Dimitrov hat mich gebeten zu antworten; (und falls jemand wissen möchte warum: ich bin Gründungsmitglied und habe acht Jahre lang als Schriftführerin den Schreibkram gemacht. Ich weiß also wovon ich rede); hätte ich von dem Fred hier gewusst hätte ich es ohnehin getan.
Erstmal danke für die vielen vernünftigen Antworten; bei einigen der anderen ist mir teilweise ziemlich eng im Hals geworden, aber ich werde mich auf das äußerste bemühen sachlich zu bleiben.
2002 hat der Verein - und für die, die grade einsteigen: die Deutsch-Bulgarische Straßentier-Nothilfe e.V. - sein erstes Th eröffnet. In Dobrich, 50 km von der Schwarzmeerküste entfernt. Außer knapp 10.000 qm vermüllter Grundfläche (Müllabladeplatz) standen da noch eine Baracke mit insgesamt vier Räumen und vier vorgelagerten Zwingern. das Ganze war ein Isolator, eine Tötungsstation. zu Zeiten waren in diesem Bereich - also den engen Räumen - Hunde buchstäblich übereinander gestapelt, bis sie umgebracht wurden. Ich habe immer noch einen Brief von Maria Velikowa, die sich damals verzweifelt an Dimitrov um Hilfe wandte, weil sie gegen Mauern lief und niemand ihr auch nur zuhören wollte. Dimitrov hat mit der Stadtverwaltung telefoniert und innerhalb von zwei Stunden hatte er denen das gesamte Gelände abgequatscht und gepachtet. Als Maria mit ihren Helfern eintraf war nur ein Hund da - Felix, der einzige Überlebende. Das Gelände war ein Schrotthaufen, nichts umzäunt, das Dach marode, kein Platz wo ein TA hätte arbeiten können, abgesehen davon,dass es gar keinen gab - ein absoluter Nullpunkt. Der Verein war unbekannt, Spender so gut wie nicht in Sicht. Maria hat mit vier Leuten angefangen zumindest die Räume zu entmüllen und zu renovieren, sie hat einen TA gefunden und dann mit dem Gelände weitergemacht - wir in Deutschland gingen auf Spendenjagd. Die Hunde kamen von allein - innerhalb von vier Wochen waren es 60. Heute sind es über 600 - Tendenz steigend. Inzwischen sind es vier Tierheime. Alle werden von Bulgaren betreut und geleitet - das Geld kommt aus Deutschland - und es werden Monat für Monat ca. 26.000 € gebraucht. In jedem TH befinden sich hunderte Hunde - aber nur Dobrich ist 10.000 qm groß. Und auch zu klein. In Sofia - knapp 3000 qm - befinden sich 150 Hunde.
Zu Schumen- (da wo Micky ist
es ist - zum einen - das einzige TH, wo die Stadt die Energiekosten bezahlt; alle anderen Objekte haben nicht nur diese, sondern auch Miete zu zahlen. Die Preise sind in Bulgarien nicht mehr allzu moderat - keine Ahnung, was ein Meter Maschendraht in Deutschland kostet, aber sehr viel billiger ist er in BG inzwischen auch nicht mehr, abgesehen davon, dass man jemanden braucht, der die Zäune zieht.
Möchte jemand ausrechnen wieviel Zwinger,bzw. Freiläufe man auf knapp 5000qm einzäunen kann und wieviel Platz für 600 Hunde bleibt, wenn man sie auf diese Zwinger/Freiläufe verteilt? Abgerechnet noch den Platz für die beiden Häuser, die dort stehen, wo Quarantäne, Welpenräume, Krankenzimmer und OP-Raum untergebracht sind. Es bleibt nicht viel. es hat schon Beißvorfälle mit Todesfolge gegeben - wenn auch Gottlob nicht allzu häufig - aber jeder ist einer zuviel. Micky kann sich nicht orientieren. Im Behindertenauslauf fielen die Hunde über ihn her, also musste er raus. es gibt keinen freien Zwinger oder Auslauf wo er einzeln gehalten werden kann. Er befindet sich in einem Zugangsweg vor/zu den Ausläufen, und dort kann er eben auch nicht frei herumlaufen, weil er sich nicht zurechtfindet. Ein anderer Hund ist aus dem gleichen Grund angekettet, ein anderer, weil er auf andere losgeht - aber jetzt möchte ich doch mal anmerken: in ganz Polen gibt es nicht ein TH in dem kein Hund angekettet wäre - sie liegen dort zu
Hunderten - insgsamt wohl Tausenden! - an Ketten vor ihren jämmerlichen Hütten - offenbar kein Grund zur Aufregung für den Threadeinsteller, für den der Tierschutz da anscheinend nicht aus dem Ruder läuft. Da ist es nämlich Normalität...
Wir bemühen uns nach Kräften Micky herauszuholen - was nicht ganz einfach ist, denn er ist ein Herdenmix, kein Yorkie. Und wir bedauern außerordentlich weder genügend Geld, noch genügend Gelände zu haben, um die Tierheime groß genug zu machen, um den Hunderttausenden von Streunern in ganz Bulgarien, die immer noch in Massen in den Isolatoren verschwinden, ausreichend Platz für ihre Bedürfnisse zu bieten. Auch wenn ich behaupte, dass sie, weil sie größtenteils im Rudel leben dürfen, statt in isolierten Einzelkäfigen, immer noch glückliche und meist sehr friedliche Hunde sind - jeder von ihnen hätte sicherlich lieber ein eigenes Sofa - und freien Auslauf.
Statt sich über Mickys Haltung zu mokieren - tu was, damit er da rauskommt! Ratschläge sind billig - und sie werden ihm nicht helfen.
Und - ach ja - ich bedauere auch, dass ich die Welt nicht retten kann. Aber ich habe schon einige Hunde rausholen können - und zumindest deren Welt habe ich gerettet.
Aber
ihr Leben - das wurde dadurch gerettet, dass diese Tierheime dort existieren - oder wo glaubst, wäre Micky sonst gelandet? Vielleicht in irgendeiner tiefen Grube, so wie der, wo wir die Dogge herausgeholt haben, die darin tagelang gewimmert hat.
Aber wenn du der Ansicht bist, er hätte besser den Regenbogen erklimmen sollen als jetzt an der Kette zu leben - nur zu. Sprich dich aus.