Es ging nicht um jede beliebige Eigenschaft. Du hast geschrieben "diese Eigenschaft", und die Rede war von schweren Angriffen auf Menschen. Und mein Einwand war, dass das keine Eigenschaft von Wölfen ist. Womit das ausselektieren hinfällig wäre.
Erstens ging es mir in meiner Aussage tatsächlich um jede beliebige Eigenschaft, also, wenn es möglich
wäre - auch das habe ich geschrieben -
auch um "diese" von HSH Freund erwähnte...
Und zweitens ist es für den Prozess der Selektion völlig unerheblich, ob ein Tier der zu domestizierenden Tierart eine bestimmte Eigenschaft vorher grundsätzlich sehr stark aufweist oder nicht, oder nur in Ausnahmefällen (die dann idealerweise ganz wegfallen sollten).
"Domestizierung" erfolgt genau so, dass von einer Gruppe von (potenziellen) Nutztieren immer die am "menschentolerantesten" und sinnvollerweise auch "die am wenigsten angriffslustigen" ausgewählt wurden bzw. werden. Neben anderen zu fördernden/herauszufilternden Eigenschaften. Das habe ich mir nicht aus den Fingern gesogen, das ist mW wissenschaftlicher Konsens.
"Reduzierte Aggressivität" (und zwar generell reduzierte) gegenüber der Wildform ist ein
Kernmerkmal der Domestizierung - beim Schwein ebenso wie bei der Kuh, beim Pferd oder beim Hund. Isso. Kann ich jetzt auch nichts dafür.
[Dazu mal ein interessanter Link:
]
Edit: Hier gibt es auch noch einen Beitrag in der ARD. Kann ihn hier nur selbst grade nicht gucken:
Denkst du, die Leute in der Jungsteinzeit haben genau gewusst, dass schwere Angriffe auf Menschen kein Kernmerkmal von Wölfen sind?
Vermutlich nicht. Sie wussten aber, dass sie unter den Wölfen/Hunden, die sie in oder bei ihren ihren Häusern halten wollten, bestimmt keine haben wollten, die Menschen aggressiv angreifen.
(Viel später, mit der Differenzierung der einzelnen Hunderassen nach Aufgaben dagegen dürfte sich das geändert haben.)
Hunde, die das getan haben, wurden und werden bis heute, wenn sie eng mit Menschen zusammenleben, selbst aggressiv aussortiert. (Was allerdings in dem Moment in genetischer Hinsicht bedeutungslos wird, wo die Hunde entweder kastriert sind oder sich bereits fortgepflanzt haben, denn in den seltensten Fällen wird der komplette Nachwuchs des auffälligen Hundes gleich mitgetötet.)
Dennoch hat das sowie die gesamte Domestizierung schwere Vorfälle mit Hunden nicht komplett verhindern können. Unter
anderem - meiner Meinung nach - deswegen, weil im Verlauf der weiteren Domestizierung und Zucht von Hunderassen einige Formen von Aggressionsverhalten (Territorialaggression zB) bei einigen Hunden durchaus auch wieder gezielt gefördert wurden.
Und vielleicht manchmal auch einfach, weil Menschen keine Hunde sind, und bei einer "innerartlichen" Auseinandersetzung, (die im biologischen Sinne keine ist und nie sein kann), ab einer gewissen Größe häufig "aus rein physiologischen Gründen" den Kürzeren ziehen.
