Ich finde deine Eltern und ihre Herangehensweise an das Thema sehr sympathisch. Das Unausweichliche kommt eh, in welcher Form auch immer. Dass das mit deiner Art mit dem Thema umzugehen ein wenig kollidiert - so what.
Ja und Ja.
Es kollidiert wirklich heftig mit meiner eigenen Herangehensweise bei Krisen. Für mich ist erzwungene Untätigkeit und Nichtwissen tatsächlich eine Qual gg
Es geht hier aber nicht um mich, sondern um meinen Vater und meine Mutter. Meine Aufgabe ist es, sie zu begleiten und nicht, ihnen Vorschriften zu machen.
Als wir uns das letzte Mal getroffen haben, hatte ich vorher meinem Vater die Einwilligung abgerungen, die Ergebnisse vom MRI und US sehen zu dürfen. Ich habe gemerkt, dass ihm das nicht angenehm ist. Als wir bei ihnen waren, hatte ich plötzlich das Gefühl, dass es nicht okay ist, die Berichte sehen zu wollen und habe nicht danach gefragt. Mein Vater hat das Thema ebenfalls nicht angesprochen, aber im Restaurant darum gebeten, dass wir den Krebs ausklammern und uns einen schönen Abend machen. Das haben wir dann auch gemacht.
Morgen fahren sie nach Paderborn, um dort Silvester zu feiern. Das ist seit einigen Jahren bei ihnen Tradition und ich bin sicher, sie werden es genießen. Sie lieben die Band, die jedes Silvester dieselbe ist und zu deren Musik sie gerne tanzen. Dieselbe Band gibt im Frühjahr einen "Abba-Abend" im Hotel. An dem Abend sind meine Eltern als Abba-Fans auch dort und haben es für das nächsten Frühjahr schon im letzten Herbst gebucht. Ich hoffe, das klappt.
Durch meine Teilnahme in der Hautkrebsgruppe habe ich mittlerweile einen guten Einblick, was welches Stadium für meinen Vater bedeuten würde. Am 03.01. haben meine Eltern einen Termin in der Uniklinik. Mein Vater soll regelmäßige Infusionen bekommen, wobei es sich mit ziemlicher Sicherheit um eine Immuntherapie handelt. Ich befürchte, dass dieser Termin meinen Eltern ein bisschen den Boden unter den Füßen wegziehen wird, weil sie davon ausgehen, bald wieder in Spanien zu sein. Wenn es sich wirklich um eine Immuntherapie handelt, ist das aber völlig unrealistisch.
Hinzu kommt, dass die Immuntherapie extrem teuer ist. Mein Vater ist Privatpatient und die Therapie würde problemlos übernommen werden. Nach dem was ich in der Hautkrebsgruppe gelernt habe, würde in seinen Alter eine Immuntherapie aber nur sinnvoll sein, wenn er Stadium IV wäre. Das wäre palliativ und die Therapie kann ein bisschen mehr Zeit rausholen. Ich habe aber Sorge, dass ihm die Immuntherapie unnötig aufgequatscht wird und ihm wertvolle Zeit verloren geht.