Strawberry
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stz/20010724verm0009.shtml
Für Norwegen ist der Wal nicht mehr als ein Rohstoff
Export soll in Kürze wieder aufgenommen werden - Internationale
Walfangkommission tagt in London
OSLO. Obwohl die Internationale Walfangkommission auf ihrer Tagung in
London voraussichtlich am Fangverbot für Wale festhalten wird, will
Norwegen den Export bald wieder aufnehmen. Seit neun Jahren hat sich
das Land über das Verbot hinweggesetzt.
Von Hannes Gamillscheg
Schon 1986, als die Kommission (IWK) ein Moratorium für den Walfang
verhängte, meldete Oslo Vorbehalte an. Daher ist man nach eigener
Auffassung juristisch nicht an das Jagdverbot gebunden. Auch in diesem
Jahr machen 30 norwegische Walfängerboote wieder Jagd auf die 549
Zwergwale, die ihnen vom Fischereiministerium als Abschussquote
zugeteilt wurden. Bei einem Bestand von 118000 Tieren in den
norwegischen Gewässern sei es "unsinnig'', diese Jagd als Bedrohung
der Zwergwale anzusehen, meint Fischereiminister Otto Gregusson: "Im
Gegenteil: der Bestand nimmt Jahr für Jahr zu.''
Auch das wissenschaftliche Komitee der IWK hat eine begrenzte Jagd auf
die Zwergwale als unproblematisch bezeichnet, sodass sich Norwegen
bestätigt fühlt. "Wir sehen keinen Grund, die Wale anders zu behandeln
als alle anderen Tiere'', sagt Staatssekretär Jan Böhler, der seine
Regierung in London vertritt. Für die Norweger sind die Wale ein
Rohstoff, den man "ernten'' kann, solange man dies mit Sorgfalt tut.
"Wir müssen am Prinzip der nachhaltigen Verwaltung festhalten'',
betont Böhler. "Wenn wir bei einzelnen Tierarten die Gefühle bestimmen
lassen, kann dies rasch unabsehbare Konsequenzen bekommen.'' Dies sei
der Grund, warum Norwegen auf seinem Recht auf Walfang bestehe, obwohl
kommerzielle Interessen für eine Aufgabe sprächen. Der Walfang ist nur
ein Nebenerwerb einer kleinen Gruppe von Lofoten-Fischern, deren
Einnahmen in keinem Verhältnis zu dem Imageverlust stehen, der
Norwegen durch das sture Festhalten an seinem unpopulären Standpunkt
droht.
Mit der Wiederaufnahme des Exports fordert Oslo die Walfanggegner nun
zusätzlich heraus. 600 Tonnen Walspeck, Überbleibsel der Jagd der
letzten Jahre, liegen in Kühlhäusern und sollen nach Japan verfrachtet
werden, das einzige Land, wo dieses Produkt als Delikatesse gilt.
Befürchtungen von Umweltschützern, dass durch den Export nun auch dem
Wildern wieder Tür und Tor geöffnet werde, will Norwegen durch eine
Gendatenbank entgegentreten: dort werden Proben aller erlegten Tiere
gespeichert, um später beweisen zu können, dass das verkaufte Fleisch
von einem in Norwegen "legal'' erlegten Wal stammt.
Doch die DNA-Proben der Wale können die Jagdgegner nicht besänftigen.
Norwegens Export müsse als Schmuggel betrachtet werden, erklärte
Rolland Schmitten, der US-Vertreter in der IWK. Zahlreiche
Fluggesellschaften kündigten an, kein Walfleisch transportieren zu
wollen - eine rein symbolische Geste, da der Speck mit Kühlschiffen
verfrachtet wird. Dass sich auch die skandinavische SAS, an der der
norwegische Staat Teilinhaber ist, dem Boykott anschloss, löste in
Oslo dennoch große Verärgerung aus.
Angesichts des starken Widerstands gegen den Walfang hat man in Oslo
wenig Hoffnung, dass sich die IWK zu einer Lockerung des Fangverbots
durchringen werde, obwohl deren eigenes Wissenschaftskomitee dies für
zulässig hält. Mit Rückendeckung kann Norwegen allerdings aus Island
rechnen, das die IWK 1993 aus Zorn über deren restriktive Haltung
verließ, nun aber zurückkehren möchte - mit dem erklärten Ziel, nach
norwegischem Beispiel den Walfang wieder aufzunehmen.
Bezugsquelle: Newsletter maulkorbzwang
Gruß Sylvia