Ergänzend dazu
Die Lachnummer: Nummernschilder für Hunde
Frankfurt/Main, 25.2.03
Stimmt schon: Der Vorschlag klingt nach Lachnummer. Nummernschild für Hunde? Phhh, da lachen ja die Katzen. Und dann muss Bello zum Haustierpsychiater und was das wieder kostet... Frankfurters Obersaubermann Peter Postleb ist es gewohnt, kübelweise Spott und zuweilen auch richtigen Schmutz über sich ausgeschüttet zu sehen. Seit er vor eineinhalb Jahren zum Hüter der Sauberkeit in Frankfurts Straßen ernannt wurde, hat er schon allerlei mitgemacht.
hundejo.de/news
Anonyme Gewaltandrohungen waren der Gipfel, als er vor rund einem Jahr die "Rote Karte für Müllsünder" einführte, die bundesweit Furore machte und in Frankfurt vor allem dafür sorgte, dass jetzt alle mit den Schultern zucken, auf den herumliegenden Dreck zeigen und fragen: "Was hat es denn gebracht?" Denn 135 Ordnungshüter, die nebenbei auch noch den Verkehr regeln und Parksünder aufspüren müssen, sind für die Rundumüberwachung einer Großstadt schlicht zu wenig. Aber wer will die schon?
Das Hundenummernschild ist eine andere Sache: Wenn Benno M. Kampfhund Devil mitten in die Sandkiste scheißen lässt, wüsste er künftig, dass zwei Dutzend Mütter- und Väter-Augen auf Devils Kennzeichen ruhen. Riskante Sache.
Das Kennzeichen würde aus Frankfurt noch lange keinen klinisch reinen Stadtraum machen, aber vielleicht einen kleinen Beitrag zu mehr Sauberkeit leisten - genau wie die Rote Karte, die ebenso wenig den Anspruch hatte, mit dem Müll dieser Welt ein für alle Mal aufzuräumen.
Ergänzend dazu:
FR
Während im Hamburger Senat noch vorsichtig über eine Kennzeichnungspflicht für Hunde "nachgedacht" wird, um endgültig mit dem Problem Hundehaufen aufzuräumen, lässt Frankfurt das Hundenummernschild bereits rechtlich prüfen.
Peter Postleb von der Stabsstelle Sauberes Frankfurt hat keine gute Zeit hinter sich: "Der Beschwerdedruck ist in den vergangenen Wochen unheimlich groß geworden - täglich Anrufe wegen Hundehaufen." Da kommt es nicht gut, wenn sich ein Jahr nach Einführung der "Roten Karte für Müllsünder" unter den 630 verhängten Bußgeldern gerade mal ein Dutzend an Hundehalter richteten, die das Geschäft von Waldi einfach liegen ließen. Mit den 200 Anzeigen wegen Sperrmüll und den rund 400 wegen weggeworfener Zigaretten und Fast-Food-Kartons ist Postleb ganz zufrieden. Schließlich dauerte die Vorwarnphase mit der inzwischen auch in Mannheim, Wiesbaden und Gotha, demnächst in Karlsruhe, Erfurt und Leipzig eingeführten Roten Karte bis Mitte Juni 2002. Erst seither müssen schmutzende Bürger wirklich zahlen. Während die weggeworfene Zigarette "nur" 20 Euro kostet, kann es beim Sperrmüll teuer werden: "200 bis 300 Euro Bußgeld sind normal."
Nur die 75 Euro für Hundehaufen stehen kaum in Postlebs Bilanz. Den Frankfurter Saubermann erstaunt das nicht: "Bis jetzt haben wir nur uniformierte Sicherheits- und Ordnungskräfte." Im Zweifelsfall schnappt sich Herrchen ein Taschentuch und räumt hinter Bello auf. Zwar hat Postleb auch schon daran gedacht, den größten Schmutzern mit zivilen Ordnungshütern auf die Pelle zu rücken - "es gibt in der Berger Straße ein paar Kandidaten, die ihre Hunde immer auf denselben Platz in der Fußgängerzone machen lassen" - letztlich weiß er aber: "Der Aufwand ist groß, und ob man jemanden schnappt, bleibt dem Zufall überlassen."
Die Hamburger Idee, Hunde mit einem gut lesbaren "Nummernschild" am Halsband auszustatten, findet er deshalb gut. "Damit sind Hund und Halter raus aus der Anonymität." Das ist Voraussetzung für eine Anzeige. "Wir haben viele Anrufer, die einfach nicht wissen, wer der Halter des Hundes ist." Dabei gehe es gar nicht so um das Bußgeld. Postleb setzt viel mehr darauf, "dass die Hundehalter allein wegen der Gefahr, identifiziert zu werden, ihr Verhalten ändern". Er will die Kennzeichnungspflicht "rechtlich prüfen lassen. Wenn die Stadtverordneten mitziehen, könnten wir das zum 1. Januar 2004 einführen. In der Satzung ist ohnehin festgeschrieben, dass Hunde Marken tragen müssen". Wie die aussehen, sei Sache der Städte: "Zwei auf vier Zentimeter mit einer gut lesbaren Nummer reichen", meint Postleb, der betont, dass die Satzung in einem Punkt geändert werden müsste: "Trägt der Hund keine Marke, ist ein Bußgeld fällig." "Minenfeldern" wie dem eben grundgereinigten Rottweiler Platz wäre dann ein Ende gesetzt - hofft er.