Hi, hab noch eine etwas ältere Dobi-Geschichte gefunden...
LG
Dragon
Es war ein warmer, sonniger Juliabend, und somit war es kein Wunder, dass auf dem Spielplatz in der Fichtensiedlung sozusagen die „Hölle“ los war: da verteidigten tapfere Piraten ihre letzen Gummibären-Schätze. Ihr stolzes, farbenfrohes Schiff schwamm in einem Meer aus feinstem Sand, den die Kleinsten zum Bau von Burgen und Schlössern nutzten. Da hielten Räuberbanden arme Prinzessinnen im Rutschbahn-Turm gefangen, während Eltern und Großeltern sich im Schatten der großen Kastanienbäume unterhielten. Diese Idylle wurde eingebettet in einen Hochhauskomplex, der das Spielplatzgelände von der Hauptverkehrsstrasse abgrenzte und es den Eltern ermöglichte, ihre Kinder nahezu unbeobachtet spielen zu lassen. Einziger Schlupfwinkel war ein schmaler Pfad der zwischen zwei Hochhäusern verlief. Dieser führte direkt in den angrenzenden Wald und bot somit Wanderfreudigen Familien einen willkommenen Abstand vom Hochhaus-Trott.
Genau in diesem Spalt erschien plötzlich, aus heiterem Himmel, ein Hund. Es war ein stolzes Tier: Sein pechschwarzes Fell glänzte im Sonnenlicht, es hatte leuchtende rostbraune Abzeichen um Pfoten und Fang, eine lange, dünne, leicht hin- und herwippende Rute sowie für einen Jagdhund typische Hängeohren. Über den Augen befanden sich zwei weitere rostbraune Male, die den kecken Ausdruck verstärkten. Der Hund war groß. Dies veranlasste einen der Väter, die am Rand des Spielplatzes standen, seinen Kindern zuzurufen, dass sie wegbleiben sollen. Sonst war da nichts. Kein Herrchen. Kein Frauchen. Der Hund kam, mit wedelnder Rute auf das Menschenrudel zu. Unter den kräftigten Oberschenkeln konnte man die Muskeln erkennen, dennoch wirkte sein Gang edel und grazil. Eines der Kinder ging auf den Hund zu. Der Hund blieb stehen. Er wedelte. Das Kind lachte. Es kraulte den Hund am Kopf. Der Hund begann vor dem Kind hin- und herzuspringen, er rollte sich vor ihm auf dem Boden und Griff mit der Pfote nach ihm. Als die anderen Kinder sahen, wie sehr der Hund es genoss, mit dem Kind zu spielen, vergaßen sie all ihre Schätze, die es zu verteidigen gab, die Prinzessinnen, die fliehen wollten und die Schiffschaukel, die so wunderbar hoch schaukelte. Sie liefen alle in Richtung des Hundes, streckten ihre Hände aus, die der Hund eifrig beschnupperte. Einige trauten sich auch, ihn zu kraulen. Die Eltern lächelten. „Was für ein braver Hund!“ sagte eine alte Dame und warf dem Tier ein Stück Wurstsemmel vor die Füße. Der Hund bedankte sich schmatzend. Er war so vertieft in seine neuen Freunde, dass er nicht einmal hörte, dass sein Frauchen ihn rief. „Dragon! Dragon!“ hörte man eine Stimme aus dem Wald rufen. „Hier ist er.“ Riefen einige der Erwachsenen zurück.
Carmen traf blankes entsetzen. Sie zitterte. Das, was sie befürchtet hatte, ist also wirklich passiert: Ihr Dragon hatte den Weg in die Fichtensiedlung eingeschlagen. Dort, wo es um diese Zeit nur so von Kindern und ihren besorgten Eltern wimmelte. Sie schluckte. Das würde Ärger geben. Ihre Hände wurden feucht. Umso mehr erschrak sie, als sich ihr, am Ende des Pfades angekommen, das Bild eines von jauchzenden Kindern umgebenen Dragons sah. „Dragon! Hier her! Sofort!“. Jetzt erst bemerkten die Menschen rund um Dragon – und dieser selbst – die Ankunft des Frauchens. „Lassen sie ihn doch.“ sagte ein Vater. „Ja, so ein netter Hund. Der tut doch nix.“ fügte die alte Wurstsemmel- Dame hinzu. „Aber hier sind doch Hunde verboten.“ Carmen war Unwohl. Sie wollte hier weg. Sie versuchte abzulenken, zeigte auf ein Schild, das einen durchgestrichenen Hund darstellte. „Macht doch nix. Wird sich schon keiner beschweren. Oder?! Wo kein Kläger, da kein Richter. Und schön ist der erst. Ein Jagdhund, nicht war?“ Erleichtert nahm Carmen all die Lobeshymnen auf, die die Menschen über ihren Dragon machten. Sie lächelte. „Es geht also doch.“ dachte sie.
„Papa, Papa! Wir kriegen doch auch einen Hund, nicht wahr?“ Ein kleiner Junge hing an der Jacke seines Vaters und bettelte. „Du hast es mir versprochen!“ „Aber ja, so langsam bist du auch alt genug dafür.“ Der Vater lächelte. Sein Interesse galt Dragon, der sich gehorsam von seinem Frauchen anleinen ließ. „Sagen Sie, was ist das für ein Hund?“ fragte er Carmen. In ihr wuchs der stolz. Selbstsicher antwortete sie, doch in ihrer Antwort spielte auch diese Angst mit. Die Angst davor, wie ihr gegenüber reagieren würde. Und so kam es, dass sie, ohne es zu wollen, kurz schluckte: „Ein Dobermann.“
Die Menge verstummte. Hier und da noch ein Kinderlachen. Aber die meisten Kinder befanden sich in den Armen ihrer Eltern, die sie – besorgter weise – von dem Hund weggezogen hatten. „So was unverschämtes. Wie kann man nur! Solch einen Hund. Die Kinder!“ sagte die Wurstsemmel-Dame „Das wird ein Nachspiel haben. Da können Sie sich sicher sein!“ drohten andere. „Machen Sie, dass sie mit ihrem Köter hier wegkommen. Und wenn ich den Hund noch einmal hier sehe…“ Empörung machte sich breit. Carmen drehte sich um. Sie kraulte Dragon. „Braver Hund.“ Sagte sie. Sie gingen den Pfad zurück. Eine Träne kullerte ihre Wange hinunter. Hinter der Lichtung setzte sie sich zu Dragon. „So ist das halt. Und ich dachte schon…“ sagte sie und strich ihm zart über den Kopf.
LG
Dragon
Es war ein warmer, sonniger Juliabend, und somit war es kein Wunder, dass auf dem Spielplatz in der Fichtensiedlung sozusagen die „Hölle“ los war: da verteidigten tapfere Piraten ihre letzen Gummibären-Schätze. Ihr stolzes, farbenfrohes Schiff schwamm in einem Meer aus feinstem Sand, den die Kleinsten zum Bau von Burgen und Schlössern nutzten. Da hielten Räuberbanden arme Prinzessinnen im Rutschbahn-Turm gefangen, während Eltern und Großeltern sich im Schatten der großen Kastanienbäume unterhielten. Diese Idylle wurde eingebettet in einen Hochhauskomplex, der das Spielplatzgelände von der Hauptverkehrsstrasse abgrenzte und es den Eltern ermöglichte, ihre Kinder nahezu unbeobachtet spielen zu lassen. Einziger Schlupfwinkel war ein schmaler Pfad der zwischen zwei Hochhäusern verlief. Dieser führte direkt in den angrenzenden Wald und bot somit Wanderfreudigen Familien einen willkommenen Abstand vom Hochhaus-Trott.
Genau in diesem Spalt erschien plötzlich, aus heiterem Himmel, ein Hund. Es war ein stolzes Tier: Sein pechschwarzes Fell glänzte im Sonnenlicht, es hatte leuchtende rostbraune Abzeichen um Pfoten und Fang, eine lange, dünne, leicht hin- und herwippende Rute sowie für einen Jagdhund typische Hängeohren. Über den Augen befanden sich zwei weitere rostbraune Male, die den kecken Ausdruck verstärkten. Der Hund war groß. Dies veranlasste einen der Väter, die am Rand des Spielplatzes standen, seinen Kindern zuzurufen, dass sie wegbleiben sollen. Sonst war da nichts. Kein Herrchen. Kein Frauchen. Der Hund kam, mit wedelnder Rute auf das Menschenrudel zu. Unter den kräftigten Oberschenkeln konnte man die Muskeln erkennen, dennoch wirkte sein Gang edel und grazil. Eines der Kinder ging auf den Hund zu. Der Hund blieb stehen. Er wedelte. Das Kind lachte. Es kraulte den Hund am Kopf. Der Hund begann vor dem Kind hin- und herzuspringen, er rollte sich vor ihm auf dem Boden und Griff mit der Pfote nach ihm. Als die anderen Kinder sahen, wie sehr der Hund es genoss, mit dem Kind zu spielen, vergaßen sie all ihre Schätze, die es zu verteidigen gab, die Prinzessinnen, die fliehen wollten und die Schiffschaukel, die so wunderbar hoch schaukelte. Sie liefen alle in Richtung des Hundes, streckten ihre Hände aus, die der Hund eifrig beschnupperte. Einige trauten sich auch, ihn zu kraulen. Die Eltern lächelten. „Was für ein braver Hund!“ sagte eine alte Dame und warf dem Tier ein Stück Wurstsemmel vor die Füße. Der Hund bedankte sich schmatzend. Er war so vertieft in seine neuen Freunde, dass er nicht einmal hörte, dass sein Frauchen ihn rief. „Dragon! Dragon!“ hörte man eine Stimme aus dem Wald rufen. „Hier ist er.“ Riefen einige der Erwachsenen zurück.
Carmen traf blankes entsetzen. Sie zitterte. Das, was sie befürchtet hatte, ist also wirklich passiert: Ihr Dragon hatte den Weg in die Fichtensiedlung eingeschlagen. Dort, wo es um diese Zeit nur so von Kindern und ihren besorgten Eltern wimmelte. Sie schluckte. Das würde Ärger geben. Ihre Hände wurden feucht. Umso mehr erschrak sie, als sich ihr, am Ende des Pfades angekommen, das Bild eines von jauchzenden Kindern umgebenen Dragons sah. „Dragon! Hier her! Sofort!“. Jetzt erst bemerkten die Menschen rund um Dragon – und dieser selbst – die Ankunft des Frauchens. „Lassen sie ihn doch.“ sagte ein Vater. „Ja, so ein netter Hund. Der tut doch nix.“ fügte die alte Wurstsemmel- Dame hinzu. „Aber hier sind doch Hunde verboten.“ Carmen war Unwohl. Sie wollte hier weg. Sie versuchte abzulenken, zeigte auf ein Schild, das einen durchgestrichenen Hund darstellte. „Macht doch nix. Wird sich schon keiner beschweren. Oder?! Wo kein Kläger, da kein Richter. Und schön ist der erst. Ein Jagdhund, nicht war?“ Erleichtert nahm Carmen all die Lobeshymnen auf, die die Menschen über ihren Dragon machten. Sie lächelte. „Es geht also doch.“ dachte sie.
„Papa, Papa! Wir kriegen doch auch einen Hund, nicht wahr?“ Ein kleiner Junge hing an der Jacke seines Vaters und bettelte. „Du hast es mir versprochen!“ „Aber ja, so langsam bist du auch alt genug dafür.“ Der Vater lächelte. Sein Interesse galt Dragon, der sich gehorsam von seinem Frauchen anleinen ließ. „Sagen Sie, was ist das für ein Hund?“ fragte er Carmen. In ihr wuchs der stolz. Selbstsicher antwortete sie, doch in ihrer Antwort spielte auch diese Angst mit. Die Angst davor, wie ihr gegenüber reagieren würde. Und so kam es, dass sie, ohne es zu wollen, kurz schluckte: „Ein Dobermann.“
Die Menge verstummte. Hier und da noch ein Kinderlachen. Aber die meisten Kinder befanden sich in den Armen ihrer Eltern, die sie – besorgter weise – von dem Hund weggezogen hatten. „So was unverschämtes. Wie kann man nur! Solch einen Hund. Die Kinder!“ sagte die Wurstsemmel-Dame „Das wird ein Nachspiel haben. Da können Sie sich sicher sein!“ drohten andere. „Machen Sie, dass sie mit ihrem Köter hier wegkommen. Und wenn ich den Hund noch einmal hier sehe…“ Empörung machte sich breit. Carmen drehte sich um. Sie kraulte Dragon. „Braver Hund.“ Sagte sie. Sie gingen den Pfad zurück. Eine Träne kullerte ihre Wange hinunter. Hinter der Lichtung setzte sie sich zu Dragon. „So ist das halt. Und ich dachte schon…“ sagte sie und strich ihm zart über den Kopf.