Katzenfutter im Test

Sally

15 Jahre Mitglied
Sendung vom 17. Februar 2002

Katzenfutter im Test
Von Mona Bahnassawy



Im Auftrag von „Tiere suchen ein Zuhause“ wurden sieben Dosen- und drei Trockenfutter unterschiedlicher Hersteller als anonymisierte Proben in der Tierärztlichen Hochschule Hannover untersucht. Im Institut für Lebensmittelkunde, Fleischhygiene und -technologie wurde auf histologischem Wege in den Dosenfuttern analysiert, welche Gewebe in welchen Mengen bestimmbar sind. Im Institut für Tierernährung wurden alle Proben chemisch analysiert, um die Menge an verdaulichem Protein, Mineralien, Mengen- und Spurenelementen zu bestimmen. Die Redaktion interessierte, ob es Qualitätsunterschiede gibt hinsichtlich der Rohstoffauswahl, der Nährstoffzusammensetzung und wie das Preis-Leistungs-Verhältnis ist.



Liste der Katzenfutter-Proben (Preise aus 2001)
Probe Produkt Preis/Packung Hersteller
A Nutro Huhn
Trockenfutter 13,29 Euro/2 kg
(26 Mark) Nutro Products Inc., USA
B Royal Canin Fit 32
Trockenfutter 14,57 Euro/2 kg
(28,49 Mark) Royal Canin, Frankreich
C Friskies Huhn/Ente
Trockenfutter 0,92 Euro/300 g
(1,79 Mark) Friskies GmbH, Euskirchen
D Whiskas Geflügel 0,76 Euro/400 g
(1,49 Mark) Effem GmbH, Verden
E Animonda
Leber/Geflügel 0,66 Euro/400 g
(1,29 Mark) Animonda GmbH, Bad Iburg
F Felix
Kaninchen/Huhn 0,66 Euro/300 g
(1,29 Mark) Friskies GmbH, Euskirchen
G Iams Huhn 1,43 Euro/400 g
(2,79 Mark) Iams Company, USA/Ohio
H Kitekat Huhn 0,51 Euro/400 g
(0,99 Mark) Effem GmbH, Verden
I Sheba
Hühnerhäppchen 0,51 Euro/100 g
(0,99 Mark) Effem GmbH, Verden
J Animonda
Shah Geflügel 0,35 Euro/200 g
(0,69 Mark) Aldi, Gesuna Nahrungsmittel GmbH,
Euskirchen




Die meisten der 6 Millionen Katzen in Deutschland werden mit Fertigfutter ernährt – in feuchter oder trockener Form. 870 Millionen Euro geben die Tierhalter dafür aus. Es gibt eine Vielzahl von Produkten. Qualitätsunterschiede festzustellen ist nicht einfach.



Zwar ist die Verpackung, das Aussehen und die Beschaffenheit sehr unterschiedlich, aber aus welchen einzelnen pflanzlichen und tierischen Bestandteilen das Produkt wirklich zusammengesetzt ist, lässt sich nicht erkennen. Auf den Etiketten ist lediglich angegeben, wie hoch der Gehalt an Wasser (in unserem Test variierte beim Dosenfutter der Gehalt zwischen 77 und 83 Prozent, beim Trockenfutter liegt er bei rund 10 Prozent), an Rohproteinen, Rohasche, Fett usw. ist, so wie es gesetzlich vorgeschrieben ist.

Was sind Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse?
Will man wissen, von welchen Tierarten die verwendeten Rohstoffe stammen, bleibt ein Fragezeichen. Hinter „Fleisch“ und „tierischen Nebenerzeugnissen“ kann sich vielerlei verbergen.
Grundsätzlich werden nur Schlachtabfälle verarbeitet – also Material von Tieren, die auch für den menschlichen Verzehr bestimmt sind. Von Tieren, die in Tierkörper-Beseitigungsanstalten entsorgt werden, wird kein Fleisch beziehungsweise Tiermehl verwendet. Auch haben sich die Hersteller verpflichtet, kein Risikomaterial – Rückenmark und Gehirn – zu verarbeiten.



Fleisch ist nicht nur Muskelfleisch von Rücken, Bauch, Brust und Beinen, sondern auch alles andere wie Binde- und Sehnengewebe, Schleimhaut, Schwarte sowie Fettgewebe. Tierische Nebenerzeugnisse sind Innereien, Knorpel, Knochen und Blut. Am teuersten als Rohstoff ist Muskelfleisch. Qualitätsstufen gibt es nur für Produkte, die für den menschlichen Verzehr bestimmt sind:




Spitzenqualität: schieres, mageres, sehnen- und fettgewebefreies Fleisch.
Normalqualität: Fleisch wie gewachsen, von groben Sehnen und Depotgewebe befreites Fleisch.
Einfachqualität: sehnen- und fettgewebereiches Fleisch.
Formfleisch ist eine Brätmasse, die aus stark zerkleinertem Fleisch hergestellt wird, das – wenn überhaupt – nur zu geringem Anteil Muskelfleisch enthält. Formfleisch hat eine fleischwurstähnliche Konsistenz und weist überhaupt keine Faserstruktur wie Muskelfleisch auf.




Keine offene Deklaration
Beim Dosenfutter wären Qualitätsstufen erkennbar, wenn Detailkennzeichnungen Aussagen aus der Art und Menge der verwendeten Muskulatur – Fleisch im engeren Sinne – machen würden. Bei der Kennzeichnung von Futtermitteln für Heimtiere wird aber nur eine Gruppenbezeichnung praktiziert, die wie folgt lautet: Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse. Das heißt: „Alle Fleischteile geschlachteter warmblütiger Landtiere, frisch oder durch geeignete Verfahren haltbar gemacht, sowie alle Erzeugnisse und Nebenerzeugnisse aus der Verarbeitung von Tierkörpern (Fleischmehl etc.) oder von Teilen von Tierkörpern (Tierfett) warmblütiger Landtiere.“

Was ist drin?
Bei der histologischen Untersuchung zeigte sich, dass „bei allem, was wir dort an Gewebe gefunden haben, die Muskulatur immer in der Minderheit war“, wie Prof. Siegfried Wenzel erklärte.

Was in den Produkten nachgewiesen wurde, ist in Tabelle 2 (Morphologische und histologische Befunde) aufgeführt. Was die Abbildungen auf den Etiketten zeigen (häufig schieres Muskelfleisch, Leber u.a. appetitliche Fleischteile), ist offensichtlich nur zu geringem Anteil in den Produkten enthalten. Diese Etiketten suggerieren eine Rohstoffauswahl, die den Tatsachen nicht entspricht. Auch das, was sich dem menschlichen Auge als saftige Brocken in leckerer Jelly oder feiner Soße o.Ä. präsentiert, ist Formfleisch, das in seiner Zusammensetzung von den Wissenschaftlern nicht definierbar war. Zum Beispiel handelt es sich bei Ragout laut Definition um ein Gericht aus Fleisch-, Wild-, Geflügel- oder Fischstückchen in pikanter Soße. Bei dem unter dem Markennamen Sheba angebotenen „Ragout“ handelt es sich bei den Stückchen um Formfleisch, wie die Wissenschaftler feststellten, und nicht um edle, einzelne Fleischstückchen.

Damit der Tierhalter die Qualität der Produkte besser vergleichen kann, würde sich Prof. Siegfried Wenzel genaue Angaben wünschen: „Mir wäre es lieber, wenn drauf stehen würde Muskulatur 40 Prozent (der Fleischanteil), 30 Prozent Leber, 10 Prozent Lunge, 3 Prozent Niere usw. Das wäre eine offene Deklaration. Aber diese offene Deklaration wird in der Tiernahrungswirtschaft nicht praktiziert, weil sie auch nicht rechtlich vorgeschrieben ist.“



Die Zutatenliste genauer betrachtet
Die Reihenfolge der Zutaten ergibt sich aus den Gewichtsanteilen. Aber aufgepasst! Bei der Dosennahrung werden die Fleischanteile in der Regel ungetrocknet eingewogen, der Wasseranteil ist also relativ hoch. Pflanzliche Anteile wie Soja oder Mais werden in der Regel getrocknet eingewogen. Abzüglich der Wasseranteile und bezogen auf die Trockenmasse könnte der Fleischgehalt dann durchaus geringer als der pflanzliche Anteil sein. Wer es genau wissen will, muss rechnen:



Ein Rechenbeispiel
Auf dem Etikett sind angegeben: Rohprotein 9 Prozent, Feuchtigkeit/Wasser 75 Prozent. Daraus ergibt sich:

100 Prozent minus 75 Prozent (Wasser) gleich 25 Prozent (entspricht 100 Prozent Trockenmasse). 100 Prozent dividiert durch 25 Prozent gleich 4 Prozent (Eiweißgehalt). Daraus folgt 4 Prozent mal 9 Prozent gleich 36 Prozent. Ergebnis: Das Futter enthält 36 Prozent Eiweiß in der Trockenmasse.




Was eine Katze braucht
Katzen sind Beutetierfresser. Sie können im Gegensatz zu Hunden, die wie Menschen Fleischfresser sind, auf Fleisch nicht verzichten. Im Verhältnis zum Körpergewicht ist der Proteinbedarf einer Katze siebenmal höher als der des Menschen. Die essentielle Aminosäure Taurin ist in tierischen Geweben vorhanden. Hunde können diese Aminosäure selber bilden, Katzen nicht. Darum darf man auf keinen Fall Hundefutter an Katzen verfüttern, da sie dadurch Taurinmangel erleiden können. Mit zehn Mäusen am Tag hätte eine Katze alles, was sie braucht: Fleisch, Getreide, Pflanzen, Mineralien, Spurenelemente, Fette und Vitamine. In Zahlen ausgedrückt:



Eiweiß in der Trockenmasse mindestens 25 %
Fett in der Trockenmasse mindestens 10 %
Asche in der Trockenmasse höchstens 5 %
Energiebedarf 1.500 kJ (300 kJ je Kilogramm Körpergewicht)
Verdauliches Rohprotein 22 g
Kalzium 0,5 g (für eine 5-Kilogramm-Katze)
Magnesium 0,06 g
Phosphor 0,35 g
Natrium 0,4 g
Kupfer 0,5 mg
Zink 5 mg
Eisen 7,5 mg
Mangan 0,5 mg




Vitamine
Weil die Katze sie nicht selber bildet, müssen über das Futter die Vitamine A, D, E und K zugefügt werden.

Chemische Analyse der Futter
Bei der chemischen Analyse der Futter wurde geprüft, ob eine bedarfsgerechte Energie- und Nährstoffversorgung gewährleistet ist (siehe Tabelle 1: Chemische Analyse). Bei den Feuchtfuttern zeigte sich:

Verdauliches Rohprotein: Werte zwischen 15 und 23 g/mJ je Mengeneinheit. Dies entspricht einer vertretbaren Größenordnung und kommt dem Soll von 15:1 angemessen nahe.
Kalziumgehalt: zu hoch, niedriger Gehalt wäre günstiger. Zuviel Kalzium kann die Schmackhaftigkeit beeinträchtigen, Verdauungsstörungen begünstigen sowie die Verwertung von Spurenelementen (zum Beispiel Zink) negativ beeinflussen.
Magnesium und Phosphor: bedarfsgerecht, in Probe I zu niedrig
Spurenelemente: bedarfsgerecht
Kosten: Mit rund 6,60 bis 17 Euro je Kilogramm Trockenmasse sehr hoch. Entsprechendes gilt für die Kosten je Einheit Energie: Probe H ist am günstigsten mit 0,36 Euro/mJ pro Mengeneinheit, Probe I am teuersten 1,23 Euro/mJ pro Mengeneinheit.
Fazit
Die Nährstoffgehalte beziehungsweise die Nährstoffe-Energie-Relationen sind in den teureren Produkten nicht per se günstiger als in den preiswerteren. Merke: Das teuerste Futter ist nicht unbedingt besser als das billigste.

Bei den Trockenfuttern:

Verdauliches Rohprotein ist mit 17 g/mJ pro Mengeneinheit günstig angeordnet.
Mengen- und Spurenelemente sind bedarfsgerecht. Ausnahme ist die Probe A. Hier sind Kupfer- und Zinkkonzentrationen höher als nach den futtermittelrechtlichen Bestimmungen für Alleinfutter zulässig ist.
Die Kosten liegen enger zusammen als bei den Feuchtfuttern und sind preisgünstiger. Am günstigsten ist die Probe C mit 0,20 Euro/mJ pro Mengeneinheit, am teuersten Probe B mit 0,46 Euro/mJ pro Mengeneinheit.
Qualitätsabschätzung
Nach verfügbaren Verfahren, das heißt ohne Testfütterung, ist der Futterwert der Produkte nur bedingt zu ermitteln. Die entsprechende Schätzfunktion zur Verdaulichkeit und zu den Energiegehalten sind jedoch ein brauchbares Hilfsmittel. Danach handelt es sich auf der Basis der chemischen Analyse bei den zehn getesteten Produkten um gut verdauliche Futtermittel.

Fazit
Als Käufer ist es schwierig, die Qualität eines Futters einzuschätzen. Wer sich die Mühe machen will, kann den Preis pro umsetzbarer Energie beziehungsweise pro Tagesportion berechnen, um vielleicht einmal zu prüfen, wie viel selbst zubereitetes Futter im Vergleich kostet. Bei diesem hat man den Vorteil, genau zu wissen, was drin ist. In den beiden nachfolgend genannten Büchern finden sich dafür Rezepte. Sein Tier ausgewogen zu ernähren, erfordert Sachkenntnisse. Es mit den Resten der eigenen Mahlzeiten zu füttern, ist auf keinen Fall anzuraten.
Im Beitrag haben wir drei industriell gefertigte Futter mit einem selbst gekochten verglichen. Die Mengenangaben bezogen sich jeweils auf die Herstellerempfehlungen für eine rund 5 Kilogramm schwere Katze:



60 g Friskies rund 0,3 Euro (Wassergehalt 10 Prozent)
170 g Iams rund 0,6 Euro (Wassergehalt 77 Prozent)
circa 120 g selbst gekocht rund 1 Euro
400 g Sheba rund 2 Euro (Wassergehalt 83 Prozent)




Erstaunliches Fazit
Industrielles Futter kann teurer als hausgemachtes sein, das die teureren Zutaten (schieres Fleisch) enthält.
Auf alle Fälle kann man dem eigenen Tier anmerken, ob das Futter schlecht gewählt ist: Blähungen, Fress-Unlust sowie schlechte Kotbeschaffenheit sind deutliche Indikatoren.

BSE
Im Institut für Lebensmittelhygiene der Universität Leipzig konnten keine Risikomaterialien in den Proben nachgewiesen werden. Das bestätigte, was die Tiernahrungshersteller schon seit Jahren versichern, dass sie nämlich keine Risikomaterialien verarbeiten. Offensichtlich sind sie verantwortungsvoller als so mancher Wursthersteller in der Vergangenheit.






Tschau bully
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"Der einzige Weg Freunde zu haben, ist Freund zu sein." (Aristoteles)
"Wer viel spricht hat weniger Zeit zum Denken." (indisches Sprichwort)

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