pro iure animalis
Newsletter vom 22.11.2009
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Treibjagden
Der Herbst ist immer die Zeit der großen Treibjagden, des großen Massentötens der Wildtiere und der Gefährdung ahnungsloser Mitmenschen, die in eine solche Schiessveranstaltung hineingeraten. Nachdem diese Woche wieder ein Jäger bei einer solchen Jagd in Rheinland-Pfalz erschossen wurde, möchten wir nochmal das enorme Gefährdungspotential solcher tierschutzwidrigen Jagdformen herausstellen.
Mit groß angelegten Treib- und Drückjagden von bis zu 300 Freizeitschützen stellen sich die Jäger mit Unterstützung der opportunistischen Behörden als Beschützer und Retter der vom Wild - mal sind es Wildschweine, mal ist es der Fuchs - bedrohten Natur und Menschheit dar.
Grundsätzlich bleibt in der öffentlichen Diskussion hingegen unerwähnt, dass von solchen Jagden selbst in hohem Maß eine starke Gefährdung für die Bevölkerung ausgeht.
Eine Treibjagd mit Dutzenden von Jägern wird zu einer unkontrollierbaren Veranstaltung, die absurderweise zudem nicht genehmigungspflichtig ist und der Selbstkontrolle der Jäger überlassen wird.
In Deutschland, wo normalerweise das letzte und auch das allerletzte Detail geregelt ist, ist es erlaubt, ohne Ankündigung derartige Treffen einzubestellen und ohne adäquate Warnhinweise ahnungslose Mitbürger - Mütter mit ihren Kindern, Familien mit ihren Hunden, kurz alle Passanten -, in erheblichem Maß zu gefährden.
Rücksichtslos gegenüber Sonn- und Feiertagsruhe wird die Bevölkerung durch diese Gruppen gestört, gemaßregelt und belästigt. Auf Grund fehlender bzw. mangelnder Kennzeichnungen und Hinweise geraten Passanten ohne Wissen in eine solche Jagd-Szenerie, wie von uns mehrfach beobachtet wurde. Lediglich an Straßenrändern findet sich hin und wieder ein von den Jägern selbst gestaltetes Hinweisschild - ohne jede rechtliche Bedeutung - auf eine stattfindende Schiessveranstaltung.
Tiere werden hierbei durch den entstehenden Jagddruck hochflüchtig. Es entsteht eine gravierende Verkehrsgefährdung im unmittelbaren und weitläufigerem Gebiet einer solchen Jagdveranstaltung: flüchtende Tiere überqueren Straßen und auch das Aggressionspotential der normalerweise eher scheuen Tiere wird gesteigert. Ferner kann die Auswahl des Gebietes für eine Jagd die Gefährdung für die Bevölkerung steigern. Findet eine Treib- oder Drückjagd beiderseitig einer Hauptverkehrsstraße statt, steigt das Unfallrisiko im Straßenverkehr, selbst bei angepasster Fahrweise, exorbitant.
Stichproben ergaben ausserdem, dass einige Jäger auch bedenkenlos ihre Schusswaffen im Auto bei Treibjagden zurücklassen (was strengstens verboten ist!) und somit fahrlässig einen Waffendiebstahl provozieren.
Mit dem Tierschutzgesetz ist eine Treibjagd in der praktizierten Form im Grundsatz gleichfalls nicht vereinbar. Das Tierschutzgesetz fordert für das Töten eines Tieres einen vernünftigen Grund und setzt voraus, dass dann die Tötung mit Sachkenntnis und unter Bedingungen stattfindet, die unnötiges Leid ausschließt. Eine Treib- oder Drückjagd jedoch schafft für die Tötung des Tieres denkbar ungünstige Umstände: die Tiere sind hochflüchtig, gezielte Schüsse sind mehr Zufall als die Regel. Verletzte Tiere verenden oft nach langem Leiden, zumal häufig keine adäquate Nachsuche - trotz gegenteiliger Beteuerung - stattfindet.
Eine genaue Beobachtung einer Treibjagd macht zudem deutlich, dass diese von einer Vielzahl der Jäger und leider auch der politisch Verantwortlichen mehr als ein gesellschaftliches Ereignis angesehen wird, als eine Maßnahme der vermeintlichen Bestandsregulierung. Treibjagden sind für sie ein Synonym für Hobby- und Spaßjagd, um ungezügelten Trophäenkult auszuleben.
Es ist bezeichnend für die enge Verzahnung von Behörde, Politik und Jagdlobby, dass die enorme Gefährdung der Bürger durch derart unkontrollierte und überaus gefährliche Veranstaltungen billigend in Kauf genommen wird!
Wir bitten daher alle Bürger, derartige Veranstaltungen mit tiefer Skepsis zu betrachten und Gefährdungen jeglicher Art umgehend bei den zuständigen Behörden zur Anzeige zu bringen. Lassen Sie sich nicht von den Jägern einschüchtern. Wald und Flur, sowie die dort lebenden Wildtiere, sind kein Eigentum der Jäger! Wehren Sie sich gegen den herbstlichen Jagd-Terror!
Herzliche Grüße
Gunter Bleibohm | Harald Hoos | Willi Schuppert | Bettina Volpe