Nachdem wir also schon zu dritt bei Tamme waren - liefen wir heute auch zu dritt beim Tierarzt ein. Alle drei Mädels mit allen drei Hunden zusammen im Sprechzimmer. Natürlich bei der neu-entdeckten Tierärztin, die diesen 18-beinigen Aufmarsch auch mit lächelnder Fassung und bereits bekannter Ruhe und Nervenstärke nicht weiter ungewöhnlich fand.
Das Gutti sollte zuletzt drankommen, weil es für die Blutabnahme zur Kontrolle seiner Schilddrüsenhormone zeitlich noch ein klein wenig früh war.
Als erstes kam Loba an die Reihe. Sie hechelt immer noch sehr auffallend, es geht ihr zwar besser, aber noch längst nicht gut. Ich hatte ja bisher was orthopädische Baustellen angeht noch keine Erfahrung mit unserer Doc B. Jetzt durften wir alle drei fasziniert verfolgen, wie sie Loba wirklich komplett und gründlichst durchtastete. Gelenk für Gelenk - wirklich komplett alles und immer wieder. Das Ergebnis war nicht so wirklich schön, aber immerhin endlich mal eines. Das arme Lobamädchen hat mit Sicherheit heftige Schmerzen. Gelenke vorne, zusätzlich auch noch der Karpaltunnel, aber vor allem hinten an der LWS. Lobafrauchen bekam fürs erste ein Schmerzmittel, das sie erstmal versuchen soll, ob es hilft. Ehm ... also natürlich soll nicht das Lobafrauchen die Schmerztabletten versuchen - sondern Loba.
Dann wurde Loba's Herz abgehört. Wie bei Gutti auch - endlos lange. Soweit nichts wirklich dramatisches, aber so ganz zufrieden schien sie nicht. Evtl. soll demnächst ein Röntgenbild gemacht werden, um zu gucken wie groß das Herz ist. Und ein orientierender Herzultraschall. Sie kann den wohl nicht vollständig, also zB keine Messungen vornehmen - aber so grob gucken, ob man evlt. einen genauen Herzultraschall mit Messungen braucht, das kann sie schon.
Ein kleiner fester Knubbel oben auf dem Rücken soll erst nur beobachtet werden, könnte ein Lipom sein, allerdings ein ziemlich festes und ausserdem sitzt es blöd. Wir sollen das mit einer Folie ausmessen und wenn es größer wird, sollte man eine Entfernung überlegen.
Dicke Zahnsteinplatten, allerdings noch ohne Kontakt zum Zahnfleisch, daher vorerst kein Problem bzw. kein Grund, extra dafür das Lobachen in Narkose zu legen.
Wegen Loba's Baustelle "Trinken/Pieseln/Inkontinenz" soll Lobafrauchen abmessen, wieviel Loba säuft und derweil das Futter so beibehalten. Nach den Schmerztabletten soll dann weiter entschieden werden.
Dann kam Kira an die Reihe. Eine 11jährige nicht-kastrierte Schäfi-Huskie-Rottihündin. Das mit dem Rotti bleib Doc B keine Sekunde lang verborgen
Erst natürlich gründliche Untersuchung. Vor allem im Bereich der Gesäugeleiste, die ihr auch nicht so wirklich gefiel. Überhaupt gefiel der gesamte Bauch nicht. Sieht etwas seltsam aus. Könnte zwar auch nur eine Fettschicht sein, aber man sollte besser mal nachgucken. Ab zum Ultraschall nach nebenan.
Loba und das Gutti blieben im Sprechzimmer, der Rest wechselte nach nebenan. Kira lag schon auf dem Tisch und Doc B versuchte, ohne Rasur was auf den Schirm zu kriegen. Hier und da ein bißchen zumindest musste sie dann aber rasieren. Diese Frau müht sich echt lieber geschlagene 5 Minuten an einer einzigen Stelle ab, bevor sie den Scherkopf bemüht. Kira war mustergültig brav und von innen sieht sie auch sehr gut aus. Bis auf die Milz. Da fand sich ein dunkles Etwas, dass dringend eng beobachtet werden sollte. Doc B erklärte dem Kirafrauchen, was ein Hämangiosarkom ist und warum man das dunkle Etwas sehr gut im Auge behalten muss. Und warum bei der geringsten Veränderung die Milz sofort raus muss. Und dann auch gleich kastrieren.
Den letzten Rest von Kira's Organen, die Leber und die Nieren, guckten wir dann bei einer
stehenden Kira an. Das hatte ich auch noch nie gesehen und war echt erstaunt, um wieviel einfacher das geht. Vor allem natürlich auch für Kira. Auch hier ist wirklich alles schön unauffällig und so wie es sein soll.
Die Gesäugeleisten - das ist halt nicht so einfach. Häufige Scheinschwangerschaften kommen noch erschwerend hinzu. Knubbel rauszumachen - das bringt einfach gar nix, weil sie dann an anderen Stellen sofort wieder nachkommen. Also wenn, dann beide Gesäugeleisten raus, was aber halt zwei Operationen bzw. zwei Narkosen bedeuten würde.
Kirafrauchen soll mal gucken, ob die eigentlich jetzt schon so langsam etwas überfällige Läufigkeit sich normal gestaltet oder verändert abläuft. Ausserdem soll sie gut auf die Trinkmenge achten. Vermehrtes Trinken ist oft das erste Anzeichen einer Pyometra. Und Pyometra's treten halt häufig auf bei älteren Hundedamen, zumal wenn sich die Läufigkeiten verspäten, verändern oder ganz ausbleiben ... alles so Risikofaktoren.
Dann mussten noch Kira's Ohren dran. Absichtlich nach dem Ultraschall, weil "nach den Ohren wird sie mich hassen" hatte Doc B gesagt. War aber absolut nicht der Fall, obwohl die Untersuchung sichtbar unangenehm bis schmerzhaft für das arme Hundekind war. Aber auch dringend notwendig, da tobt eine heftige Entzündung und die wird jetzt natürlich behandelt. Die ersten Tropfen gab es gleich, einschließlich einer ausführlichen Erklärung für Kirafrauchen wie man das macht und was es dabei zu beachten gibt.
Orthopädisch gibt es am Vorderlauf ein Gelenk von dem das Kirafrauchen glaubt, es sei etwas dick. Von Doc B auch so bestätigt und als chronische Entzündung identifiziert. Soll das Frauchen immer wieder mal kontrollieren, dass es nicht dicker wird.
Wir haben uns dann auch gleich noch über Wurmkuren unterhalten. Speziell über die von Tamme so gerne verordneten "doppelten" Wurmkuren. Dass man mit einer einmaligen Wurmkur tatsächlich nur die Würmer, nicht aber deren Nachwuchs vernichtet, wie Tamme immer erklärt, hat sie absolut bestätigt. Ihr wäre es lieb, wenn sich mehr Halter dazu entschliessen könnten.
Dann kam das Gutti an die Reihe. Als erstes seine Augen, weil er da seit dem Wochenende einen heftigen Schmodder drin hat. Der am Sonntag auch knackig-gelb über seinen Augen lag
Sie schnappte sich das Gutti und tropfte ihm was ein, ohne sich die Augen lange anzugucken. Ich wollte wissen, ob sie da jetzt Antibiotika reingemacht hat. Nö, hat sie nicht. Sie hat ihm diese Tropfen gegeben, die die Pupillen weit machen.
Und dann untersuchte sie seine Augen komplett und vollständig, genau so wie es Gutti's Augenarzt gemacht hatte. Samt Tränenflüssigkeit messen, komplett alles. Ich war echt völlig baff.
Seine alte Hornhautverletzung ist noch gut zu sehen, ringsherum immer noch so einige Blutgefässe, was schon ein bißchen ungewöhnlich ist. Aber die Verletzung ist gut verheilt, mit dem jetzigen Befund scheint es nichts zu tun haben. Eine heftige, ansonsten aber simple bakterielle Konjunktivitis. Und jetzt halt wieder Augensalbe für Gutti. Na gut - darin sind wir ja schon geübt. Diesmal halt Antibiotikasalbe. Braucht's wohl auch.
Dann noch Blut abnehmen aus dem Hinterlauf - völlig problemlos.
Fertig.
Es war wirklich ein absolutes Erlebnis, mit allen Hunden zusammen zum Tierarzt zu gehen. Sie liefen natürlich immer wieder kreuz und quer durch die Praxis, steckten ihre neugierigen Nasen zwischen die tastenden Hände von Doc B, drängelten sich zwischen Doc B und ihr Helferlein - aber insgesamt waren sie alle drei wirklich ungewöhnlich entspannt, angstfrei und nahmen selbst schmerzhaftere Untersuchungen nicht übel.
Kirafrauchen war mehr als nur froh über den Besuch. Auch wenn sie eigentlich lauter unschöne Situationen vor sich hat, sie weiss jetzt wenigstens Bescheid und hat eine ganze Menge orientierende Hilfestellungen erhalten. Vom Ultraschall waren beide Mädels sowieso ganz begeistert - sie hatten das noch nie gesehen und Doc B erklärt ja auch immer alles, was sie tut, sehr sorgfältig und verständlich.