente oder persönliche Hygiene geht.
Aber man muss auch anzeigen können, wann eine Sache
wirklich nicht geht und man sie nicht alleine bewältigen kann. Und mE tut sie gerade genau das.
Anderes Beispiel:
Was wurde mir in diversen Kinderturngruppen nicht alles erzählt darüber, dass mein Kind Probleme hätte, Grenzen zu akzeptieren, und "dass ich vielleicht mal drüber nachdenken sollte, vorsichtig auch zuhause mal Sachen mit ihm zu üben, die er nicht so gerne mag." Und dass Gruppen ohne jede Struktur vielleicht für den Anfang besser wären, weil er sich ja eh an keine halten könnte...
Nichts, nichts war davon zutreffend. Wahrscheinlich hatte durch diverse Krankheitsepisoden dieses Kind schon mehr unangenehme Dinge gemusst als Drie Viertel aller anderen Kinder im Raum.
Das Problem für ihn war nicht die Struktur als solche, sondern dass er sie in dem Chaos nicht erkennen konnte, und dass da, wo er es tat, sich die a
nderen Kinder nicht dran gehalten haben. Worauf er jedes Mal nen halben Nervenzusammenbruch kriegte.
Und dass die Situation ihn so überfordert hat, dass er eigentlich immer nur raus aus der Turnhalle wollte.
Ruhige, gut zu überblickende Strukturen (wie im Schwimmkurs) waren gar kein Problem.
Womit ich sagen will: Solange es nicht in jeder Situation, wo sie etwas "muss", so ist, dass sie sich komplett verweigert, und du nicht den ganzen Tag wie auf rohen Eiern um sie herumtanzt, um ja keinen Unmut heraufzubeschwören, sondern nur unter ganz konkreten Umständen ... sehe ich keinen Anlass für deine Befürchtungen, "du" würdest zu wenig unternehmen.
Es ist glaube ich eher so, dass ihr die richtige Lösung einfach noch nicht gefunden habt.