Hallo,
beim Durchlesen einiger Diskussionsthreads hier, an denen ich mich auch beteiligt habe, ist mir Folgendes aufgefallen, wozu ich gerne einige Meinungen hören würde. Immer wieder, mal mehr, mal weniger offensichtlich, werden bestimmten "Hunderassen" fest definierte, unverwechselbare Pauschalattribute zugeordnet.
Glaubt Ihr denn wirklich, dass eine so einseitige Sichtweise geeignet ist, so komplizerte Zusammenhänge wie es das Hundeverhalten nunmal ist bzw. sein kann, zu erfassen?
Als kindlicher Hundefan habe ich auch Rasselexika auswendig gelernt und hätte mir einen Hund wahrscheinlich nach seinem Aussehen und beschriebenen Rasseverhalten ausgesucht. Weil der Hund ja dann so ist bzw. wird, wie es da steht. Dann wäre ich aber nie da gelandet, wo ich jetzt glücklicherweise mit meinem Hund bin.
Natürlich ist es unbestritten, dass ein Herdenschutzhund eine gewisse Selbständigkeit und starken Schutztrieb mitbringt, aber doch nur weil er diese für seine Aufgabe benötigt, die er immer noch ausführt. Ein paar Generationen Zuchtselektion auf "Haushund in Deutschland" und vorbei wärs damit.
Warum laufen so viele Golden Retriever rum, die "einen an der Klatsche" haben? Ein Rassenproblem? Nein, Hinterhofzucht, schlechte Erfahrungen und mangelnde Sozialisation/Erziehung.
In jedem Hundebuch liest man, wie sozial verträglich, kinderlieb und immer gut gelaunt ("Der ideale Spielgefährte für Kinder") der Beagle (Meutehund!) ist. Bullshit, wieviele Beagle leben denn heute noch in der Meute? Und warum steht bei vielen Beagle auf Vermittlungsseiten "keine Kinder" und "keine anderen Hunde", weil "schwieriger Hund"? Ausnahmen, die aus der Norm des zementierten "Rassencharakters" fallen oder nicht viel eher einfach Hunde, die ihre Erfahrungen gemacht haben und umsetzen?
Oder auch Sokas/Listies. Warum soll ihr Charakter so stark geprägt sein von der relativ kurzen Zeitspanne der Hundekämpfe (Hundeaggressivität vs. übersteigerter Menschenfreundlichkeit) gemessen an der langen Geschichte der Bulldogs/Molosser/Terrier als Haus- und Hofhunde? Ihr kennt oder habt besonders menschenfreundliche Sokas? Finde ich super, aber ich kenne auch einige sehr ungemütliche. Sokas sind immer dominant und potentiell hundeaggressiv, im Sinne von verteidigungsbereit? Hab ich auch schon solche und solche kennengelernt (wie auch Schäferhunde, Rottweiler, Labradore, Pudel, Pekingnesen, Yorkies, Doggen, Bernhardiner etc.).
Was ich sagen möchte: Nennt Beispiele für angeblich rassetypisches Verhalten und irgendjemand wird sich immer finden, der einen Hund dieser Art kennt, der das genaue Gegenteil ist.
Auch bei dem schönen Adjektiv "wesensfest" als unabänderliches Merkmal einer Rasse oder eines Hundes (besser noch der Eltern eines Hundes, das sich sicher vererbt) bin ich skeptisch. Gebt den wesenfestesten Hund in die falschen Hände und er ist nach 6 Monaten spätenstens "versaut".
Warum sieht man den Hund nicht als "Resultat" seiner Erfahrungen, Lebensumstäde, Einordnung in sein "Rudel", Zufriedenheitsgrad usw.? Weil man dann einige liebgewonnene Vorurteile und vermeintliche "Fakten" über Bord werfen müsste?
Ciao
Jörg
<small>[ 13. September 2002, 14:29: Beitrag editiert von: DerJörg ]</small>
beim Durchlesen einiger Diskussionsthreads hier, an denen ich mich auch beteiligt habe, ist mir Folgendes aufgefallen, wozu ich gerne einige Meinungen hören würde. Immer wieder, mal mehr, mal weniger offensichtlich, werden bestimmten "Hunderassen" fest definierte, unverwechselbare Pauschalattribute zugeordnet.
Glaubt Ihr denn wirklich, dass eine so einseitige Sichtweise geeignet ist, so komplizerte Zusammenhänge wie es das Hundeverhalten nunmal ist bzw. sein kann, zu erfassen?
Als kindlicher Hundefan habe ich auch Rasselexika auswendig gelernt und hätte mir einen Hund wahrscheinlich nach seinem Aussehen und beschriebenen Rasseverhalten ausgesucht. Weil der Hund ja dann so ist bzw. wird, wie es da steht. Dann wäre ich aber nie da gelandet, wo ich jetzt glücklicherweise mit meinem Hund bin.
Natürlich ist es unbestritten, dass ein Herdenschutzhund eine gewisse Selbständigkeit und starken Schutztrieb mitbringt, aber doch nur weil er diese für seine Aufgabe benötigt, die er immer noch ausführt. Ein paar Generationen Zuchtselektion auf "Haushund in Deutschland" und vorbei wärs damit.
Warum laufen so viele Golden Retriever rum, die "einen an der Klatsche" haben? Ein Rassenproblem? Nein, Hinterhofzucht, schlechte Erfahrungen und mangelnde Sozialisation/Erziehung.
In jedem Hundebuch liest man, wie sozial verträglich, kinderlieb und immer gut gelaunt ("Der ideale Spielgefährte für Kinder") der Beagle (Meutehund!) ist. Bullshit, wieviele Beagle leben denn heute noch in der Meute? Und warum steht bei vielen Beagle auf Vermittlungsseiten "keine Kinder" und "keine anderen Hunde", weil "schwieriger Hund"? Ausnahmen, die aus der Norm des zementierten "Rassencharakters" fallen oder nicht viel eher einfach Hunde, die ihre Erfahrungen gemacht haben und umsetzen?
Oder auch Sokas/Listies. Warum soll ihr Charakter so stark geprägt sein von der relativ kurzen Zeitspanne der Hundekämpfe (Hundeaggressivität vs. übersteigerter Menschenfreundlichkeit) gemessen an der langen Geschichte der Bulldogs/Molosser/Terrier als Haus- und Hofhunde? Ihr kennt oder habt besonders menschenfreundliche Sokas? Finde ich super, aber ich kenne auch einige sehr ungemütliche. Sokas sind immer dominant und potentiell hundeaggressiv, im Sinne von verteidigungsbereit? Hab ich auch schon solche und solche kennengelernt (wie auch Schäferhunde, Rottweiler, Labradore, Pudel, Pekingnesen, Yorkies, Doggen, Bernhardiner etc.).
Was ich sagen möchte: Nennt Beispiele für angeblich rassetypisches Verhalten und irgendjemand wird sich immer finden, der einen Hund dieser Art kennt, der das genaue Gegenteil ist.
Auch bei dem schönen Adjektiv "wesensfest" als unabänderliches Merkmal einer Rasse oder eines Hundes (besser noch der Eltern eines Hundes, das sich sicher vererbt) bin ich skeptisch. Gebt den wesenfestesten Hund in die falschen Hände und er ist nach 6 Monaten spätenstens "versaut".
Warum sieht man den Hund nicht als "Resultat" seiner Erfahrungen, Lebensumstäde, Einordnung in sein "Rudel", Zufriedenheitsgrad usw.? Weil man dann einige liebgewonnene Vorurteile und vermeintliche "Fakten" über Bord werfen müsste?
Ciao
Jörg
<small>[ 13. September 2002, 14:29: Beitrag editiert von: DerJörg ]</small>