spannend, was man hier so alles lernt über Schmerzempfinden, etc.
Zur ethischen Seite ist mir gerade ein Text eingefallen, in dem am Beispiel "Kakerlakenpage in der Küche" die verschiedenen Positionen in der Umweltethik beleuchtet werden. Ich habe ihn mal auf unser Zeckenbeispiel umgemodelt, der Originaltext befindet sich hier:
Anthropozentrismus
alle Werte gehen vom Menschen aus, wir sind auch nur Menschen gegenüber moralisch verpflichtet. Naturschutz hat nur instrumentelle Bedeutung, weil es Lebensgrundlagen sichert / schöne Gefühle auslöst etc.
Zecken oder Ratten würde der Anthropozentrist töten, weil sie weder seine Lebensgrundlagen sichern, noch angenehme Empfindungen auslösen. Die Viecher leben lassen wäre nur aus der Angst möglich, dass sich das Töten negativ auf seinen Umgang mit Menschen auswirkt. Das ist wohl bei Zecken nicht der Fall, bei Hunden schon eher.
Pathozentrismus
Der Pathozentrismus erweitert den Kreis der Verantwortung auf empfindungsfähige Wesen, das sind Menschen und „höhere“ Tiere. Tiere, die leidensfähig sind, genießen höheren Schutz als Tiere, die es nicht sind. Zu den leidensfähigen Tieren gehören in der Regel alle Wirbeltiere. Nach demselben Kriterium gebührt dem Menschen dann ein nochmals höherer Schutz. Zecken würde der Pathozentrist also locker töten.
Biozentrismus
Beim Biozentrismus bestehen moralische Verpflichtungen gegenüber allen Lebewesen und nur gegenüber diesen. Biozentristen nehmen an, dass der Mensch in einem Kontinuum von Gemeinsamkeiten mit anderen Naturwesen steht. Alle Lebewesen verfügen gemäß Biozentrismus über einen Eigenwert. Sie verfügen über ein eigenes Gut, welches gefördert oder geschädigt werden könne. „Eigenes Gut“ meint das interne Funktionieren aller Teile eines Lebewesens und das Intaktsein von externen Beziehungen zu anderen Lebewesen und zur Umwelt. Es gilt, jedes Lebewesen zu respektieren, egal ob wir es mögen, es für hässlich, eklig, schön oder nützlich erachten.
Zecken hätten also für den Biozentristen einen Eigenwert. Es gilt sie zu respektieren. Vernichten darf er sie deshalb nicht, nur irgendwo anders hinbringen.
Physio- und Ökozentrismus
Anhänger des Physio- und Ökozentrismus sagen, dass alles, was in der terrestrischen und ausserterrestrischen Natur vorkommt (Menschen, Tiere, Pflanzen, Steine, Rohstoffe etc.), um seinetwillen moralisch berücksichtigt werden soll.
Dabei gibt es zwei Varianten: der individualistische Ökozentrismus und der Holismus.
Für den Ökozentrismus gilt, dass alle individuellen Einheiten, einschliesslich der Steine richtig oder falsch behandelt werden können.
Der Holismus dagegen versteht die Natur als System, welchem moralische Bedeutung zukommt. Das heisst, kollektiven Einheiten, wie beispielsweise Ökosystemen, sind wir moralisch verpflichtet.
Hier würde die Zecke am Leben bleiben, weil sie als individuelle Einheit, aber auch als Teil eines ganzen Systems respektiert wird. Sie kann höchstens weggebracht werden.
Ich wäre diesem Schema nach ganz klar Anhängerin der letzten Position aber mit schlechtem Gewissen, da ich die Zecke entgegen meiner Grundüberzeugung töten würde:
a)Ich glaube zwar, dass die Zecke einfach weil sie als Tier vorhanden ist, in der Natur ihren eigenen Stellenwert hat.
b)Ich glaube auch nicht, dass ich ein Recht habe, über Leben und Tod anderer Lebewesen zu entscheiden.
c)Aber ich wäre sauer, dass die Zecke gerade an mir oder meinem Hund klebt und ein Gesundheitsrisiko darstellt.
d)Ich finde es auch ekelhaft, wie sich die Zecke ins Fleisch wühlt. Zecken sind also nicht gerade meine Lieblingstiere.
Deshalb würde ich einfach von meinem Recht als Stärkere Gebrauch machen … und damit wäre die ganze schöne Ethik mal wieder beim Teufel