Kaze
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Folter: Einschüchterung irakischer Häftlinge mit scharfen Hunden erfolgte "auf Befehl"
US-Präsident Bush ist bemüht, die Folgeskandale um die irakische Folter-Affäre klein zu halten. Neue Enthüllungen erschüttern jedoch die Glaubwürdigkeit seiner Beteuerungen.
«Ich habe nur solche Methoden zugelassen, die mit den amerikanischen Gesetzen im Einklang stehen», hat George W. Bush in den vergangenen Tagen mehrfach gesagt, als Journalisten ihn mit neuen Dokumenten zur Folter in irakischen Gefängnissen konfrontierten. Den Dokumenten zufolge hatte sich die Regierung unter anderem in einem juristischen Gutachten rückversichert, wonach Folter durch US-Soldaten zulässig sei, wenn der Präsident sie autorisiere.
Die Verantwortung für die Folter irakischer Gefangener kriecht indessen gerade die Befehlskette hinauf: Die «Washington Post» berichtet über eidesstattliche Erklärungen zweier Hundeführer der US-Armee, die geständig sind, Gefangene im Bagdader Gefängnis Abu Ghraib mit scharfen Hunden bedroht zu haben. Das Geständnis ist wenig überraschend, denn eines der berüchtigten Folterfotos zeigt, wie sie das bei einem nackten Gefangenen tun. Doch unter Eid sagten sie auch aus, dass Offiziere des Militärgeheimdienstes ihnen dies Verhalten befohlen hätten - es sei eine übliche Praxis gewesen, um Gefangene vor Verhören einzuschüchtern.
Verdacht erhärten
Die Erklärungen erhärten einen Verdacht, der schon vor Wochen erhoben wurde: Es gibt zwei Folterskandale. Der eine ist, dass sadistische Perversionen einzelner Militärpolizisten mehr oder minder geduldet, allerdings von niemandem befohlen.
Der andere ist der, dass der Militärgeheimdienst systematisch folterte und foltern ließ. Das hatten auch beschuldigte Soldaten im ersten Skandal ausgesagt.
Die Hundeführern bestätigen nun: Es war es tatsächlich üblich, dass sie mit Hilfe ihrer nicht mit Maulkörben gesicherten Hunde Gefangene einschüchterten. Auf Wunsch und im Auftrag des Geheimdienstes, mehrere Male im Dezember und im Januar, wie es in dem Bericht heißt. Ein Gefangener wurde dabei durch einen Biss verletzt.
Es habe einen Wettbewerb unter Hundeführern gegeben, wer es häufiger schaffe, Gefangene dazu zu bringen, aus Angst vor den Hunden zu urinieren, so die Erkenntnisse Armee-interner Ermittlungen.
Höchster Offizier
Der Befehl an die Hundeführer ging laut «Post» auf Colonel Thomas M. Pappas zurück, den höchstrangigen Militärgeheimdienstler in dem Gefängnis. Pappas und die Hundeführer waren bislang nicht Gegenstand der Ermittlungen in der Folteraffäre. Den bisher Beschuldigten, sieben Militärpolizisten, werden Taten vorgeworfen, die vor den von den Hundeführen beschriebenen lagen. Das Verteidigungsministerium und das Weiße Haus vertreten die Version, sie seien eine isolierte Gruppe gewesen und hätten eigenmächtig gehandelt. Eine der Beschuldigten sagte aber schon zu Beginn der Affäre, sie habe Anweisungen von Militärgeheimdienstlern erhalten.
Die «Washington Post» verfügt über ein armeeinternes Dokument, das den Einsatz von Hunden bei Verhören - ohne zu nennen, wie sie eingesetzt werden oder ob sie Maulkörbe tragen sollen - erlaubt, vorausgesetzt, ein hoher Offizier stimme dem zu. Die Armee selbst hat den Offizier benannt, der damit gemeint war: Generalleutnant Ricardo Sanchez, der Kommandeur der US-Truppen in Irak.
Befehl verweigert
Die Hundeführer hatten eigentlich die Aufgabe, an der Suche nach in den Zellen versteckten Waffen und Sprengstoffen teilzunehmen, für Verhöre sind sie nicht ausgebildet, gab die Armee zu. Laut «Post» verstößt die Einschüchterung Gefangener durch Hunde - oder wodurch immer - nicht nur gegen die Genfer Konvention, sondern auch gegen die Regeln in den einschlägigen Handbüchern der US-Armee.
Ein Hundeführer lehnte es ab, den Militärgeheimdienstlern zu folgen. Er verweigerte den Einsatz in Verhören unter Hinweis auf seine Aufgaben und die Ausbildung seines Hundes. Das wurde in internen Ermittlungsakten der Armee lobend gewürdigt. (nz)
Quelle:
US-Präsident Bush ist bemüht, die Folgeskandale um die irakische Folter-Affäre klein zu halten. Neue Enthüllungen erschüttern jedoch die Glaubwürdigkeit seiner Beteuerungen.
«Ich habe nur solche Methoden zugelassen, die mit den amerikanischen Gesetzen im Einklang stehen», hat George W. Bush in den vergangenen Tagen mehrfach gesagt, als Journalisten ihn mit neuen Dokumenten zur Folter in irakischen Gefängnissen konfrontierten. Den Dokumenten zufolge hatte sich die Regierung unter anderem in einem juristischen Gutachten rückversichert, wonach Folter durch US-Soldaten zulässig sei, wenn der Präsident sie autorisiere.
Die Verantwortung für die Folter irakischer Gefangener kriecht indessen gerade die Befehlskette hinauf: Die «Washington Post» berichtet über eidesstattliche Erklärungen zweier Hundeführer der US-Armee, die geständig sind, Gefangene im Bagdader Gefängnis Abu Ghraib mit scharfen Hunden bedroht zu haben. Das Geständnis ist wenig überraschend, denn eines der berüchtigten Folterfotos zeigt, wie sie das bei einem nackten Gefangenen tun. Doch unter Eid sagten sie auch aus, dass Offiziere des Militärgeheimdienstes ihnen dies Verhalten befohlen hätten - es sei eine übliche Praxis gewesen, um Gefangene vor Verhören einzuschüchtern.
Verdacht erhärten
Die Erklärungen erhärten einen Verdacht, der schon vor Wochen erhoben wurde: Es gibt zwei Folterskandale. Der eine ist, dass sadistische Perversionen einzelner Militärpolizisten mehr oder minder geduldet, allerdings von niemandem befohlen.
Der andere ist der, dass der Militärgeheimdienst systematisch folterte und foltern ließ. Das hatten auch beschuldigte Soldaten im ersten Skandal ausgesagt.
Die Hundeführern bestätigen nun: Es war es tatsächlich üblich, dass sie mit Hilfe ihrer nicht mit Maulkörben gesicherten Hunde Gefangene einschüchterten. Auf Wunsch und im Auftrag des Geheimdienstes, mehrere Male im Dezember und im Januar, wie es in dem Bericht heißt. Ein Gefangener wurde dabei durch einen Biss verletzt.
Es habe einen Wettbewerb unter Hundeführern gegeben, wer es häufiger schaffe, Gefangene dazu zu bringen, aus Angst vor den Hunden zu urinieren, so die Erkenntnisse Armee-interner Ermittlungen.
Höchster Offizier
Der Befehl an die Hundeführer ging laut «Post» auf Colonel Thomas M. Pappas zurück, den höchstrangigen Militärgeheimdienstler in dem Gefängnis. Pappas und die Hundeführer waren bislang nicht Gegenstand der Ermittlungen in der Folteraffäre. Den bisher Beschuldigten, sieben Militärpolizisten, werden Taten vorgeworfen, die vor den von den Hundeführen beschriebenen lagen. Das Verteidigungsministerium und das Weiße Haus vertreten die Version, sie seien eine isolierte Gruppe gewesen und hätten eigenmächtig gehandelt. Eine der Beschuldigten sagte aber schon zu Beginn der Affäre, sie habe Anweisungen von Militärgeheimdienstlern erhalten.
Die «Washington Post» verfügt über ein armeeinternes Dokument, das den Einsatz von Hunden bei Verhören - ohne zu nennen, wie sie eingesetzt werden oder ob sie Maulkörbe tragen sollen - erlaubt, vorausgesetzt, ein hoher Offizier stimme dem zu. Die Armee selbst hat den Offizier benannt, der damit gemeint war: Generalleutnant Ricardo Sanchez, der Kommandeur der US-Truppen in Irak.
Befehl verweigert
Die Hundeführer hatten eigentlich die Aufgabe, an der Suche nach in den Zellen versteckten Waffen und Sprengstoffen teilzunehmen, für Verhöre sind sie nicht ausgebildet, gab die Armee zu. Laut «Post» verstößt die Einschüchterung Gefangener durch Hunde - oder wodurch immer - nicht nur gegen die Genfer Konvention, sondern auch gegen die Regeln in den einschlägigen Handbüchern der US-Armee.
Ein Hundeführer lehnte es ab, den Militärgeheimdienstlern zu folgen. Er verweigerte den Einsatz in Verhören unter Hinweis auf seine Aufgaben und die Ausbildung seines Hundes. Das wurde in internen Ermittlungsakten der Armee lobend gewürdigt. (nz)
Quelle: