"Hosenmatz" und wie es weitergeht, weitergehen muß.

S

Sabine G

... wurde gelöscht.
...einen Hund aus dem Tierasyl?!...
für mich selbstverständlich.

Der Tod unseres "guten Jungen" lastet immer noch schwer auf allen übriggebliebenen. Sicher - man redet sich ständig ein, daß es das Beste für ihn gewesen sei....

Angesichts der eingetretenen Lähmung war es auch die humane Notwendigkeit, ihn von Siechtum und Leid zu erlösen. Ich werde nie mehr den Wandel seiner temperamentvollen Augen in diesen gebrochenen Blick vergessen. Er ist voller Dankbarkeit, Vertrauen und ohne Angst eingeschlafen.

Nun ist er im Hundehimmel und ich sehe ständig sein schönes Gesicht am Horizont, wenn ich gen Himmel blicke. Es ist schon schwer ohne ihn. Er fehlt überall. Sein Foto ist hübsch eingerahmt worden. Es hat einen Ehrenplatz in unserem Haus erhalten.

Zum Glück ist seine liebe Kumpelin Sophie (ein brandgefährlicher, alles abschmusender Kampfhund der Spezies American Staffordshire-Terrier ) bei uns. Sie suchte ihn seitdem überall, besonders nachts lief sie leise maunzend auf der Suche nach ihrem besten Freund durchs ganze Haus. Gefressen hatte sie tagelang nichts und das mußte jetzt aufhören.

Von der Idee, zu einem Züchter zu gehen hielt und halte ich für mich nach wie vor absolut nichts. Es gibt durch die vielen "Vermehrer" ohnehin schon viel zu viele Hunde und dieser Nachwuchs soll besser denen vorbehalten bleiben, die einen "perfekten" Hund, passend für sich, für ihre Zwecke oder ihre Familien suchen und keine Kompromisse eingehen wollen.

Ich setzte mich auf Initiative meines Mannes also ans Telefon und rief alle örtlichen Tierheime an. Es gab einige Dobermänner in den nahegelegenen Tierheimen, aber irgend etwas ließ mich an einer Meldung aus dem Tierheim in Düsseldorf festhalten. Was das genau gewesen ist, weiß ich selbst nicht. Sofort rief ich meinen Mann an und verabredete mich zur umgehenden Fahrt dorthin.

Der erste Kontakt:
Bei ca. 5°C Außentemperatur und Nieselregen gingen wir zur Anmeldung des "Hundehauses". Als wir kurze Zeit später vor dem Zwinger "Apollo" standen, war kein Hund zu sehen (wohl aber unverwechselbar zu hören). Dann kam er durch die Luke nach draußen.

Welch fürchterlicher Anblick !!

Ein hochgewachsener, schlaksiger und in der Kälte entsetzlich frierender Dobermannrüde, Gewicht ca. 27/28 kg - keine sichtbare Muskulatur, nur Fell und herausstehende Knochen...

Ein solch dünner Hund hat noch nie vor mir gestanden. Wir waren erschüttert und ich hatte vor Wut Tränen in den Augen. Apollo zeigte die Zähne und knurrte, blaffte uns an. Wir standen einige Zeit vor dem Zwinger - wir gingen in die Hocke und machten uns klein, vielleicht kam er ja dann nach vorne. Keine Chance. Wir gingen weg und kamen nach ein paar Minuten wieder. Apollo bellte immer noch und machte keinerlei Anstalt, nach vorne, an den Zaun zu kommen. Aber wir blieben beharrlich und das mit Erfolg. Nach ca. einer halben Stunde mußte er sich ein Herz gefaßt haben und kam langsam und vorsichtig bis auf wenige Zentimeter an mich heran.

Der Kopf war so schmal, daß er leicht durch die Gitterstäbe hätte schnappen können. Apollo schnupperte vorsichtig an meiner Hand und knurrte nach wie vor. Ich mußte meine Tränen mit Gewalt runterkämpfen - er tat mir so entsetzlich leid.

Wir mußten das Tierheim wieder verlassen, die Besuchszeiten für diesen Tag waren vorbei. Bei der Anmeldung hinterließ ich unsere Adresse und Telefonnummer und kündigte einen neuen Besuch an. Wir erfuhren dort beiläufig, daß der Hund schon zum zweiten mal im Tierheim saß - diesmal wegen angeblicher Unsauberkeit und der Tatsache, daß er alles Freßbare stehlen würde. Wen wunderts, daß ein halb verhungerter Hund zum Selbstversorger wird? Uns jedenfalls nicht.

In meinen Gedanken war ich auf dem anschließenden Heimweg und auch später ständig bei diesem armen Wurm, der im Tierheimzwinger so entsetzlich litt und fror.

Zwei Tage später standen wir uns dann ohne Gitter gegenüber. Apollo sprang durch die Gegend und beachtete mich zunächst nur flüchtig. Bis er merkte, daß ich feinste Leckerlies in meiner Tasche hatte. Ein Wunder, daß er meine Hand nicht mitgefressen hat.

Der Bann war gebrochen, er ließ sich sogar vorsichtig von mir anfassen. Wir haben eine gute halbe Stunde gespielt und ich hab ihm sämtliche Leckerlies gegeben. Dem Betreuer sagte ich, daß wir es miteinander versuchen wollten - allerdings mußte unsere kleine Dumpfbacke noch ihren Segen geben.

Am nächsten Tag nahmen wir Sophie mit und ließen sie zusammen laufen. Sie haben sich sofort akzeptiert und es gab nicht die geringsten Probleme. Überglücklich gingen wir nach den Formalitäten mit den beiden zum Auto - auf der Heimfahrt haben beide friedlich im Auto geschlafen, als wäre es schon immer so gewesen...

Ein feiner Kerl ist er, unser Apollo.
Wir fragen uns immer wieder, wie man einen Hund mit einem so bezaubernden Wesen auf eine solche Weise "entsorgen" kann. Er hat jetzt ein schönes, endgültiges Zuhause. Mit Leuten und einer Kumpelin, auf die er sich verlassen kann.

Das schönste an ihm ist: ER LACHT !!!!

apollo_3_2.jpg



[Dieser Beitrag wurde von Sabine G am 19. Januar 2001 editiert.]
 
  • 19. April 2024
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Hi Sabine G ... hast du hier schon mal geguckt?
  • Gefällt
Reaktionen: Gefällt 18 Personen
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Hallo Sabine,
beim lesen fingen meine Augen leicht an zu schwitzen(und das trotz der kälte).
Ich wünsche Euch mit Apollo alles Glück dieser Welt.

Liebe Grüße
Paula
 
Liebe Sabine !
Euch und Appollo weiterhin alles Glück der Welt !!!

Rottigrüße von Vera
 
Lieber Apollo,

schön, daß du es nun endlich auch gut getroffen hast :)). Ich wünsche dir noch viel Spaß mit deiner Kumpelin und deinen Dosenöffner.
Wuff
Dalmatiner Dean
 
Hallo Sabine,

bestell bitte Apollo, daß er großes Glück gehabt hat!
Daß ihr euch ganz bewußt für diesen armen Kerl entschieden habt, und das trotz der anfänglichen Schwierigkeit: Ein dickes 'Hut ab!' von mir.

Liebe Grüße
Alexis
 
Hallo Sabine,

Geduld zahlt sich immer aus, gelle
smile.gif
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Ich wünsche Dir und Deinen Hundis noch ganz viele glückliche Jahre.

Der Verlust unserer "alten Jungs" wird durch eine neue Aufgabe kleiner. Trotzdem werden die "Alten" immer ein Plätzchen für sich ganz alleine in unserem Herzen haben.

Liebe Grüße




Beckersmom
 
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