Wenn ich mir vorstelle wie das in der schule wird, dann wird mir ganz anders.
In der Schule wird sie aber ganz anders gefordert- und damit meine ich, in anderer Hinsicht.
Und das trifft auch auf die anderen Kindern zu. Da ist das alles weniger frei. Das kann für sie durchaus positiv sein. Weil sich da dann alle Kinder einer Klase an dieselben Regeln halten müssen.
Ich verstehe vielleicht immer noch nicht so ganz, wo das Problem liegt. - Also: Ich verstehe, dass es midnestens ein großes gibt. Aber welches das ist, verstehe ich nicht so ganz.
Also frage ich mal nach: Was erhoffst du dir von der Lösung "Privatschule"?
Was ist da deiner Meinung nach besser, oder könnte besser sein, sodass Freya da besser zurechtkommt?
Und wo ist es unter Umständen so, dass ihre Art, wie sie jetzt ist,
egal in welchem System aneckt?
Und falls ja, wie kommt das?
n anbetracht das die kindergärnter im normalfall zusammenwachsen und alle gemeinsam ihre primarschulzeit verbringen, finde ich es wichtig sie vom anfang an, einzubinden, nicht das sie nachher als aussenstehende in eine gefestigte gruppe kommen.
Das kann dir aber auch in der ganz normalen Grundschule passieren... wenn da mehrere Kinder aus einem Kindergarten sind, mehrere aus einem anderen und nur eins aus einem dritten. Oder so. Dann bilden sich zwei große Gruppen und einer läuft immer nebenher. So ähnlich war es bei meinem Ältesten.
Eine Bekannte, derem Sohn es ähnlich ging, meinte, es habe
anderthalb Jahre gedauert, bis das so weit aufgeweicht war, dass er nicht mehr das Kind war, das bei jeder Feier vergessen wurde, weil keiner es auf dem Schirm hatte etc. Danach lief es aber sehr gut.
Bei meinem Großen lief es bis Ende der Grundschule gar nicht. Aber der war auch anders" - der Sohn meine Bekannten (2 Jahre jünger) war nur etwas schüchtern und ruhig, aber ansonsten ganz normal von seinen Interessen her.
Aber mal zurück zu euch
Ein Problem, das ich derzeit sehe, ist, dass die Kinder, auf die sie getroffen ist, schon eine gewachsene Gruppe sind - wie
@toubab unten schrieb. Wenn sie da irgendwie heraussticht, macht es ihr das schwer, eine passende Lücke für sie zu finden. Im Grunde muss man sich das vorstellen wie tetris. Und sie würde sich umso leichter einfügen, je häufiger vor ihr schon mal jemand da war, der sozusagen im Gruppengefüge ihre Form und ihre Art hatte.
Sprich: Je spezieller das neue Kind, und je andersartiger oder auch uniformer die bestehende Gruppe, um schwieriger wird das. Was nicht heißt, dass es unmöglich ist, aber es ist (s.o.) auch nicht immer leicht. Ihr wohnt da ja noch gar nicht so lange... vielleicht sind drei, vier Monate zum Freunde finden einfach zu viel erwartet. Je älter die Kinder werden, desto komplizierter wird das.
Ein zweites Problem könnte sein, dass sie gar keinen neuen Platz in der Gruppe finden
will!
Nicht, weil sie bockig ist, sondern weil ihr so etwas schwer fällt und sie damit überfordert ist. Das musste sie ja auch noch nie, sie ist ja quasi in ihre alte Gruppe hineingewachsen und wurde da so genommen, wie sie eben war. Alle kannten sich ja quasi ihr ganzes Leben.
Diesen sicheren Raum hat sie durch den Umzug verloren. Die meisten Kinder kommen da ganz gut drüber hinweg. Aber manche eben (sehr lange) nicht, vor allem, wenn sich zu vieles auf einmal ändert.
Ich bin in der zweiten Klasse umgezogen, und ging dann statt in eine kleine Dorfschule mit insgesamt 16 Kindern im hamburger Umland in eine Dorfschule mit 34 Kindern aus X Dörfern auf dem platten Land in Niedersachsen. Dort hatten wir eine freundliche junge Lehrerin gehabt. Hier eine, die fiese Witze machte und ständig brüllte (wenn sie denn da und nicht schwanger war). Dort war alles ganz normal gewesen und ich eine Schülerin von vielen. Hier wurde ich bestaunt wie ein Weltwunder (oder eine Absurdität), weil ich teils mehr Sachen wusste als die Lehrer (und denen das auch sagte *Hust*), und alle nannten mich "kleiner Professor" (aber nicht so wirklich nett).
Das war alles so doof, da wollte ich gar nicht dazugehören - und habe irgendwie seitdem das Gefühl, egal wo, ich bin höchstens dabei, ich gehöre nie dazu.
Nun ist da sicher keinem ein Vorwurf zu machen - es kam halt, wie es kam. Aber ich weiß im Rückblick, wie es mich irritiert hat, dass alles, was ich über "normales Zusammenleben" gelernt hatte, da plötzlich nicht mehr gegolten hat. In meine alte Schule konnte ich einfach gehen und ganz normal ich sein und das war ok und keiner fand es komisch.
In der neuen klappte das nur teilweise, und für das, was ich ganz normal fand, wurde ich ungläubig angestarrt. Und ganz ehrlich: Ich wusste nicht, was ich tun sollte, um das zu ändern.
Ich bin dann mehr oder weniger aneckend und mit sehr wenig Freunden durch die Grundschulzeit und dann ganz übel durch die weiterführende Schule gerumpelt und gepumpelt - am Ende der 10. Klasse lag ich irgendwie mehr oder weniger mit dem ganzen Jahrgang überkreuz.
Dann gab es neue Klassen in der 11 und ich beschloss willentlich, dass das jetzt aufhören sollte, und habe einige Wochen lang im Schnelldurchlauf die anderen Schüler beobachtet und geschaut, wie sie auf mich reagiert haben und überlegt, warum das so war - und mich adjustiert. Dann lief es besser, und ich hatte einige Freunde und gute Bekannte und auch sonst mit keinem mehr Streit.
Am Ende fanden mich die meisten immer noch ziemlich seltsam - aber wenigstens nicht mehr blöd.
Ich denke heute, wären wir nie umgezogen, oder wären wir in eine Gegend mit einem ähnlicheren Umfeld gezogen, wäre das nie so ausgeartet. Ich wäre mit mir selber viel entspannter umgegangen, und hätte mein "Anderssein" nie so "kultiviert", wenn die mich nicht ständig durch ihre ungläubigen Reaktionen darauf hingewiesen hätten.
Aber so war es halt nicht.
Und ich könnte mir vorstellen, dass Freyja ähnlich empfindet. Und eben auch Probleme hat, sich auf so viel Neues auf einmal einzustellen.
Was sie vorher kannte, ist weg. Was sie jetzt machen soll, versteht sie nicht. Das ist je nach Persönlichkeitsstruktur für ein Kind in dem Alter. gerade wenn es in einigen Bereichen vom Kopf her weiter ist (in anderen aber nicht) auch zu viel. Sie rennt innerlich vor Wände.
Mit dem Großen Ü war es ähnlich, weil er als einziger aus seiner Kindergartengruppe in dem Jahr in die Schule kam. Alle seine Freunde gingein ein Jahr später. Und er war in seiner Klasse einer der Jüngsten. Ansonsten kannten sich immer 3, 4 oder sogar 7 Kinder in der Klasse - und er saß da alleine. Und hat es ebenfalls nicht geschafft, sich da anzuschließen.
Die anderen waren nicht "böse" - die waren sich einfach selbst genug. Und damit trotzdem effektiv sehr ausgrenzend.
Dass er die paar Kinder, die er nett fand, durch sein krasses Verhalten in der Schule (aufgrund der absoluten Reizüberflutung) auch noch in die Flucht schlug, machte die Sache nicht besser - und dann blieb er eben 4 Jahre lang das Kind, das immer nebenher lief und in der Gruppenarbeit immer mit den Kindern zusammengesteckt wurde, mit denen sonst auch keiner wegen ihrer Macken etwas machen wollte.
(Das war bei mir auch nicht anders, aber mit anderer Begründung: "Du bist doch schon so vernünftig. Du verstehst ja, dass XYZ Probleme hat. Du kannst gut damit umgehen, du schaffst das schon!"
)
Ich denke, mir hätte eine Privatschule, die mir das Gefühl gegeben hätte, normal zu sein, gut getan und geholfen. Dem Ü nicht wirklich. Kleinere Klassen wären sicher besser gewesen, aber er ist von seinem körperlichen Entwicklungsstand ein Jahr zu früh eingeschult worden. Kognitiv war er viel weiter als die anderen Kinder, der argumentierte ja damals schon bestechend logisch. Aber ich habe gerade nochmal Bilder von seiner Einschulung gefunden - der sah aus wie ein gerade Fünfjähriger (Kleidergröße 110) zwischen lauter Schulhof-Bullys...
Die Reizfilter-Störung, die er hat (und ich ja auch), hätte er auch ein Jahr später noch gehabt, aber vielleicht hätte er besser damit umgehen können, wenn er noch ein Jahr Zeit gehabt hätte, sich zu entwickeln? - Man weiß es nicht.
Für den war anfangs aber einfach jeder Art von Schule zu viel.
Eigentlich sieht unser tolles Schulgesetz vor, dass solche Kinder das erste Jahr irgendwie durchstehen und dann einfach wiederholen.
Aber das Kind hatte unterm Tisch sitzend, laut singend, Schuhe werfend und vor sich hinmurmelnd so viel gelernt und kam im Unterricht so gut mit, dass diese Möglichkeit ausschied. Also ging es murmelnd und schreiend und zappelnd und heulend in Klasse 2... Kontakt zu Klassenkameraden: Quasi Null. Der lief durch die Schule, starte zu Boden und murmelte vor sich hin und wenn es zu laut wurde, hielt er sich auch noch die Ohren zu. Selbst Kinder, die Kontakt zu ihm gewollt hätten, hatten keine Chance.
Irgendwann kam dann das sozialpädiatrische Zentrum ins Spiel, dann Medikamente, und dann ging es endlich so weit, dass die Lehrerin sagte, dass sie glaubt, er nimmt normal am Klassenleben teil. (Außen vor war er dann immer noch, aber er führte aktiv Gespräche mit anderen, ging auf die zu, wenn er was wollte oder brauchte und antwortete freundlich, wenn er angesprochen wurde - das war ja schon ne ganze Menge mehr als vorher.)
Was ich mit diesen zwei Anekdoten sagen wollte, ist: Gründe für Kontaktschwierigkeiten nach Umzug kann es viele geben. Manchen ist evtl. mit einem Privatschulsetting beizukommen und andere liegen möglicherweise woanders und würden auch dort auftreten.
Es ist ja nicht immer so einfach, aber wenn du schon vorher eine Ahnung hast, wo es bei euch hakt - hast du vieleicht auch eine Idee, ob ein Wechsel der Schulform die Lösung ist, oder ob sie evtl. therapeutische Hilfestellung braucht. Also, jemand, der ihr zeigt, wie sie mit Menschen besser auskommt.
Das große Ü war im SPZ (eigentlich zu diagnostischen Zwecken) mal als Gast in einer Gruppe für (größere) Kinder, die Kontaktschwierigkeiten und teils depressive Züge hatten. Die sollten da lernen, sich zu überwinden, mit den anderen ins Gespräch zu kommen, gute Gespräche zu führen, zusammenzuarbeiten - ihre Kontakte nicht selbst zu torpedieren usw..
Dem hat's da total gut gefallen - ich könnte mir vorstellen, sowas in der Art, oder auch ein Psychomotorik-Kurs (das gibt's sogar bei meinem Bruder auf dem platten Land) könnte ihr da evtl. helfen.
Psychomotorik gibt es hier im Kindergarten. Das ist so ne Art Turnen in kleinen Gruppen für Kinder mit entweder starken motorischen oder starken sozialen Defiziten. Und beim und durch das Turnen soll eben parallel beides bearbeitet werden. Sehr ängstliche Kinde lernen, sich mehr zuzutrauen (gerade bei Kleinkindern ist es wohl oft so, dass eine nicht ganz offensichtliche motorische Schwäche, etwa fehlender Gleichgewichtssin, dazu führt, dass das Kind eibn par schlechte Efahrungen macht und dann übervorsichtig wird). Zu rabaukige Kinder lernen ihre Grenzen kennen. Alle lernen, miteinander zu turnen, nicht allein.
Das kleine Ü hat meine miese Motorik und nicht vorhandene Körperspannung geerbt und hat enorm davon profitiert - das Große hat ein Mal gehört, dass die Teilnahme freiwillig war und hat beschlossen, zu verweigern.
Meine Eltern waren zu meiner Zeit weniger abgehoben - sowas Tolles gab es damals aber auch praktisch noch nicht - ich wurde einfach zum Mannschaftssport gezwungen, um zu lernen, mich mit anderen auseinanderzusetzen. Ich sag dir ehrlich, ich habe es gehasst und bin auch sportlich egal in welcher Sportart nie ein Gewinn für irgendwein Team gewesen...
Aber irgendwas, was sie zusätzlich noch machen kann, wo sie vielleicht andere Kinder mit ähnlichen INteressen kennenlernt, wäre vielleicht auch bei euch nicht verkehrt. (Konnte ich mit dem Ü nicht machen - der hat die Teilnahme an jeder Gruppenaktivität - bis auf diese eine Gruppe, wo er dachte, er müsste hin, komplett verweigert.)
Hier gibt es zB mehrere Malschulen mit Kurse für Kinder. Da hätte sie sicher Spaß dran, würde dort ein positives Echo finden und vielleicht Freunde oder Freundinnen finden. Und den normalen Umgang mit normalen Gleichaltrigen in einem für sie netteren Umfeld üben können.
(Ich hoffe, das klingt nicht zu abgehoben gerade.)
Hier, sowas meine ich zB
Hatte auch gesehen, dass die VHS Hildesheim immer mal wieder Kindermalkurse in Alfeld anbietet.