Aber es fällt mir zunehmend schwerer, speziell in dieser Frage den Leuten, die diese Meinung vertreten, geduldig zuzuhören.
Ich kann das fast gar nicht mehr.
Ich habe die Tage zufällig in eine Talkshow gezappt (Illner oder Maischberger, weiß nicht mehr), wo Wagenknecht mit Baum über den Ukrainekrieg diskutiert hat. Ich hab's nicht lange ausgehalten, obwohl ich Baum gern weiter zugehört hätte. Aber Wagenknecht ertrug ich nicht, und noch dazu fiel sie Baum dauernd ins Wort, unentwegt. Es war nicht zum aushalten. Ich zappte weiter und geriet an Lanz, den ich eigentlich nicht mag, aber danach richtiggehend erholsam fand.
Beispiel: Ich habe heute im DLF ein Interview mit Margot Käsmann gehört, zu diesem Thema, die eben sehr friedensbewegt die Meinung vertritt, es müsse eine andere Lösung geben als immer weiter Krieg und Aufrüstung, und da irgend so ein Manifest mit unterschrieben hat.
Und als der Moderator sie fragte, was sie sich denn da so vorstelle, antwortete sie: "Ich würde mir da mehr Fantasie bei der Beantwortung dieser Frage wünschen, dann findet sich bestimmt eine Lösung."
Und dann musss ich mich echt anstrengen, nicht sehr ungehalten zu werden.
Und bei diesem Interview habe ich auch ganz schnell weg geschaltet. Noch vor dieser Antwort auf diese Frage.
Die ich so unsäglich wie typisch finde. Man hat selbst keine Ahnung, wie man Putin von diesem Krieg abbringen soll, verlangt das aber vollmundig von anderen.
Man schreibt einen Brief an Scholz, dass er gefälligst einen Verhandlungsfrieden auf den Weg bringen soll. Man schreibt aber irgendwie keinen Brief an Putin. Ich meine, wenn man Putin doch nur ins Gewissen reden muss, und dann hört er auf, wieso redet man ihm dann nicht selbst ins Gewissen? Wieso verlangt man das von Dritten?
Das "Manifest", das sie unterschrieben hat, war übrigens der Brief an Scholz, von Wagenknecht und Schwarzer gemeinsam verfasst. Dreamteam!
(Das einzige (aus meiner Sicht) "Vernünftige", was sie gesagt hat, war, dass man die russische Zivilgesellschaft, die paar Menschen, die dort Widerstand leisten, mehr unterstützen sollte. Allerdings ist das ja auch wieder leicht gesagt - und im Endeffekt läuft es auf das hinaus, was die CIA in Afghanistan unter russischer Besetzung mit den Taliban gemacht hat. Ist das dort unmoralisch und hier okay, weil wir hier die Ziele letztlich teilen oder zu teilen glauben? - abwr da verzettele vermutlich ich mich gerade gedanklich...)
Deinen Taliban-Vergleich finde ich falsch. Es ist nicht das gleiche, weil die Taliban nicht die afghanische Zivilgesellschaft waren. Sie waren im Widerstand gegen die Russen, aber sie waren die Taliban. Und von daher ist für mich ganz klar das eine nicht okay und das andere okay, weil die jeweiligen Protagonisten einmal nicht okay und einmal okay sind. Ich finde nicht, dass man davon absehen kann.