Kampfhunde Interview mit dem Historiker Professor Wippermann

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Sera und Rest

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Kampfhunde Interview mit dem Historiker Professor Wippermann


8.1.02

Hunde lassen einen Menschen humaner erscheinen. Besonders die amerikanischen Präsidenten haben sich den Sympathieträger Hund zunutze gemacht. Mitterand wurde von seinem Hund zu jedem Staatsempfang begleitet. Was für Gefühle löst der Hund bei den Bürgern aus und worin besteht die enge Verbindung von Politikern und Hunden?

Wenn Politiker sich mit Hunden in der Öffentlichkeit zeigen, so soll das Sympathie hervorrufen, es ist sogar eine Werbung. Warum ruft das Sympathie hervor? Weil sich damit der Politiker als Mensch wie du und ich darstellt, er ist nicht so unmenschlich, er ist nicht nur Politiker, er ist auch Mensch und er zeigt, dass er Gefühle hat, Gefühle die er dem Hund gegenüber zeigt und wenn der Hund diese Gefühle erwidert, so ist gewissermaßen eine Art Symbiose hergestellt, zwischen den Politikern, dem Politiker und dem Hund, und das weckt eine Welle der Sympathie. Die man aber auch historisch wiederum analysieren sollte, es war nicht zu allen Zeiten so und auch nicht in allen Kulturkreisen, dass so eine enge Beziehung zwischen Mensch und Hund Sympathie hervorruft.

Wie erklären Sie es sich, dass unsere deutschen Politiker sich heute nicht mehr intensiv der Marketingstrategie Hund bedienen?
Deutsche Politiker zeigen sich in letzter Zeit wenig mit Hunden. Ich würde als Hundebesitzer vermuten, dass sie dazu zu wenig Zeit haben und in sofern sind sie schon fast zu bedauern. Hinzu kommt aber auch der Imageverlust des Hundes, vor allem auch des Schäferhundes und hier ist das übermächtige Vorbild, abschreckende Beispiel Hitler. Hitler hat die Sitte der Politiker bis zum Exzess getrieben, sich mit Hunden und hier vor allem Deutschen Schäferhunden zu zeigen. So dass der Deutsche Schäferhund schon so etwas wurde wie der Hitler Hund und hinzu kam das der Deutsche Schäferhund nun auch ein Symbol des Nationalsozialismus war, der Propaganda, der Rassenpropaganda und er war zugleich auch ein Terrorinstrument. Deutsche Schäferhunde vor allen Dingen sind in Deutschen Konzentrationslagern eingesetzt worden und nichts fürchteten die Häftlinge so sehr, wie diese Bestien. Das waren wirklich Bestien, diese Deutschen Schäferhunde. Und dieses Image des Deutschen Schäferhundes, was der Schäferhund, der kann nichts dafür, was in der NS-Zeit entstanden ist, hat offensichtlich dazu geführt, dass nach 1945 mit einer Ausnahme Helmut Kohl in sehr jungen Jahren, hatte einen Schäferhund, sich kein einziger Politiker, deutscher Politiker mit einem Deutschen Schäferhund gezeigt hat. Und offensichtlich ist jetzt, sind jetzt auch davon von dem schlechten Image der Schäferhunde, auch die anderen Hunde betroffen, so dass sich Politiker immer seltener mit Hunden zeigen, obwohl sie teilweise selber noch Hunde haben.

Hitlers Schäferhund Blondie wurde zu seinem einzigen Freund. Wie würden Sie die Beziehung zwischen Hitler und seinem Hund beschreiben?
An diesen Bildern zumindest sieht man, dass Hitler diesen Hund zu wenig kennt, er hat keinen Kontakt mit ihm, zu wenig Kontakt, wahrscheinlich hat er ihn auch scharf dressiert oder dressieren lassen. Das ist hier kein Freund des Menschen, dieser Schäferhund, und die Beziehung der er dort suggeriert, ich habe eine sehr gute Beziehung zu meinem Schäferhund, was er immer wieder auch schriftlich gesagt hat, das wird durch diese Bilder geradezu demontiert. Hitler hat auch hier ein Schauspiel geliefert, er hat sich als Hundefreund dargestellt, was offensichtlich gar nicht so war. Ich bezweifle auch immer, dass Hitler wirklich ein Hundefreund war, sein konnte, ein Mensch, der so grausam war, konnte eigentlich nicht Tiere lieben. Das ist eigentlich ein Widerspruch in sich.

Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die umfangreiche Tierschutzgesetzgebung unter Hitler?
Die Tierschutzgesetzgebung war sogar vorbildlich, aber der Schutz der Menschen war katastrophal. Und es ist tatsächlich so, dass die Nazis 1942 eine eigene Verordnung erlassen mussten, dass den Juden, die deportiert werden sollten, die Hunde weggenommen wurden. Und ich vermute, ich kann es nicht beweisen, aber ich glaube, der Grund war, dass man Hunde auf Grund des Tierschutzgesetzes nicht so behandeln konnte auf dem Transport von Deutschland nach Auschwitz, in die Vernichtungslager für die Menschen. Die Tiere, die Hunde waren geschützter als die Menschen, als die Juden, Sinti und Roma. Und das ist die Kehrseite dieser Tierliebe, der angeblichen Tierliebe der Nationalsozialisten. Hier ist Tierliebe mit Menschenverachtung gepaart und das sollte uns auch eine Lehre sein, darüber nachzudenken, ob unser Verhältnis zu den Hunden, zu den Tieren generell, richtig ist. Wir müssen darüber reflektieren, wir müssen darüber nachdenken.

Sie schreiben in ihrem Buch, dass die Nationalsozialisten Hunde für ihre propagandistischen Zwecke missbrauchten. Wie sah dieser Missbrauch aus und welche Rolle wurde dem Deutschen Schäferhund im Dritten Reich zuteil?
Der Deutsche Schäferhund hatte im Nationalsozialismus einmal die Rolle als Instrument des Terrors, der Bewachung der Konzentrationslager und zum anderen auch als Propagandainstrument, er war in der Propaganda allgegenwärtig und er war Teil vor allem des Führerkultes. Hitler zeigte sich als Führer allein, aber auch sehr gern mit seinem Hund und nicht zufällig dem Deutschen Schäferhund und das war dann der Versuch um Sympathie zu werben. Zu zeigen, der Führer ist auch ein Mensch, der Hunde liebt, vor allen Dingen Deutsche Schäferhunde liebt. Aber das war nicht immer so, wir sehen auf diesem Bild, dass der Hund, der hier umworben wird vom Führer, diesen Führer gar nicht liebt, es ist gar nicht Hitlers Hund. Und dieser Hund ist in sofern vielleicht etwas schlauer gewesen als viele Deutsche. Viele Deutsche sind auf das Werben reingefallen, das Hitler mit ihnen gemacht hat. Aber diese Deutsche Schäferhund widersetzt sich gewissermaßen, er hat Angst vor dem Führer. Er erkennt, das ist nicht der gute Mensch, das ist nicht der gute Adolf Hitler, sondern das ist ein böser Mensch, vor dem man Angst haben muss, an den man sich sozusagen nur langsam herantraut und Hitler wirbt um diesen Schäferhund und das gelingt ihm nicht. Dieser Schäferhund war schlauer als viele Deutsche.


Viele weiter interessante Artikel umd Hunde finden Sie hier NDR

Quelle:

Bis dann Sera


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