"Eine Schule für alle" - Meinungen speziell von Eltern

Dann plauder ich mal ein wenig über Erlebtes und stelle meine Meinung für das propagandierte "neue" System gleich mal vorweg: Auf gar keinen Fall!

Meine 15jährige Tochter besucht derzeit die 10. Klasse einer Gesamtschule, die ich trotz größtem Unverständnis der Lehrerschaft in der Grundschule bewusst für sie ausgewählt habe. Man war der Meinung, dass sie auf jeden Fall ein Gymnasium besuchen solle. Wir haben uns im Vorfeld viele Schulen angesehen, diese eine Gesamtschule hat mich vor allem durch das Verhalten der Schüler beeindruckt.

Es hat sich schon 6 Wochen nach der "Umschulung" herausgestellt, dass es genau die richtige Entscheidung war. Denn schon nach dieser Zeit haben die Lehrer dort (im Gegensatz zur Grundschule, die mein Kind 4 Jahre beobachten konnten ) bemerkt, dass meine Tochter ein sog. hochbegabtes Kind ist. Obwohl zuverlässige Tests erst ab 12 Jahren zur Verfügung standen, hat sie auch diese mit überdurchschnittlichem Ergebnis abgeschlossen. Es folgten schwere Wochen und Monate, denn in ganz Dortmund gibt es nicht eine Schule für Hochbegabte. Gespräche im Schulamt, mit Schulpsychologen und Therapeuten verschiedenster Beratungsstellen folgten und es wurde immer ernüchternder. Denn Dortmunder Gymnasien wollten meine Tochter auf gar keinen Fall. Sie könnten keine individuelle Förderung bieten und hätten auf diesem Gebiet auch keinerlei Erfahrungen. Bitter, oder? Was tun?

Paralell zu meinen Bemühungen, die Zukunft meines Kindes zu planen, war mir nur eine einzige Stelle wirklich behilflich- die Gesamtschule, an der meine Tochter bereits war. Sie bekam Zusatzaufgaben, ohne darum irgendein Theater zu machen, half ihren Mitschülern bei den Hausaufgaben, die an der Gesamtschule ohnehin gemeinsam gemacht werden und bereitete Inhalte für die nächsten Unterrichtsstunden vor. Auch wenn sie inzwischen die einzige Schülerin ihres Jahrgangs ist, die 4 Fremdsprachen gleichzeitig belegt, so wird der Stundenplan trotzdem so eingerichtet, dass sie die Möglichkeit dazu hat. Wegen eines Unfalls konnte sie ein halbes Jahr nicht am Unterricht teilnehmen, was uns die Entscheidung abgenommen hat, sie ein Schuljahr überspringen zu lassen. Sie hat alle Möglichkeiten bekommen, damit sie individuell gefördert werden kann- sogar mehr, als ich es für möglich gehalten habe.

Es wird leider lang, sorry. Aber für mich lässt sich das Thema nicht in zwei Sätzen abhaken. Ich bin Mitglied bei den Stadteltern und nehme regelmässig an schulübergreifenenden Infoabenden teil, bin also quasi fit in "neuen" Überlegungen, was gerade in NRW alles mit unseren Kindern geplant wird. Deshalb ist mir auch bewusst, dass die Gesamtschule auf der Abschussliste steht. Klar, sie stünde ja auch in direktem Vergleich zu dem, was man plötzlich neu entdeckt haben will. Denn der jetzigen Regierung liegt vor allem an Einem: Alles ANDERS zu machen. Um besser geht es gar nicht, es geht um anders. Und bei allen Veranstaltungen kann man noch so kritisch hinterfragen, es kommt immer der gleiche Satz: Lasst es uns doch einfach mal versuchen. Nein, unsere Kinder sind keine Versuchskaninchen. Wir haben bereits gute Möglichkeiten, Kinder individuell zu fördern und zu fordern- aber sie werden nicht ausreichend genutzt! Und ich bin mir sicher, dass das auch nicht anders sein wird, wenn die Schulform einen anderen Namen bekommt. Solange die zur Verfügung stehenden Lehrer selbst nicht individuell gefördert werden und nicht einmal einen Blick dafür haben, welche Kinder gefördert und welche gefordert werden müssen, bringt eine Änderung unseres Schulsystems überhaupt nichts. Egal, wie es heissen soll und egal, wie es aussehen soll, die Umsetzung bringt nichts als Unruhe für unsere Kinder.

:sorry: Das Thema bringt mich in Wallung, da kann ich mich leider nicht kürzer fassen. Deshalb Danke an diejenigen, die bis zum Schluss durchgehalten haben.
 
  • 29. März 2024
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