Berliner Zeitung
"Auch ein Pudel kann ein Kind sehr verletzen"
Ein kleiner Junge füttert den Familienhund - und der beißt dem Kind die Nase ab. Sollten Kleinkinder generell keine Hunde füttern?
Doch natürlich, das gehört dazu. Aber man muss es richtig lernen. Bei dem aktuellen Fall scheinen schwerwiegende Fehler begangen worden zu sein. Der Hund hatte offenbar zu viele Freiheiten.
Was meinen Sie damit?
Ein Hund muss lernen zu warten. Und er muss wissen: Das Futter kommt vom Chef und der bestimmt, wo es lang geht. Statistisch gesehen passieren die meisten Beißvorfälle zu Hause. Viele Leute schätzen ihre Hunde einfach falsch ein.
Vertragen sich Hunde und Kinder überhaupt?
Ja, sehr gut. Kinder können viel lernen beim Umgang mit Hunden. Verantwortung zu tragen, zum Beispiel. Aber man muss die Signale, die so ein Hund aussendet, auch verstehen. Wer das nicht kann, sollte sich keinen Hund anschaffen.
Welche Pflichten haben Eltern, die einen Hund kaufen?
Sie müssen sich mit dem Tier beschäftigen. Sie müssen lernen, wie der Hund reagiert, welche Signale er aussendet, wenn etwas nicht stimmt.
Dürfen Kinder mit Hunden allein bleiben?
Ich rate davon ab. Ein Kleinkind ist nie in der Lage, einen Hund zu verstehen. Außerdem ziehen sie Hunde gern am Ohr oder an der Rute. Und der Hund hat nur die Möglichkeit, sich über Körpersprache zu artikulieren. Wenn das nicht verstanden wird, schnappt er zu.
Würden Sie Familien von bestimmten Hunderassen abraten?
Nein, das kann ich nicht.
Aber ein Pudel beißt doch weniger gefährlich als ein Kampfhund zu?
Prinzipiell stimmt das. Aber auch ein Pudel kann ein Kleinkind sehr verletzen. Selbst ein Yorkshire-Terrier hat schon mal ein Baby tot gebissen. Prinzipiell kann jeder Hund zubeißen und anderen dabei schwere Verletzungen zufügen.
Das Gespräch führte Claudia Fuchs.