Was ich an dem RTL-Beitrag fragwürdig finde:
Weniger die Praxis des "Sich Einschleichens" an sich - das macht investigativen Journalismus letztlich aus. Der spielt diesbezüglich nicht fair, rechtfertigt das aber idR damit, dass die, die ausgeforscht werden, das auch nicht tun.
Darüber kann man lange debattieren, letztlich bleibt es fragwürdig, weil falsche Tatsachen vorgespiegelt werden - je nachdem, was enthüllt werden soll, scheint das schwerer oder leichter zu wiegen, oder eher oder weniger gerchtfertig zu sein. (Die ALlgemeinheit bedrohende Umstände, die von den Zuständigen verschleiert werden: verdeckte Ermittlung gerechtfertigt. Das Privatleben irgendwelcher Prominenter, das nur für Fans von Interesse ist und eigentlich keinen etwas angeht - nicht gerechtfertigt. Beteiligung von Prominenten an Straftaten - wiederum eher gerechtfertigt... usw usf.)
Die Frage bleibt aber halt: Wie intensiv wird ermittelt und wie nah am Sachverhalt wird berichtet. Der freie Mitarbeiter, der vielleicht für seine Arbeit einen Vorschuss gekriegt hat, ist ständig in der Versuchung, Ermittlungen etwas aufzupeppen, weil die Wahrheit vielleicht recht banal und uninteressant ist, von ihm oder ihr aber Inhalte gefordert werden. Auch das Banale interessant zu machen, ohne etwas hinzuzufügen, ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht - und die auch nicht in jedem Format gefragt ist. (im Boulevardbereich eher nicht zB).
Was mich aber extrem ankäst: Entweder, die haben da - schon Anfang 2021 - strafrechtlich Relevantes gefilmt. Dann sind sie mE in der Pflicht, das zu veröffentlichen und den Verantwortlichen komplett zugänglich zu machen. Haben sie aber nicht.
Oder nicht. Dann brauchen sie aber auch nicht durch "geschickte" Berichterstattung so zu tun, als sei das der Fall.
Wenn die handfeste Informationen über Tierquälerei über ein Jahr zurückgehalten haben, um eine Story drauszumachen, finde ich das wirklich daneben.
Wenn sie keine handfesten Informationen haben - finde ich es zumindest fragwürdig, wenn sie so tun, als hätten sie die.