hallo zusammen
da alexis gestern den vorschlag machte, für genetische sachen und vererbungslehre einen eigenen thread zu eröffnen, mache ich jetzt mal den anfang.
ich kann zwar in punkto hundezucht nicht viel dazu beitragen, aber vielleicht ist das thema an sich ja interessant, auch wenn es nur schafe und ziegen betrifft.
schafe und ziegen sind zwar miteinander verwandt, aber aufgrund verschiedener chromosenanzahl nicht miteinander kreuzungsfähig, ähnlich wie bei hase und kaninchen. schafe haben 54, ziegen 60 chromosomen. gelegentlich wird von paarungen zwischen schafen und ziegen berichtet, allerdings dann nur, wenn die mutter eine ziege und der vater ein schafbock war. im umgekehrten fall sterben die embryonen, die sich zwar zuerst bilden, nach ca. 2 monaten im mutterleib ab. in forschungsstationen ist es zwar auch gelungen, lämmer aus diesen verbindungen gesund zur welt zu bringen, aber diese tiere sind unfruchtbar, ob sie der gruppe der ovis, der schafe oder der gruppe der caprinen, der ziegenartigen zugerechnet werden, kommt dann letztendlich auf das äussere erscheinungsbild an.
die zucht der schafe und ziegen ist natürlich ein sehr komplexes thema, was hier nicht mit ein paar sätzen abgehandelt werden kann, daher beschränke ich mich mal auf das wichtigste.
ziegen werden z.b. nach farben oder nach morphologischen merkmalen gezüchtet. die vererbung der haarfarben bei der ziege ist nicht genau geklärt, sie ist aber durch verschiedene gene bestimmt. für die grundfarben weiss, schwarz und braun gibt es getrennte genorte. da bei den meisten rassen linien- und keine kreuzungszucht betrieben wird, ist die vererbung der farbe meist kein problem, da die tiere reinerbig bzw. homozygot sind. d.h. wenn ich eine thüringerwald ziege mit einer thüringerwald ziege verpaare, kommt zu 100 % auch wieder eine thüringerwald ziege raus.
wenn ziegenrassen aufgrund von verdrängungskreuzungen entstanden sind, wie hierzulande die burenziegen, sind die tiere nicht homozygot, sondern heterozygot, weil sie mit einer anderen rasse gekreuzt worden sind, im fall der burenziege sind das die bunten deutschen edelziegen gewesen. dann kann es vorkommen, das auch aus einer verpaarung von zwei burenziegen, die aber nicht homozygot sind, eine einfarbige ziege fällt, die äußerlich zwar der burenziege ähnelt, aber von der farbe her eher einer deutschen bunten edelziege.
dann gibt es rassen, bei denen auf morphologische merkmale wert gelegt wird, z.b. die sog. glöckchen, kleine hautanhängsel am hals der ziegen oder der charakteristische ziegenbart. der bart beim bock muss immer ein dominantes, geschlechtsgebundenes merkmal sein, bei der ziege sollte es ein rezessives merkmal sein. die glöckchen sind durch eine einfache dominante anlage bedingt, so das sie sich meistens weitervererben, allerdings gibt es auch da homozygote, wie heterozygote anlagen. wenn zwei tiere erbrein ohne glöckchen sind, kommen auch die lämmer ohne auf die welt.
ein weiteres problem in der ziegenzucht ist die zucht auf hornlosigkeit, weil hornlosigkeit sehr oft mit unfruchtbarkeit und zwitterbildung einhergeht. warum das so ist, weiss man nicht genau, man nimmt an, das es eine nebenwirkung des P-Allels, der genetischen anlage für hornlosigkeit, ist bzw. eines anderen, eng an das P-Allel gekoppelte gen. mit homozygot hornlosen ziegen kann nicht gezüchtet werden, das ist das gleiche phänomen wie bei hunden, das merle nicht mit merle gekreuzt werden darf. die nachkommen wären in diesem fall allesamt wertlos für die weitere zucht, weil komplett zwitterbildung. daher werden zur zucht meistens heterozygote böcke eingesetzt, man nimmt dadurch in kauf, das zwar ein teil der lämmer gehörnt zur welt kommt, aber die zwitterbildung kann man dadurch auf etwas 12,5 % herabsetzen. man sieht, das von der natur aus scheinbar keine hornlosen ziegen vorgesehen sind, da die zuchtversuche meistens an o.g. problemen scheitern.
erbfehler werden bis auf wenige ausnahmen meistens im rezessiven erbgang weitergegeben, hier einige beispiele: brachygnatie, herzfehler, ohrmuscheldeformationen, kryptorchismus. es gibt auch missbildungen bzw. krankheiten bei denen man den erbgang nicht kennt, z.b. afterlosigkeit, dackelbeine, zitzenzahl. einige wenige werden dominant, bzw. unvollständig dominant vererbt z.b. zwergwuchs, stummelohr, afribinogenämie (störung der blutgerinnung).
ich könnte jetzt noch auf heritabilität eingehen, oder auf die vererbung von milch- und fleisch- und wollleistung, aber ich denke das sind themen, die nicht interessant sind.
einen punkt möchte ich aber noch erwähnen, die sog. einkreuzungszucht. diese wird verwendet um ein höheres schlachtgewicht der lämmer zu bekommen und zwar bei ziegen und schafen gleichermaßen. das macht man um den heterosiseffekt effizient ausnutzen zu können, das will heissen, das die kreuzungslämmer eine wesentlich bessere fleischleistung besitzen als das elternmaterial. der heterosiseffekt liegt bei ca. 5 % in der kreuzungszucht.
ich hoffe mal das das jetzt nicht zu langweilig war, weil es eben nicht direkt mit hunden zu hat.
liebe grüße
truman
da alexis gestern den vorschlag machte, für genetische sachen und vererbungslehre einen eigenen thread zu eröffnen, mache ich jetzt mal den anfang.
ich kann zwar in punkto hundezucht nicht viel dazu beitragen, aber vielleicht ist das thema an sich ja interessant, auch wenn es nur schafe und ziegen betrifft.
schafe und ziegen sind zwar miteinander verwandt, aber aufgrund verschiedener chromosenanzahl nicht miteinander kreuzungsfähig, ähnlich wie bei hase und kaninchen. schafe haben 54, ziegen 60 chromosomen. gelegentlich wird von paarungen zwischen schafen und ziegen berichtet, allerdings dann nur, wenn die mutter eine ziege und der vater ein schafbock war. im umgekehrten fall sterben die embryonen, die sich zwar zuerst bilden, nach ca. 2 monaten im mutterleib ab. in forschungsstationen ist es zwar auch gelungen, lämmer aus diesen verbindungen gesund zur welt zu bringen, aber diese tiere sind unfruchtbar, ob sie der gruppe der ovis, der schafe oder der gruppe der caprinen, der ziegenartigen zugerechnet werden, kommt dann letztendlich auf das äussere erscheinungsbild an.
die zucht der schafe und ziegen ist natürlich ein sehr komplexes thema, was hier nicht mit ein paar sätzen abgehandelt werden kann, daher beschränke ich mich mal auf das wichtigste.
ziegen werden z.b. nach farben oder nach morphologischen merkmalen gezüchtet. die vererbung der haarfarben bei der ziege ist nicht genau geklärt, sie ist aber durch verschiedene gene bestimmt. für die grundfarben weiss, schwarz und braun gibt es getrennte genorte. da bei den meisten rassen linien- und keine kreuzungszucht betrieben wird, ist die vererbung der farbe meist kein problem, da die tiere reinerbig bzw. homozygot sind. d.h. wenn ich eine thüringerwald ziege mit einer thüringerwald ziege verpaare, kommt zu 100 % auch wieder eine thüringerwald ziege raus.
wenn ziegenrassen aufgrund von verdrängungskreuzungen entstanden sind, wie hierzulande die burenziegen, sind die tiere nicht homozygot, sondern heterozygot, weil sie mit einer anderen rasse gekreuzt worden sind, im fall der burenziege sind das die bunten deutschen edelziegen gewesen. dann kann es vorkommen, das auch aus einer verpaarung von zwei burenziegen, die aber nicht homozygot sind, eine einfarbige ziege fällt, die äußerlich zwar der burenziege ähnelt, aber von der farbe her eher einer deutschen bunten edelziege.
dann gibt es rassen, bei denen auf morphologische merkmale wert gelegt wird, z.b. die sog. glöckchen, kleine hautanhängsel am hals der ziegen oder der charakteristische ziegenbart. der bart beim bock muss immer ein dominantes, geschlechtsgebundenes merkmal sein, bei der ziege sollte es ein rezessives merkmal sein. die glöckchen sind durch eine einfache dominante anlage bedingt, so das sie sich meistens weitervererben, allerdings gibt es auch da homozygote, wie heterozygote anlagen. wenn zwei tiere erbrein ohne glöckchen sind, kommen auch die lämmer ohne auf die welt.
ein weiteres problem in der ziegenzucht ist die zucht auf hornlosigkeit, weil hornlosigkeit sehr oft mit unfruchtbarkeit und zwitterbildung einhergeht. warum das so ist, weiss man nicht genau, man nimmt an, das es eine nebenwirkung des P-Allels, der genetischen anlage für hornlosigkeit, ist bzw. eines anderen, eng an das P-Allel gekoppelte gen. mit homozygot hornlosen ziegen kann nicht gezüchtet werden, das ist das gleiche phänomen wie bei hunden, das merle nicht mit merle gekreuzt werden darf. die nachkommen wären in diesem fall allesamt wertlos für die weitere zucht, weil komplett zwitterbildung. daher werden zur zucht meistens heterozygote böcke eingesetzt, man nimmt dadurch in kauf, das zwar ein teil der lämmer gehörnt zur welt kommt, aber die zwitterbildung kann man dadurch auf etwas 12,5 % herabsetzen. man sieht, das von der natur aus scheinbar keine hornlosen ziegen vorgesehen sind, da die zuchtversuche meistens an o.g. problemen scheitern.
erbfehler werden bis auf wenige ausnahmen meistens im rezessiven erbgang weitergegeben, hier einige beispiele: brachygnatie, herzfehler, ohrmuscheldeformationen, kryptorchismus. es gibt auch missbildungen bzw. krankheiten bei denen man den erbgang nicht kennt, z.b. afterlosigkeit, dackelbeine, zitzenzahl. einige wenige werden dominant, bzw. unvollständig dominant vererbt z.b. zwergwuchs, stummelohr, afribinogenämie (störung der blutgerinnung).
ich könnte jetzt noch auf heritabilität eingehen, oder auf die vererbung von milch- und fleisch- und wollleistung, aber ich denke das sind themen, die nicht interessant sind.
einen punkt möchte ich aber noch erwähnen, die sog. einkreuzungszucht. diese wird verwendet um ein höheres schlachtgewicht der lämmer zu bekommen und zwar bei ziegen und schafen gleichermaßen. das macht man um den heterosiseffekt effizient ausnutzen zu können, das will heissen, das die kreuzungslämmer eine wesentlich bessere fleischleistung besitzen als das elternmaterial. der heterosiseffekt liegt bei ca. 5 % in der kreuzungszucht.
ich hoffe mal das das jetzt nicht zu langweilig war, weil es eben nicht direkt mit hunden zu hat.
liebe grüße
truman