Hi Nadine!
Meine Bordeauxdogge war anfangs auch so, hat sich von jedem unterbuttern lassen. Wenn wir über die Hundewiese gingen, sah ich von meinem Hund eigentlich fast nur seine Pfoten, die in der Luft paddelten, weil er sich mal wieder einem Hund (durfte auch ein Yorkie sein) vor die Pfoten geschmißen hatte. Und gewehrt hat er sich natürlich erst recht nicht.
Damals dachte ich genau so wie Du, nämlich, daß es doch toll wäre, wenn er sich nicht alles gefallen lassen würde. Heute wäre ich heilfroh, er wäre so geblieben.
Denn aus dem unterwürfigen Junghund ist ein ziehmlich machomäßiger Rüde geworden, mit dem ich mich schon lange auf keine Hundewiese mehr traue.
Wenn er erst mal anfängt, selbst auszuteilen, sind die Grenzen zwischen "sich wehren" und "selber herausfordern" oft fließend und schwer zu beeinflußen.
Dein Hund ist sehr unterwürfig. Das heißt nicht unbedingt, daß er unsicher oder ängstlich ist. Denn ich nehme doch mal an, daß er bei Euch nicht mißhandelt wird. Es heißt lediglich, daß er (noch?) kein sonderlich ausgeprägtes Dominanzverhalten hat. Mag sein, daß er es, weil er ja recht jung ist, noch entwickelt, was ich aber eher für unwahrscheinlich halte. Vielleicht hat er schon als Welpe im Geschwisterrudel eine rangniedrige Stellung eingenommen. Die meisten Hunde, die später selbstbewußt sind, hatten als Welpe im Rudel auch eine recht gute Position. Vielleicht kannst Du das ja erfragen.
Letztendlich kann ich Dir nur ans Herz legen, Deinen Hund zu lassen, wie er ist. Zum einen muß es gar nicht sein, und so ist es vermutlich auch nicht, daß er sich schlecht dabei fühlt, wenn er sich unterordnet. Zum anderen ist sein Verhalten der beste Schutz vor bösen Raufereien.
Erstens hast Du nicht das Problem, daß er sie, wie es bei Rüden häufiger der Fall ist, selbst provoziert; und glaub mir, das kostet einiges an Nerven! Und zweitens wird kein normaler Hund einen anderen angehen, der sich unterwirft, selbst, wenn er es ursprünglich vorgehabt hat. Und ein nicht wesensfester Hund würde sowieso zubeißen, auch wenn Deiner sich wehren würde, und der einzige Unterschied beständ dann darin, daß es wohl Verletzungen auf beiden Seiten gäbe und der andere, da ja nun mal nicht ganz astrein, beim nächsten Mal trotzdem wieder draufgehen würde.
Wobei Du das oft grob aussehende Unterordnen des anderen nicht so überbewerten darfst. Das sieht immer schlimmer aus als es ist und auch nur deshalb, weil wir es nach menschlichen Maßstäben beurteilen. Für Deinen Hund ist es das Normalste der Welt. Es ist nicht unüblich, daß der Hund, der die stärkere Position hat, die noch durch ein kurzes Machtgehabe demonstriert. Und wenn Dein Hund sich danach erst mal nur kriechenderweise bewegt, ist das auch völlig okay. Er zeigt damit dem anderen, daß er den Rang unter ihm als seinen akzeptiert, und wird wahrscheinlich immer wieder bei Begegnungen mit ihm durch Ducken und Beschwichtigungsgesten zeigen, daß sich daran nichts geändert hat. Das ist nichts Schlimmes für Deinen Hund und macht ihm nichts aus.
Solltest Du allerdings den Eindruck haben, daß ein anderer unnötig grob mit ihm umgeht oder ihn grundlos immer wieder unterordnet, solltest Du den Besitzer auffordern, einzugreifen, oder ihm künftig aus dem Weg gehen.
Also, laß Deinen Süßen mal, wie er ist, okay?
Liebe Grüße,
Kirsten
[Dieser Beitrag wurde von Kirsten am 27. Dezember 2000 editiert.]