Ich hatte heute meinen ersten Arbeitstag nach den Ferien. Mein Arbeitsbereich hat sich geändert. Mein Nannysohn ist nun auf dem Gymnasium, was bedeutet, dass er a) Hausaufgaben hat und b) für ihn der Hort ausgelaufen ist. Er wird also nach Schulende nicht mehr betreut. Seine Beurteilung in Mathe war allerdings ziemlich übel und er sollte in den Ferien einige Lücken aus der 5. Klasse aufarbeiten, wozu er ein Computerprogramm hatte. Das misst seinen Fortschritt in Prozenten und als ich kam, lag er bei 44%. Als wir 2 Stunden später fertig waren, hatte er 45%. Wir brauchen also nur noch 110 Stunden, um das aufzuarbeiten. Dummerweise unterscheidet sich die Methode, wie man schriftlich teilt, in Deutschland und England und ich musste die englische Methode erst mal verarbeiten und danach verinnerlichen, dass ein Komma in einer Zahlenreihe nicht bedeutet, dass es sich um eine Dezimalzahl handelt. Wtf.
Seitdem er vor zwei Jahren auf die englische Schule ohne Hausaufgaben gewechselt hat, habe ich keine Ahnung, was er in der Schule grade macht. Nun hatte ich das Elend vor Augen und erkannte, dass mein Nannysohn das 1x1 immer noch an den Fingern abzählt. Dummerweise sind sie nun schon beim Teilen durch eine zweistellige Zahl und er hat keinen Plan, wie er eine grobe Schätzung machen könnte, sondern rechnet mühsam eins nach dem anderen im Kopf.
Hinzu kam, dass er große Schwierigkeiten hatte, sich zu konzentrieren. Er zappelte, ließ sich vom Sofa rutschen, warf aus Versehen nicht nur den Kuli, sondern auch meine Brille vom Tisch und Bock hatte er auch so gar nicht. Das erinnerte mich an die Anfangszeiten mit ihm, als die Hausaufgaben eine richtige Herausforderung waren. Allerdings kann ich ihn heute nicht mehr einfach an den Tisch tragen, wenn er bockt und er würde mich sicher nicht mehr beißen.
Ich muss schauen, wie wir eine Arbeitsatmosphäre hinbekomme, die funzt. Ich habe heute optimistisch mal zwei Einheiten von je 45 Minuten mit ihm gearbeitet, mit einer 10-minütigen Pause dazwischen. Morgen hole ich ihn um 12 Uhr von der Schule ab. Es ist für ihn der erste Tag im Gymnasium, aber es findet noch kein Unterricht statt. Ab Montag wird es aber ernst. Wenn wir morgen nach Hause kommen, essen wir mit dem Vater und arbeiten am Programm weiter. Ich werde versuchsweise die 90 Minuten dritteln, mit Pausen dazwischen. Wir sitzen am Tisch, es gibt dabei nichts zu naschen (habe ich heute durchgehen lassen). Wir haben keine fliegenden Blätter. Ich ahne, dass das Schuljahr anstrengend wird.
Die Eltern haben es übrigens wieder mal völlig vergeigt gg. Als sie zum Schulferienende endlich alle Aktivitäten und Schulpläne zusammen hatten, erstellten sie einen Plan, den der Vater mir als "draft plan" schickte . Auf dem war ich an drei Tagen eingetragen. Als der Nannyvater und ich vor den Ferien über das neue Jahr gesprochen haben, hatte ich ihm deutlich gesagt, dass es für mich okay ist, auch an anderen Tagen als Dienstag und Donnerstag zu arbeiten, ich aber grundsätzlich nur 2 Tage arbeiten möchte. Ich schrieb also zurück, dass ich leider wie besprochen nur an zwei Tagen verfügbar wäre. Sie schrieben zerknirscht zurück, dass ihnen das völlig entfallen wäre und schickten umgehend einen neuen Plan. Ich werde in diesem Schuljahr Montags um 15 Uhr die Kids von der Schule abholen, mit meinem Nannysohn Hausaufgaben machen, zwischendurch meine Nannytochter zum Schwimmen fahren und danach mit meinem Nannysohn weiter arbeiten kann. Donnerstag hole ich nur meinen Nannysohn von der Schule ab und wir fahren nach Hause und kümmern uns um die Hausaufgaben. Der Vorteil an dem Plan ist, dass ich viel Zeit mit meinem Nannysohn für die Hausaufgaben habe. Der Nachteil ist, dass ich meine Nannytochter nur noch Montags sehe, weil sie am Donnerstag selbstständig vom Hort zum Schwimmbad fährt und von der Mutter abgeholt wird.
Ich war um 18 Uhr wieder Zuhause, freudig begrüßt von den Wuffels, machte ein bisschen Hausarbeit, fütterte gegen 19 Uhr Hunde und Katzen, legte mich mit den Hunden aufs Sofa und las. Ab 20 Uhr lauschte ich mit einem Ohr auf Chris Ankunft, der heute im Büro in Lux war. Er kam aber nicht und in mir regte sich Sorge, als er um 21 Uhr noch nicht zuhause war. Ich überlegte, ihn anzurufen, aber irgendein schwammiges Gefühl hielt mich davon ab. Um 21.15 Uhr fiel mir ein, dass er heute ein Essen mit Chef und Kollegen hat. Das hatte er mir schon vor ein paar Tagen erzählt und heute noch mal durch eine Mail daran erinnert, aber irgendwie war es bei mir heute Abend nicht mehr präsent. Immerhin hat mich das schwammige Gefühl daran gehindert, ihn anzurufen. Ich stelle mir das ein bisschen loriotmässig vor, wenn ich angerufen hätte und nachgefragt hätte, wo er denn nun bleibt. gg