Viele sind völlig Empathielos den Patienten gegenüber, manche gehen sehr harsch mir ihnen um. Viel muss man da runter schlucken oder wie ich den Tipp bekam, sich ein dickes Fell zu legen. Mich belastet das sehr, ich nehm es gern mit heim und zähle die Tage bis es endlich vorbei ist. Noch nie war ein Monat so schrecklich wie dieser. 7 Tage habe ich noch, dann ist es endlich vorbei.

Das tut mir so leid für dich.
Wie schlimm, wenn jemand, der wirklich mit Interesse und Enthusiasmus an solch eine wichtige Aufgabe herangeht, ausgerechnet durch Kollegen so frustriert wird.
Normalerweise würde ich jetzt vielleicht sagen: "Naja, wer weiß wie lange diese garstigen Leute den Job schon machen? Wer weiß, wieviel Überstunden die seit Jahren vor sich herschieben und wie schlecht die bezahlt werden? Wer weiß, was die schon alles mit richtig bösen Patienten erlebt haben (denn die gibt es definitiv auch, und immer mehr davon)? Vielleicht muß man so abstumpfen, um den Job unter den aktuellen Bedingungen überhaupt noch aushalten zu können?"
Würde ich alles eigentlich mal zu bedenken geben - weil ich selbst mit Patienten arbeite, und zwar seit knapp 37 Jahren. Und seit 37 Jahren macht mir das keinen "Spaß", weil ich mir das nicht ausgesucht habe, sondern "gezwungenermaßen" da rein geraten bin. Und allerspätestens nach 10 Jahren war ich emotional durchaus abgestumpft und bin das heute garantiert noch viel mehr. Daß mir das passiert ist, war unter den gegebenen Umständen keine Überraschung, aber den wenigen noch verbliebenen Kolleginnen meines Alters, die größtenteils doch mit wesentlich mehr Empathie und Freude gestartet sind, geht's inzwischen leider auch nicht wesentlich anders.
Und trotzdem war ich kürzlich wirklich nachhaltig schockiert, als wir einen langjährigen, inzwischen immobilen Patienten aus dem Pflegeheim zu behandeln hatten, der jeweils mit einem Krankentransport gebracht wird.
Die immer wechselnden, überwiegend eher jungen Sanis, die den Herrn bringen und abholen, sind leider selten bis nie überdurchschnittlich bemüht oder auffallend freundlich, aber "normal" halt. Wie gesagt, ich hab da durchaus ein gewisses Verständnis, weil ich ja weiß, wie's is...
Aber kürzlich wurde der Mann von zwei jungen Frauen gebracht. Und während ich noch dachte, mit den Ladies hatte der alte Herr sicher 'ne nette Anfahrt, ging's auch schon los. Die Weiber sind dermaßen ruppig und regelrecht unverschämt mit dem Mann umgesprungen, wie ich es noch nie erlebt habe. Meine junge Kollegin, 21 Jahre alt, die den Patienten und die beiden Frauen ins Behandlungszimmer geleitet hatte, ist verbal und sogar körperlich dazwischen gegangen, als die beiden den schwerst eingeschränkten, uralten Mann zu zweit anschrien (!!!) und total grob anpackten, während sie ihn von dem Transportgefährt auf den Behandlungsstuhl setzten: er solle gefälligst mal "mitarbeiten", usw. Da sind noch einige unschöne und respektlose Worte gefallen...
Anschließend blökten sie die kleine Kollegin an, die sich eingemischt hatte, sie habe ja keine Ahnung, usw.
Als ich dazu kam und fragte, was da los sei, sagte die etwas Ältere der beiden nur unbeeindruckt mit einem Augenrollen, ich solle dann anrufen, wenn der Patient fertig sei - und lief, auf ihr Handy glotzend - in den Flur. Ich fragte, ob das ihre normale Form der Kommunikation sei und merkte an, daß sie im Übrigen warten könnten, die Behandlung würde keine 5 Minuten dauern. "Keine Zeit." war die Antwort und die beiden liefen, synchron ihre Handies streichelnd, raus.
Also rief ich sofort wieder in der Leitstelle an, die die beiden netten Damen gleich zurückpfiff, bevor sie wieder im Auto saßen.
Total angepi..t, polterten sie wieder mit dem gesamten Equipment die Treppe hoch.
Und ich dachte nur: "Verdammt, was macht man bloß als hilfloser Mensch, wenn man an solche "Helfer" gerät?"
Langer Rede kurzer Sinn: ich hab bestimmt Verständnis für Frustration im Job, erst recht, wenn man mit Menschen arbeitet, aber alles hat Grenzen, muß Grenzen haben. Sogar der Frust.
Ich hoffe, daß es für dieses - meiner Wahrnehmung nach - massiv zunehmende Problem eine Lösung geben wird.