Wolfgang
KSG-Haarspalter™
In Erfurt leben offiziell 8400 Hunde. Aber wo, fragt sich Frau G. (* ). Sie sucht vergeblich eine Wohnung für sich und ihren Vierbeiner.
Robbi ist ein Rottweiler, aber eigentlich ganz lieb. Noch nie haben sich Nachbarn über ihn beschwert. "Er schlägt nicht mal an, wenn es klingelt, jault nicht, wenn er alleine ist", versichert sein Frauchen. In den Fahrstuhl darf Robbi nur mit Beißkorb - zur Sicherheit, passiert ist noch nie etwas, erzählt die Halterin. Auf der Straße läuft der Rottweiler brav an der Leine. Eigentlich will er nur seine Ruhe, so die Besitzerin.
Seit einem Jahr sucht sie mit ihrem Lebenspartner in Erfurt ein neues Zuhause. Ihr bisheriges, eine Wohnscheibe am Roten Berg, steht halb leer. Gerüchte vom Abriss machen die Runde. Auch Frau G. möchte weg. Beinahe täglich studiert sie Wohnungsanzeigen. Doch hat sie ein passendes Angebot gefunden und nachgefragt, folgt die Enttäuschung auf den Fuß. Als ehrliche Mieterin sagt sie gleich, dass sie einen Hund mitbringt. "Dann wird jedesmal nach der Größe und der Rasse gefragt. Wenn ich sage, ein Rottweiler, heißt es sofort: Nein, tut uns leid." Noch nie habe sich ein Makler dafür interessiert, wie denn der Hund sei, ob es schon mal Beschwerden gegeben habe, wundert sich die Hundebesitzerin.
Doch das Recht ist nicht auf ihrer Seite. Bei Hundehaltung in der Wohnung ist generell das Einverständnis des Vermieters erforderlich. Während kleine Hunde meist akzeptiert werden, gibt es bei großen tatsächlich häufig eine Ablehnung, weiß der Erfurter Mieterverein.
Bis zu einer Schulterhöhe von 30 Zentimetern kann Bello bei der Kowo problemlos einziehen. Alles, was jedoch größer ist als Spitz oder Dackel, hat schlechte Karten. "Wir lassen uns den Hund vorführen und entscheiden im Einzelfall", schildert Cornelia Mörstedt. "Schließlich wollen wir ja vermieten." Eine Rentnerin mit einem auch etwas größeren Hund darf meist einziehen - sie hat Zeit, sich um das Tier zu kümmern. Andere Wohnungssuchende, vor allem junge Leute, die mit ihren großen Tieren kleine Wohnungen wollen, haben dagegen selten Glück. "Es sei denn, es handelt sich um ein Haus, wo schon viele Hunde leben", so die Kowo-Mitarbeiterin. Und kommt ein Mietvertrag zustande, aber der Hund erweist sich als Ärgernis, drohen Abmahnung und Kündigung. "Dann muss der Mieter ausziehen oder den Hund abgeben." Beides wurde schon mehrfach Realität.
Die Wohnungsgenossenschaften handhaben die Sache ähnlich wie die Kowo. Ziemlich viel Entgegenkommen bringt die WBG Erfurt auf. Wer ordentlich Steuern zahlt, darf seinen Vierbeiner mitbringen. Der Hund habe auch mal das Recht zu bellen, heißt es hier, darf aber kein Kläffer sein. Entpuppt er sich als solcher, gibt es keinen Pardon. Bei der WBG Zukunft bringen gute Beurteilungen von Tierarzt und Vorvermieter Pluspunkte. Aber ein Rottweiler? ". . . ist ein Problem", bekennt Silke Wuttke. Dabei zählt er laut Hundeverordnung nicht zu den gefährlichen Hunden. Das sind die verschiedenen Bullterrier-Rassen. Die lässt kein Vermieter einziehen. Wo wohnen dann die 160 Kampfhunde in Erfurt? Da bleibt ja nur als Möglichkeit: Bei Wohnungseigentümern.
Private Vermieter sagen meist von vorn herein nein zum Hund. Hier dominiert die Angst, andere Mieter zu verschrecken, begründet Ulrich Pelz, Geschäftsführer des Vermieterverbandes, die ablehnende Haltung der 1300 Mitglieder mit ihren 40 000 Wohnungen in Erfurt. Ihre Erfahrungen besagen: Tatsächlich gibt es häufig Probleme. So rangiert der Hund bei Beschwerden über Lärmbelästigung gleich an zweiter Stelle nach lauter Musik - noch vor Kinderstreitigkeiten. Weitere Minuspunkte: Hundehaufen im Wohnumfeld, Angst bei den Mitbewohnern.
Das Erfurter Tierheim ist häufig die Endstation einer vergeblichen Wohnungssuche. "Hier sitzen oft Leute, die heulen, weil sie ihren Hund abgeben müssen", erlebt der Leiter Dr. Matthias Harnisch immer wieder. Vor allem sind es große Hunde, auch Rottweiler. Eine Bekannte von Frau G. entschied sich ebenfalls zu diesem schweren Schritt. Jene gab ihren Kampfhund ins Tierheim, um endlich einen Mietvertrag unterschreiben zu können. "Ich würde Robbi nie abgeben", ist sich Diana G. sicher. Angelika HAUBNER (Der vollständige Name ist der Redaktion bekannt).
23.05.2003
Robbi ist ein Rottweiler, aber eigentlich ganz lieb. Noch nie haben sich Nachbarn über ihn beschwert. "Er schlägt nicht mal an, wenn es klingelt, jault nicht, wenn er alleine ist", versichert sein Frauchen. In den Fahrstuhl darf Robbi nur mit Beißkorb - zur Sicherheit, passiert ist noch nie etwas, erzählt die Halterin. Auf der Straße läuft der Rottweiler brav an der Leine. Eigentlich will er nur seine Ruhe, so die Besitzerin.
Seit einem Jahr sucht sie mit ihrem Lebenspartner in Erfurt ein neues Zuhause. Ihr bisheriges, eine Wohnscheibe am Roten Berg, steht halb leer. Gerüchte vom Abriss machen die Runde. Auch Frau G. möchte weg. Beinahe täglich studiert sie Wohnungsanzeigen. Doch hat sie ein passendes Angebot gefunden und nachgefragt, folgt die Enttäuschung auf den Fuß. Als ehrliche Mieterin sagt sie gleich, dass sie einen Hund mitbringt. "Dann wird jedesmal nach der Größe und der Rasse gefragt. Wenn ich sage, ein Rottweiler, heißt es sofort: Nein, tut uns leid." Noch nie habe sich ein Makler dafür interessiert, wie denn der Hund sei, ob es schon mal Beschwerden gegeben habe, wundert sich die Hundebesitzerin.
Doch das Recht ist nicht auf ihrer Seite. Bei Hundehaltung in der Wohnung ist generell das Einverständnis des Vermieters erforderlich. Während kleine Hunde meist akzeptiert werden, gibt es bei großen tatsächlich häufig eine Ablehnung, weiß der Erfurter Mieterverein.
Bis zu einer Schulterhöhe von 30 Zentimetern kann Bello bei der Kowo problemlos einziehen. Alles, was jedoch größer ist als Spitz oder Dackel, hat schlechte Karten. "Wir lassen uns den Hund vorführen und entscheiden im Einzelfall", schildert Cornelia Mörstedt. "Schließlich wollen wir ja vermieten." Eine Rentnerin mit einem auch etwas größeren Hund darf meist einziehen - sie hat Zeit, sich um das Tier zu kümmern. Andere Wohnungssuchende, vor allem junge Leute, die mit ihren großen Tieren kleine Wohnungen wollen, haben dagegen selten Glück. "Es sei denn, es handelt sich um ein Haus, wo schon viele Hunde leben", so die Kowo-Mitarbeiterin. Und kommt ein Mietvertrag zustande, aber der Hund erweist sich als Ärgernis, drohen Abmahnung und Kündigung. "Dann muss der Mieter ausziehen oder den Hund abgeben." Beides wurde schon mehrfach Realität.
Die Wohnungsgenossenschaften handhaben die Sache ähnlich wie die Kowo. Ziemlich viel Entgegenkommen bringt die WBG Erfurt auf. Wer ordentlich Steuern zahlt, darf seinen Vierbeiner mitbringen. Der Hund habe auch mal das Recht zu bellen, heißt es hier, darf aber kein Kläffer sein. Entpuppt er sich als solcher, gibt es keinen Pardon. Bei der WBG Zukunft bringen gute Beurteilungen von Tierarzt und Vorvermieter Pluspunkte. Aber ein Rottweiler? ". . . ist ein Problem", bekennt Silke Wuttke. Dabei zählt er laut Hundeverordnung nicht zu den gefährlichen Hunden. Das sind die verschiedenen Bullterrier-Rassen. Die lässt kein Vermieter einziehen. Wo wohnen dann die 160 Kampfhunde in Erfurt? Da bleibt ja nur als Möglichkeit: Bei Wohnungseigentümern.
Private Vermieter sagen meist von vorn herein nein zum Hund. Hier dominiert die Angst, andere Mieter zu verschrecken, begründet Ulrich Pelz, Geschäftsführer des Vermieterverbandes, die ablehnende Haltung der 1300 Mitglieder mit ihren 40 000 Wohnungen in Erfurt. Ihre Erfahrungen besagen: Tatsächlich gibt es häufig Probleme. So rangiert der Hund bei Beschwerden über Lärmbelästigung gleich an zweiter Stelle nach lauter Musik - noch vor Kinderstreitigkeiten. Weitere Minuspunkte: Hundehaufen im Wohnumfeld, Angst bei den Mitbewohnern.
Das Erfurter Tierheim ist häufig die Endstation einer vergeblichen Wohnungssuche. "Hier sitzen oft Leute, die heulen, weil sie ihren Hund abgeben müssen", erlebt der Leiter Dr. Matthias Harnisch immer wieder. Vor allem sind es große Hunde, auch Rottweiler. Eine Bekannte von Frau G. entschied sich ebenfalls zu diesem schweren Schritt. Jene gab ihren Kampfhund ins Tierheim, um endlich einen Mietvertrag unterschreiben zu können. "Ich würde Robbi nie abgeben", ist sich Diana G. sicher. Angelika HAUBNER (Der vollständige Name ist der Redaktion bekannt).
23.05.2003