Knurren, schnappen, angreifen

Kaze

15 Jahre Mitglied
Knurren, schnappen, angreifen


Erst am Mittwoch biss ein Schäferhund zu. Zum Glück lief die Attacke relativ glimpflich ab. Der Besitzer verharmloste den Vorfall. Seit 2000 gibt es eine Gefahren-Hundeverordnung, eine Rasseliste wie die meisten anderen Bundesländer hat Thüringen nicht. Eingeführt wurden damals bei Auffälligkeiten auch Wesenstests. Die gängige Praxis zeigt, dass die Hunde nicht aggressiv geboren werden, sondern der Besitzer für sein Verhalten verantwortlich ist.

Viele in Eisenach erinnern sich noch an die schreckliche Meldung vom September vergangenen Jahres, als ein Staffordshire und ein Bullterrier am Siebenborn mehrere Schwäne zu Tode hetzten. Eine 19-Jährige wurde ermittelt, die mit den Hunden und einem Bekannten dort Gassi gegangen war. Die Frau kam vor Gericht und wurde zu einer Woche Jugendarrest und 120 Stunden gemeinnützige Arbeit wegen Jagdwilderei in besonders schwerem Fall verurteilt. Der Richter war damals überzeugt, dass die 19-Jährige ihre Hunde mit den Rufen Bring! und Fass! auf die jungen Höckerschwäne gehetzt hatte.

Das ist jetzt knapp vier Monate her. Inzwischen war der Staffordshire zum Wesenstest bei Dr. Michael Feest. Der Tierarzt, der am Petersberg eine Kleintierpraxis hat, prüft, ob Hunde gefährlich sind oder nicht. Sein Urteil: Der Hund ist ein Lamm. "Da lief einen halben Meter neben ihm eine Katze vorbei, und er machte keinen Mucks", verdeutlicht Feest. Fast jeder weiß, dass Katzen und Hunde eher spinnefeind sind. Dennoch, so schnell ist der Hund beim Wesenstest nicht als harmlos eingestuft. In der Regel zwei Stunden prüft der Arzt in den verschiedensten Situationen das Verhalten des Hundes. Wie der Test ablaufen muss, steht in der Gefahren-Hundeverordnung. Tierarzt Michael Feest führt diese Wesenstests auf Anforderung des Ordnungsamtes durch.

Seit März 2000 werden Wesenstests von der Behörde angeordnet, wenn begründete Zweifel bestehen, ob ein Hund gefährlich ist oder nicht. Bis 2002 mussten sich fünf einem Wesenstest unterziehen, 2003 und 2004 war es pro Jahr ein Hund.

Geklärt werden dann Fragen wie: Reagiert der Hund bei Stress gefährlich? Knurrt er nur, schnappt er oder geht er frontal auf jemanden los? Wie geht er mit Kindern um, wie in einer belebten Einkaufszone, wie der Karlstraße? Der Test ist in drei Abschnitte geteilt, erläutert Feest. Der Umgang des Besitzers mit dem Hund auf eigenem Territorium, auf fremden Gelände und eben auf belebter Straße. Aber auch wie der Vierbeiner sich verhält, wenn er einsam ist, nimmt der Tierarzt, der eine Weiterbildung in diesem Bereich gemacht und einen Sachkundenachweis erworben hat, unter die Lupe. Selbst das Verhalten, wenn der Hund einem Betrunkenen begegnet, wird geprüft. "Auch Alkoholgeruch kann einen Hund aggressiv machen", sagt Feest.

Wird ein Tier als gefährlich eingestuft, setzen sich Tierarzt, Ordnungsamt und Amtstierarzt an einen Tisch und entscheiden über weitere Schritte. Der Besitzer muss auf jeden Fall bei der Behörde die Haltung des Tieres beantragen und sich einer Sachkundeprüfung unterziehen. Wenn ein Besitzer die Auflagen erfüllt, wird der Hund ihm entzogen. In der Vergangenheit hat ein Besitzer seinen Hund einmal freiwillig im Tierheim abgegeben, teilt Stadtsprecher Klaus Wuggazer mit. Einer verlor sein Tier, weil er die Sachkundeprüfung nicht machte. Und einen Hund entzog die Behörde, weil dieser ohne Wesenstest als gefährlich eingestuft wurde. Im Juni 2004 hatte das Tier zwei Menschen gebissen, davon ein Kind ins Gesicht.

Dr. Michael Feest ist froh, dass die Gesetzgebung in Thüringen moderater als anderswo gestaltet ist. Rasselisten, in denen bestimmte Hunderassen als gefährlich eingestuft und nur mit Auflagen gehalten werden dürfen, hält er für keine glückliche Lösung. "Übersteigerte Aggressivität ist nicht an Rassezugehörigkeit gebunden", sagt der Tiermediziner. Entscheidend sei die Beziehung zwischen Besitzer und Tier. "Das A und O ist das Besitzer-Hund-Verhältnis", ist er überzeugt. Katja SCHMIDBERGER

Quelle:
 
  • 29. März 2024
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