Mich interessierte in erster Linie die sprachliche Komponente.
Mit den natürlichen Geschlechtern von Wörtern haben meiner Erfahrung nach auch die größten Genderfanatiker zumindest unter den Sprachspezis gar keine Probleme.
Von denen wirst du Formulierungen wie "Da mach ich nicht mit, es heißt DER SItzkreis, das ist diskriminierend" nie hören.
Und folglich wird sich auch ein männlicher Lektor vom Begriff "Fachkraft" nicht diskriminiert fühlen.
Anders ist es, wenn in einem Bereich, wo es eine männliche und eine weibliche Form der Berufsbezeichnung gibt, ganz selbstverständlich die männliche Bezeichnung als Standard geführt wird, weil nach Ansicht einiger konservativer Kollegen "das Maskulinum" also, das männliche Geschlecht, das Standardgeschlecht ist und automatisch beides meinen kann. - Merke: kann. Nicht muss.
Denn es gibt wohl Untersuchungen dazu, dass, wenn von "Experten" die Redes ist, auch im Deutschen, wo "Experte" ja angeblich der maskuline neutrale Ausdruck ist, Männer wie Frauen sich unwillkürlich nur Männer vorstellen. In dem Fall zementiert die Verwendung des Mskulinums also den Eindruck, Fachleute seien überwiegend männlich.
Dabei sind in vielen Krankenhäusern schon mehrheitlich weibliche Ärzte - kurz, Ärztinnen beschäftigt. Und in meinem Berufsfeld czB schätzungsweise 75-80% Frauen.
Dennoch wird zB im Krankenhauskontext immer noch davon ausgegangen, dass Ärztinnen ganz selbstverständlich unter dem Begriff "Ärzte" zusammengefasst werden können, während
echte, also männliche. Ärzte sich beim Begriff "Ärztinnen" ausgegrenzt fühlen. Und bei Lektoren und Übersetzern natürlich ähnlich, obwohl
da das Verhältnis noch krasser ist.
Hier formt die Sprache tatsächlich die Realität mit, bzw. sie würde sie verzerren, wenn 6 von 10 Ärztestellen weiblich besetzt sind und sich beim Begriff "Ärzteschaft" oder "Ärzte" die Patienten immer noch eine männliche Mehrheit vorstellen. (Und Leute, die weder noch sind, gar nicht auf dem Zettel haben.)
Und deswegen ist es wichtig, darauf zu achten, wie Sprache verwendet wird.
Nun ist es in manchem Zusammenhang furchtbar umständlich, jedesmal -en und -innen zu verwenden. Und nicht immer macht das den Text lesbarer.
Dann braucht man neutrale Ausdrücke, die sich gut lesen lassen, kein falsches Bild erzeugen und niemanden von vornherein durch das erzeugte Bild im Kopf ausschließen.
"Fachkraft" wäre tatsächlich so ein Ausdruck. "Person", "Leute", "Vertretung", "Ersatz", Mitglied (fast alle weiblich, aber jedem ist automatisch klar, dass eine Person sowohl männlich als auch weiblich sein kann.
Bei einem "Fachmann", "Experten", "Nachfolger" ist das anders. Auch wenn m/w/d/xyz dahintersteht, prägt die maskuline Endung das innere Bild und Frauen bewerben sich in so einem Fall automatisch seltener.
Das war jertzt mal mein Löffel Send zum Gendern.