Kaninchen wurde von der Besitzerin ohne Betäubung oder Schmerzausschaltung, sowie ohne anatomische Kenntnisse zu Hause kastriert

bxjunkie

Bordeauxdoggen Flüsterin®
15 Jahre Mitglied
Unglaubliche Geschichte...die Menscheit wird immer verrohter und dümmer, und am meisten leiden die Tiere darunter.



Immer, wenn man denkt, nach 35 Jahren in diesem Beruf mehr oder weniger alles gesehen zu haben, was es gibt, kommt sowas, wo es einem gleichzeitig eiskalt den Rücken runterläuft und man Hitzewallungen vor Wut bekommt!
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Fall der Woche - leider ein Tierschutzfall
Der Bericht ist wieder etwas länger, es ist aber wichtig alle Infos zu lesen und die Take Home Message zu verstehen.
Bevor Ihr weiterlest, möchten wir Euch bitten, von Anfeindungen, Hasskommentaren etc abzusehen. Wir verstehen natürlich, dass besonders bei Tierquälerei die Emotionen hochkochen können, sie belasten uns genauso wie Euch. Doch gibt es so viel Hass und Hetze, ganz besonders im Internet und bei Socialmedia.. wir möchten das nicht. Es führt zu nichts, außer zu noch mehr Hass.
Wir möchten aufklären. Dafür machen wir uns die Mühe bei Facebook und Instagram. Wir möchten Euch einen realen Einblick in unsere Arbeit geben. Wir möchten, dass Ihr versteht, was jede Praxis und jede Klinik zu stemmen hat und Euch natürlich unseren Umgang damit zeigen.
Wer war der Patient?
Uns wurde ein 5 Monate alter Kaninchenbock vorgestellt, der zwei Schnittverletzungen an seinem Hinterteil hatte, aus einer schaute seine Harnblase heraus. Das Tier befand sich im Schock und wurde sofort erstversorgt.
Was war passiert?
Das Kaninchen wurde kurz zuvor von der Besitzerin ohne Betäubung oder Schmerzausschaltung, sowie ohne anatomische Kenntnisse zu Hause eigenständig kastriert. Bzw es wurde versucht ihn zu kastrieren.
Als Grund wurde genannt, dass Tierärzte zu teuer sind und dass man keinen Termin bekommen hätte und die restlichen Kaninchen zu Hause alle schon kastriert sind.
Für uns steht hier vor allem Geld als Hauptgrund ganz oben.
Wie wurde vorgegangen?
Es scheint Foren zu geben, in denen es Tipps für Tierhalter gibt, wie man vorzugehen hat, wenn man auf dem Küchentisch kastrieren will.
Wir sind wirklich schockiert!
Die Besitzerin hat das Kaninchen festhalten lassen, einen Hoden aus dem Hodensack geschnitten und ihn abgetrennt. Dabei fiel eine kugelige Struktur aus dem Schnitt hervor, die ebenfalls angeschnitten wurde, bis sich eine gelbe Flüssigkeit daraus ergoss. Hier wurde die durch den Inguinalspalt hervorgefallene Harnblase aufgeschnitten und spätestens hier merkten wohl alle Beteiligten, dass man ein Problem hatte.
Kaninchen sind Beutetiere. Sie verfallen bei Stress in eine Schockstarre und bewegen sich nicht. Auch ertragen sie Schmerzen stumm, sie schreien nicht und zappeln nicht, wenn man ihnen ein Körperteil abschneidet.
Was sagt das Tierschutzgesetz?
In § 1 steht:
Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.
Es ist grausam, so etwas zu tun. Wir verstehen wirklich nicht, wie einem sowas einfallen kann.
Früher wurden Ferkel ohne Betäubung in den ersten Lebenstagen kastriert. Sie schreien sich fast heiser und sind danach einige Tage verstört und schmerzhaft gewesen. Das ist mittlerweile verboten. Zu Recht.
Tiere spüren Schmerz genauso wie wir! Sie leiden.
Was haben wir getan?
Auch wenn wir versuchen immer sachlich und ruhig zu bleiben, ist es uns hier kurz nicht gelungen. Die Chirurgin hat ganz klare Worte gefunden für diese Tierquälerei und der Besitzerin nur eine Option gelassen: Abtretung des Tieres an unsere Klinik.
Die andere Option wäre eine Einschläfern gewesen, da auch hier kein weiteres Geld für die chirurgische Versorgung des Patienten investiert werden wollte. Das kam für uns nicht in Frage.
Wir haben das Kaninchen übernommen und auf unsere Kosten noch am späten Abend, nach Stabilisierung des Kreislaufes und des Schockzustands, operiert, die Harnblase vernäht, das Tier ordentlich kastriert und zur intensivmedizinischen Betreuung stationär aufgenommen.
Wie erging es dem Patienten?
Schon einen Tag nach der OP konnten wir die Infusionstherapie stoppen. Das Kaninchen hat sehr gut gefressen und saß munter in seiner Box. Es wurde mit Schmerzmittel und Antibiotika versorgt
Und was passiert mit der Besitzerin?
Da hier eindeutig ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vorlag, haben wir den Fall beim zuständigen Veterinäramt und der Polizei gemeldet. Es wurde initial berichtet, dass noch mehr Tiere in Besitz waren und wir wollten nicht riskieren, dass sie evtl auch leiden, ohne dass sich jemand um sie kümmert.
Warum haben wir die Besitzerin angezeigt?
Als Tierärzt:innen und TFAs sind wir das Sprachrohr für unsere Patienten. Wir könnten es uns niemals verzeihen, wenn wir bei einem solchen Verhalten nicht aufstehen und laut werden würden. Natürlich gab es schon Fälle, die grenzwertig waren, wo die Besitzer sich vielleicht übernommen haben und überfordert waren. Hier versuchen wir im Dialog mit den Besitzern nach Lösungen zu suchen. Wir zeigen nicht oft an, möchten aber klar betonen, dass das Hinzuziehen der Kolleg:innen vom Veterinärsamt vor allem bedeutet, sich Hilfe zu holen. Das ist verantwortungsbewusst und richtig.
Was möchten wir Euch als Take Home Message mitgeben?
1. Wer sich seine Tiere nicht leisten kann oder Geld ausgeben möchte, sollte sich keine anschaffen
2. Krankenversichert Eure Tiere. Alle. Auch die Heimtiere.
3. Tiermedizin bedeutet ein Studium von fast 6 Jahren und ein lebenslanges Lernen. Wer Tiermedizin nicht studiert hat, wer sich nicht all die Jahre durch Anatomie gequält hat, schneidet keinem Lebewesen irgendwelche Körperteile ab. Und vor allem nicht ohne Narkose und Schmerzmittel
Wir müssen uns erstmal von der Geschichte erholen. Sie ist dem gesamten Team sehr nahe gegangen. Dann möchten wir uns auch noch bei den Kund*innen entschuldigen und bedanken, die zu der Zeit im Wartezimmer saßen und das kurze Donnerwetter unserer Chirurgin ggü der ehemaligen Besitzerin mit angehört haben. Wir sind empathisch mit unserem Beruf verbunden und da kann es mal passieren, dass wir bei einer solchen Untat die Fassung verlieren. Das war aber auch nur ganz kurz.
Traurig-schockierte Grüße
Euer Team der Kleintierklinik Frank
 
  • 28. März 2024
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Hi bxjunkie ... hast du hier schon mal geguckt?
  • Gefällt
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Ich hab das schon bei Facebook gesehen. Unfassbar.

Ich befürchte, sowas treibt seit der neuen GOT noch größere Blüten.
 
Ich hab das schon bei Facebook gesehen. Unfassbar.

Ich befürchte, sowas treibt seit der neuen GOT noch größere Blüten.
Ja das ist auch meine Sorge. Aber es kann ja nicht sein das TA nichts verdienen dürfen, nur damit so empathieloses Gesocks ihre Tiere nicht quälen. Da sollte das Tierhaltungsgesetz geändert werden... Ich glaube ich wäre ausgerastet.
 
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