das die richter und auch züchter vielleicht nicht mehr so viel auf äusserlichkeiten legen, wenn der hund zu einem bestimmten zweck genutzt werden soll mag nicht verkehrt sein. allerdings sehe ich auch da so einige probleme, die anhand des bordercollies mal erklären möchte.
der bordercollie ist ein hund, der seit langer zeit selektiv auf hüteleistung gezüchtet wird. früher hat man in großbritannien, dem herkunftsland der rasse, keinen besonderen wert auf aussehen gelegt, das wichtigste war, das der hund arbeiten konnte, und das sehr gut, solche hunde wurden dann oft für horrende summen verkauft. da war es egal wenn diese hütestars irgendwelche kleineren schönheitsfehler hatten, das hat niemanden gestört, wichtig war ja nur die arbeit am schaf.
diese hunde, gekrönte hütechampions, wurden dann natürlich auch in der zucht eingesetzt, d.h. das diese evtl. vorhandenen kleineren fehler sich natürlich auf die eine oder andere art in die linien eingeschlichen haben.
z.b. im falle meines bordercollies, der an einer genetisch bedingten unterkieferverkürzung leidet, ein defekt der bei borders auftreten kann. dieser defekt wird, leider, im rezessiven erbgang weitergegeben, so das man auf lange zeit im stammbaum nicht sehen kann, wann einer der hunde so einen defekt hatte.
das kann lange zeit gut gehen, wie gesagt, dadurch das rezessiv vererbt, brauchen generationen von hunden davon nicht betroffen sein, aber irgendwann fällt dann mal ein welpe, der diesen defekt wieder hat, wie im falle meines hundes. das führt heutzutage zur zuchtuntauglichkeit, wie in den papieren vermerkt, weil man halt schon wert darauf legt, solche defekte langfristig gesehen aus den linien wieder rauszuzüchten.
eine andere sache ist der hütetrieb, der ist bei bordern ebenfalls genetisch bedingt, d.h. in dem genetischen code des hundes dominant vorhanden.
ein border kommt auf die welt, und er weiss, wofür er geschaffen ist, weil seine gene ihm das sagen. das kann man sehr schön an welpen sehen, die im zarten alter schon an schafe gehen. voraussetzung dafür ist, das man einen hund hat, der seit generationen aus reinen arbeitslinien gezogen ist. er muss das hüten nicht lernen, er kann es von geburt an, was er lernen muss, ist den trieb in die richtigen bahnen zu lenken und auf die kommandos zu hören.
da manchen dieser trieb unerwünscht ist, was ich nicht nachvollziehen kann, da man wissen sollte, wofür der border gezüchtet wurde, ist man in manchen ländern dazu übergegangen, selektiv den hütetrieb wieder rauszuzüchten, z.b. in den usa, dort gibt es mittlerweile die sog. *show border collies*, mit denen man auf ausstellungen geht, die sich aber im grunde für ein schaf nicht mehr interessieren. eigentlich schade, aber im sinne des hundes vielleicht auch nicht verkehrt.
in beiden fällen nimmt man nur die hunde zum weiterzüchten, bei denen das wesensmerkmal *hüten* oder eben *nicht hüten* am stärksten ausgeprägt ist. bei einem arbeitenden hund ist es wichtig, das er genügend *eye* zeigt und einen gesunden *sheep sense* hat, was bei einem hund aus einer arbeitslinie kein problem sein sollte. und diese eigenschaften zu gunsten von schönheit kaputt zu züchten ist schade. wenn man diese zwei eigenschaften in den vordergrund stellt, hat man einen hund, der dem wolf im verhalten am nächsten kommt, zwar nicht unbedingt im aussehen, aber das hüteverhalten ist sehr eng mit dem jagdverhalten des wolfes verwandt, und damit einzigartig. wer jemals einen border an der herde hat arbeiten sehen, weiss was ich meine.
die züchtungsmethoden in großbritannien früher haben übrigens dafür gesorgt, das der bordercollie bis heute in einem sehr unterschiedlichen erscheinungsbild auftritt, was auch rückschlüsse auf seine ursprünglichen zuchtgebiete geben kann. in den niederungen, wo es hohes gras gibt, züchtete man eher hochbeinige langhaarige hunde, für die arbeit in den bergen, wo es viele felsen und steine gibt, eher die kurzbeinigen, kurzhaarigen. das sind auch merkmale, die sich bis heute erhalten haben.
lange zeit war man auch der meinung das reinweisse bordercollies nicht gut an den schafen seien, früher gab es reinweisse borders, das die schafe keinen respekt zeigen würden. das eigentliche problem dabei war aber eher, das die schäfer aus einiger entfernung den hund in den schafen nicht mehr sehen konnten, deshalb ist das zuchtmerkmal *weiss* aus den linien verschwunden. heutzutage dürfen die bordercollies nicht mehr wie 80% weiss haben, bzw. weiss darf nicht die grundfarbe darstellen. zumal an den weissfaktor auch wieder zu viele erblich bedingte defekte geknüpft sind, die das zuchtmaterial systematisch verschlechtern würden.
soweit zur exkursion in die welt des bordercollies, das ist die einzige hunderasse, mit der ich mich besser auskenne, daher bitte entschuldigen, wenn das ganze kopflastig bordercollies betrifft.
liebe grüße
truman