"Man hat den Willen der Tiere gebrochen"
Tierdrama um Hundetransport für Italien: Ausmaß der Quälereien wird erst jetzt bekannt. Illegale Transporte fallen regelmäßig auf.
VON JOCHEN BENDELE
Das Drama um 19 halb verhungerte Hunde, die am Donnerstag vom Kärntner Zoll aus einem Klein-Lkw befreit wurden, geht weiter. "Auf Anordnung der Behörde musste ich den serbischen Fahrern acht Hunde aushändigen", bedauert Tierärztin Marina Zuzzi-Krebitz, "aber elf andere habe ich ihnen einfach nicht herausgegeben."
Ihre guten Gründe: "Ein Hund ist schwer krank, die anderen sind so mager, dass man die Knochen spürt. Bei einem Hund kann man auf dem Rücken Striemen spüren. Alle Tiere sind völlig verängstigt, aber nicht aggressiv. Man scheint ihren Willen gebrochen zu haben."
Die Begleitdokumente sollen den Eindruck erwecken, die Tiere seien legal aus Italien ausgeführt worden und sollen jetzt zurückgebracht werden. Doch Nachprüfungen haben ergeben, dass Namen und Adressen von Besitzern nicht stimmen, dass in manchen Formularen nur abgekürzte Hundebezeichnungen stehen. Alles ist in derselben Schrift geschrieben. Zuzzi-Krebitz: "Als ob jemand versucht hätte, irgendwelche unauffälligen Dokumente zu fabrizieren, die man immer wieder benutzen kann."
Die Hunde, teilweise bis zu 63 Zentimeter hoch, waren zu zweit in 48 mal 42 Zentimeter große Käfige gepfercht. Auch in Italien erwartet die gewalttätig abgerichteten Jagdhunde nichts Gutes, weiß die Medizinerin: "Die werden ohne emotionale Beziehung betrachtet und wie Werkzeug behandelt. Oft werden sie massakriert, wenn sie keinen Nutzen mehr bringen."
Tierquälerische Transporte fallen selten, aber regelmäßig auf: 1990 wurden in Kärnten 102 Hundebabys und 18 Perserkatzen aus Polen beschlagnahmt; vor wenigen Jahren fiel in Wien ein illegaler Transport mit 54 Hunden auf.
Wie grausam Menschen sein können, wenn sich Profit nur mit Tierleid erzielen lässt, weiß Reptilienzoo-Expertin Helga Happ: "Zwei Türken waren mit Schildkröten durch halb Europa gefahren und wurden mit den nicht verkauften auf dem Rückweg in Kärnten erwischt. Die Tiere waren die ganze Zeit in Plastiksäcken im Kofferraum. Einige verendeten qualvoll."
22.09.02
Quelle:
<small>[ 22. September 2002, 19:51: Beitrag editiert von: Mich ]</small>
Tierdrama um Hundetransport für Italien: Ausmaß der Quälereien wird erst jetzt bekannt. Illegale Transporte fallen regelmäßig auf.
VON JOCHEN BENDELE
Das Drama um 19 halb verhungerte Hunde, die am Donnerstag vom Kärntner Zoll aus einem Klein-Lkw befreit wurden, geht weiter. "Auf Anordnung der Behörde musste ich den serbischen Fahrern acht Hunde aushändigen", bedauert Tierärztin Marina Zuzzi-Krebitz, "aber elf andere habe ich ihnen einfach nicht herausgegeben."
Ihre guten Gründe: "Ein Hund ist schwer krank, die anderen sind so mager, dass man die Knochen spürt. Bei einem Hund kann man auf dem Rücken Striemen spüren. Alle Tiere sind völlig verängstigt, aber nicht aggressiv. Man scheint ihren Willen gebrochen zu haben."
Die Begleitdokumente sollen den Eindruck erwecken, die Tiere seien legal aus Italien ausgeführt worden und sollen jetzt zurückgebracht werden. Doch Nachprüfungen haben ergeben, dass Namen und Adressen von Besitzern nicht stimmen, dass in manchen Formularen nur abgekürzte Hundebezeichnungen stehen. Alles ist in derselben Schrift geschrieben. Zuzzi-Krebitz: "Als ob jemand versucht hätte, irgendwelche unauffälligen Dokumente zu fabrizieren, die man immer wieder benutzen kann."
Die Hunde, teilweise bis zu 63 Zentimeter hoch, waren zu zweit in 48 mal 42 Zentimeter große Käfige gepfercht. Auch in Italien erwartet die gewalttätig abgerichteten Jagdhunde nichts Gutes, weiß die Medizinerin: "Die werden ohne emotionale Beziehung betrachtet und wie Werkzeug behandelt. Oft werden sie massakriert, wenn sie keinen Nutzen mehr bringen."
Tierquälerische Transporte fallen selten, aber regelmäßig auf: 1990 wurden in Kärnten 102 Hundebabys und 18 Perserkatzen aus Polen beschlagnahmt; vor wenigen Jahren fiel in Wien ein illegaler Transport mit 54 Hunden auf.
Wie grausam Menschen sein können, wenn sich Profit nur mit Tierleid erzielen lässt, weiß Reptilienzoo-Expertin Helga Happ: "Zwei Türken waren mit Schildkröten durch halb Europa gefahren und wurden mit den nicht verkauften auf dem Rückweg in Kärnten erwischt. Die Tiere waren die ganze Zeit in Plastiksäcken im Kofferraum. Einige verendeten qualvoll."
22.09.02
Quelle:
<small>[ 22. September 2002, 19:51: Beitrag editiert von: Mich ]</small>